Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Konzerte
Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Große Stimmen

Michael Spyres, Tenor
Il Pomo d'Oro
Musik von Georg Friedrich Händel, Antonio Vivaldi, Jean-Philippe Rameau u. a.

in italienischer, englischer und französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h (eine Pause)

Aufführung am Donnerstag, 27. Februar 2025, 19.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 


Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)

Streifzug durch tenorale Barockjuwelen

Von Thomas Molke / © Andi Bottrell

Wenn der Tenor Michael Spyres im Rahmen der Konzertreihe "Große Stimmen" in die Philharmonie Essen kommt, erwartet man vielleicht berühmte Tenorarien des 19. Jahrhunderts. Schließlich hat er in den vergangenen Jahren auf den großen internationalen Bühnen vor allem in anspruchsvollen Partien von Rossini, Verdi, Meyerbeer, Berlioz und Wagner zuletzt bedeutende Akzente gesetzt. Umso überraschender kommt er mit einem ausgewiesenen Barock-Ensemble und stellt unter Beweis, dass es für einen Tenor auch im Barock zahlreiche Möglichkeiten zu glänzen gibt. So hat er ein buntes Programm zusammengestellt, das Perlen von bekannten Größen wie Händel, Vivaldi, Porpora und Hasse aber auch von heute größtenteils vergessenen Komponisten wie Gaetano Latilla, Domenico Sarro und Antonio Maria Mazzoni bereithält. Das Ensemble Il Pomo d'Oro, das er in relativ kleiner Besetzung mit nur sieben Musikerinnen und Musikern mitgebracht hat, steuert neben der Begleitung auch noch drei kurze Concerti bei, die Spyres kurze Verschnaufpausen zwischen den einzelnen Arien geben und dem Publikum weitere musikalische Höhepunkte bieten.

Bild zum Vergrößern

Michael Spyres

Um Zorn und Wut geht es im ersten Block mit Arien aus Händels Tamerlano, Theodora und Vivaldis Artabano, Re de'Parti. Zunächst schlüpft Spyres in die Rolle des Sultans Bajazet, der von dem Mongolenherrscher Tamerlano gefangen gesetzt worden ist und deshalb diesem die Pest an den Hals wünscht. Dafür hat Händel exorbitante Koloraturen komponiert, die Spyres mit dunkler Stimmfarbe sehr beweglich umsetzt. Hier wird deutlich, wieso Spyres auch als "Baritenor" bezeichnet wird. Mit gleicher Grandezza erweist er sich auch als großartiger Vivaldi-Interpret, wenn er als Artabano die in seine Gewalt gebrachte armenische Herrscherin in den Armen ihrer als Pagen getarnten Tochter überrascht und den vermeintlichen Liebhaber zum Tode verurteilt. Auch hier lässt Spyres dunkel gefärbte Koloraturen mit scheinbarer Leichtigkeit fließen. Das relativ ruhige Concerto a Quattro D-Dur von Vivaldi, das Il Pomo d'Oro anschließend präsentiert, lässt das begeisterte Publikum mit ruhigen Tönen erst einmal wieder durchatmen.

Koloraturen der ganz anderen Art bietet Spyres dann im zweiten Block, in dem er sich einer Arie des Alessandro aus Baldassare Galuppis Alessandro nell' Indie widmet. Als dem siegreichen Eroberer Alessandro Cleofide, die Königin eines Teils von Indien, in Fesseln vorgeführt wird, lässt er sie großmütig frei und drückt diesen Großmut mit sehr hellen Koloraturen aus. Hier hat Spyres Stimmführung nichts Baritonales, sondern klingt absolut samtig und erstrahlt in sauber angesetzten Spitzentönen. Klare Höhen gibt es auch in der letzten Arie vor der Pause, auch wenn diese jetzt wieder wesentlich kämpferischer und von Wut und Rache durchzogen sind. Spyres schlüpft hier in die Rolle des persischen Königs Cosroe, der die Herrschaft seinem hinterhältigen Sohn Medarse übergeben will, so dass der tugendhafte Siroe leer ausgehen soll. Als Letzterer dem Vater daraufhin den Gehorsam verweigert, schleudert dieser ihm schwerwiegende Drohungen entgegen. In der bekannteren Oper Siroe, Re di Persia von Händel ist die Partie des Cosroe mit einem Bass besetzt. Wahrscheinlich wählt Spyres deshalb die relativ unbekannte Vertonung des Neapolitaners Gaetano Latilla. Spyres greift hier die Klangfarbe des ersten Blockes wieder auf, nur dass die Koloraturen hier noch exorbitanter sind und das Publikum regelrecht aus den Sitzen reißen.

Nach der Pause widmet sich Spyres zunächst der französischen Oper und zeigt, dass er auch das Fach des Haute-Contre beherrscht. Als Meeresgott Neptune hat er in Rameaus Oper Naïs die Seestürme zur Hilfe gerufen, um die von ihm begehrte Nymphe Naïs vor unliebsamen Rivalen zu schützen. Während des Hochzeitsfestes bittet er die Winde, sich wieder zu beruhigen. Hier punktet Spyres mit sauberen Höhen und einer weichen Stimmführung. Absolut lautmalerisch setzt er anschließend die Gleichnis-Arie des Germanenfürsten Segeste um, der einen Steuermann besingt, der sich mit zu großer Sicherheit auf das Meer begibt und die Gefahren des Sturms unterschätzt. Zuversicht strahlt er anschließend als Ulisse aus, der in der ebenfalls relativ unbekannten Oper Achille in Sciro von Domenico Sarro in einer weiteren Gleichnis-Arie den Steuermann besingt, dem ein einziger Blitzstrahl ausreicht, um den Kurs zu halten. Hier unterstreicht Spyres mit ruhig gehaltenen Bögen Ulisses Zuversicht.

Vor dem letzten Block glänzt das Ensemble Il Pomo d'Oro mit einem Concerto grosso in vier Sätzen des Mailänders Giuseppe Sammartini, der in den 1730er Jahren in London als Oboist, Lehrer und Komponist große Erfolge feierte. Für den Abschluss hat sich Spyres dann noch ein absolutes Highlight aufgespart: eine Arie des Makedonierkönigs Antigono aus der gleichnamigen Oper des aus Bologna stammenden Antonio Maria Mazzoni, die 1755 in Lissabon uraufgeführt worden ist. Antigono und sein Rivale Alessandro, der König von Epirus, lieben beide die Ägypterprinzessin Berenice. Als diese sich für Antigono entscheidet, obwohl er von Alessandro besiegt worden ist, jubiliert Antigono in den höchsten Tönen. Spyres gestaltet diesen Jubel mit enormer stimmlicher Bandbreite und bewegt sich von der Kopfstimme bis in baritonale Tiefen hinab, wobei ihm dieser Abstieg nahezu bruchlos gelingt. Erneut reißt er damit das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Natürlich lässt das Publikum bei solch tenoralem Glanz und dem hervorragenden Spiel des Ensembles Il Pomo d'Oro die Künstler nicht ohne Zugabe aus dem Saal. Vorbereitet hat Spyres die berühmte Arie des Orphée, die Christoph Willibald Gluck für die Pariser Fassung in eine hohe Tenorpartie umgewandelt hatte. Wie schon bei der Rameau-Arie zeigt Spyres erneut, dass er sich auch in den Spitzentönen eines Haute-Contre wohlfühlt. Als weitere Zugaben folgen dann noch einmal "Se il mio paterno amore" aus Siroe, Re di Persia  von Latilla und "Tu m'involasti un regno" aus Mazzonis Antigono, bei denen Spyres noch einmal die ganze Bandbreite seiner umfangreichen Stimme zeigen kann.

FAZIT

Michael Spyres beweist mit dem herrlich aufspielenden Ensemble Il Pomo d'Oro, dass er mit seiner variablen Stimme Barockperlen zum Scheinen bringen kann.



Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns einen Leserbrief

Ausführende

Michael Spyres

Il Pomo d'Oro


Werke

Georg Friedrich Händel
"Empio, per farti guerra"
Arie des Bajazet aus Tamerlano, HWV 18

"Dread the Fruits of Christian Folly"
Arie des Septimius aus Theodora, HWV 68

Antonio Vivaldi
"Cada pur sul capo audace"
Arie des Artabano aus Artabano, Re de' Parti

Concerto g-Moll für Streichorchester, RV 156
Allegro
Adagio
Allegro

Baldassare Galduppi
"Vil trofeo d'un' alma imbelle"
Arie des Alessandro aus Alessandro nell' Indie

Concerto a Quattro D-Dur Nr. 3
Maestoso
Allegro
Andantino

Gaetano Latilla
"Se il mio paterno amore"
Arie des Cosroe aus Siroe, Re di Persia

Jean-Philippe Rameau
"Cessez de ravager la terre"
Arie des Neptune aus Naïs, RCT 49

Nicola Porpora
"Nocchier, che mai non vide l'orror della tempesta"
Arie des Segeste aus Germanico in Germania

Domenico Sarra
"Fra l'ombre un lampo solo"
Arie des Ulisse aus Achille in Sciro

Giuseppe Sammartini
Concerto grosso A-Dur op. 2, Nr. 1
Spiritoso
Allegro assai
Andante
Allegro

Johann Adolf Hasse
"Solcar pensar un mar sicuro"
Arie des Segeste aus Arminio

Antonio Maria Mazzoni
"Tu m'involasti un regno"
Arie des Antigono aus Antigono


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2025 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -