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Große Stimmen

Ein Liederabend mit Diana Damrau und Jonas Kaufmann
Musik von Richard Strauss und Gustav Mahler

in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 20' (eine Pause)

Aufführung am Donnerstag, 27. März 2025, 19.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 


Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)

Ein Hoch auf das Kunstlied

Von Thomas Molke / © Julia Wesely

Diana Damrau und Jonas Kaufmann zählen zu den großen Stars der Klassikszene, die vor allem im Bereich der Oper auf den Bühnen der Welt seit vielen Jahren das Publikum begeistern. Doch beide wissen nicht nur im Bereich des Musiktheaters durch Stimmgewalt und intensive Darstellung zu glänzen, sondern haben auch eine Vorliebe für den Liedgesang. Kaufmann bezeichnet ihn sogar als "Königsklasse des Singens" und hat sich in den vergangenen Jahren genauso wie Damrau immer wieder gern dieser Gattung gewidmet. Nachdem die beiden bereits 2022 mit dem Pianisten Helmut Deutsch in der Philharmonie Essen Liebeslieder von Schumann und Brahms interpretiert haben, kehren sie nun im Rahmen einer neuen Europa-Tournee hierher zurück, und haben dieses Mal Kunstlieder von Richard Strauss und Gustav Mahler im Gepäck, die, obwohl sie eine nahezu 25 Jahre andauernde "Künstlerfreundschaft" verband, kompositorisch doch sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Damrau und Kaufmann stellen nun diese musikalischen Kontraste in einem großen Liederabend einander gegenüber.

Dazu haben sie die ausgewählten Lieder in mehrere Blöcke unterteilt. Die geplante Struktur wird vom Publikum jedoch zumindest zu Beginn ohne böse Absicht ein wenig torpediert. Die Zuschauerinnen und Zuschauer zeigen sich zunächst so begeistert, dass sie nach jedem einzelnen Lied Szenenapplaus spenden, was von Kaufmann und Damrau nicht intendiert ist. Nach der Pause nimmt sich Kaufmann dann auch ein Herz, bedankt sich für den Zwischenapplaus, weist aber darauf hin, dass er den Ablauf der einzelnen Blöcke ein wenig behindere. Das Publikum versteht sein Anliegen und folgt anschließend aufmerksam der Struktur, die Damrau und Kaufmann vorgeben.

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Diana Damrau mit Jonas Kaufmann (links) und Helmut Deutsch (rechts)

Der erste Teil vor der Pause ist Liedern von Richard Strauss gewidmet. Den Anfang machen dabei die acht vertonten Gedichte des damaligen Modeautors Hermann von Gilm. Hierbei handelt es sich um Strauss' Lieder-Erstling, mit dem er 1885 einen derart nachhaltigen Erfolg erzielte, dass noch zahlreiche Liedvertonungen folgen sollten, bis er sich 1905 überwiegend der Komposition von Opern widmete. Abwechselnd interpretieren Damrau und Kaufmann in chronologischer Reihenfolge die Lieder, von denen "Zueignung" (Nr. 1) und "Allerseelen" (Nr. 8) die bekanntesten sein dürften. Kaufmann punktet dabei mit einem dunkel angesetzten Tenor und klarer Diktion und bewegt sich dabei ohne Druck in tenorale Höhen. Damrau glänzt mit strahlenden Koloraturen und sauber angesetzten Spitzentönen. Auch textlich interagieren die beiden dabei und scheinen das jeweilige Lied jeweils nur für den anderen zu singen. Helmut Deutsch begleitet sie am Klavier mit viel Gefühl, auch wenn der ständige Wechsel zwischen Sopran und Tenor innerhalb der acht Lieder zunächst ein wenig ungewöhnlich anmutet. Nr. 6 bis Nr. 8 werden dann von Damrau präsentiert. Um dennoch eine stimmliche Abwechslung zu bieten, singt Kaufmann vor der Nr. 8 das Lied "Wer hat's getan", das ebenfalls eine Vertonung eines Gedichts von Hermann von Gilm ist und im Zuge der Komposition des Opus entstand, aber erst 1974 im Druck erschien.

Für den zweiten Block vor der Pause haben Damrau dann weitere Lieder aus Zyklen ausgewählt, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind. Auch hier wechseln sich Damrau und Kaufmann einander jeweils ab, was anders als bei den acht Gedichten vom Anfang nicht so ungewöhnlich klingt, da hier auch die Gedichtzyklen nicht chronologisch aufeinander folgen. Kaufmann beweist im ersten Lied, "Liebeshymnus", dass er sich in eine sehr hohe Tenorlage zu begeben versteht, ohne dabei die Töne zu pressen. Damrau wird mit ihrem Sopran bei "Schlagende Herzen" regelrecht lautmalerisch, wenn sie in den Koloraturen mit "Kling-klang" das Schlagen des Herzens imitiert. Auch im letzten Lied vor der Pause, "Amor" begeistert sie durch lautmalerische Läufe, wenn sich ihr Sopran auf den Schwingen des Liebesgottes Amor bewegt.

Nach der Pause geht es mit Gustav Mahler weiter. Hierbei treten Damrau und Kaufmann getrennt auf und bestreiten jeweils einen eigenen Block. Den Anfang macht Damrau, die für Mahler auch extra ein anderes Kleid gewählt hat, während sie für den Strauss am Schluss wieder in die Robe vom Anfang schlüpft. Damrau widmet sich Vertonungen aus Des Knaben Wunderhorn von Clemens von Brentano. Mahler vertonte insgesamt 24 Wunderhorn-Texte, wobei 12 Lieder für Klavier- und weitere zwölf für Orchesterbegleitung komponiert wurden. Drei Lieder aus dem ursprünglichen Zyklus von 12 Vertonungen rahmen dabei zwei Lieder ein, die zwischen 1887 und 1889 entstanden. Damrau glänzt hier durch hervorragende Textverständlichkeit und strahlende Höhen, obwohl sie zwischen den Liedern immer wieder von kleinen Hustenanfällen, den "Resten einer Erkältung", geplagt wird. Während man ihrer Sprechstimme die Erkältung noch ein wenig anhört, ist ihr Gesang strahlend klar und lässt keinerlei Heiserkeit erkennen. Deutsch trifft am Klavier wunderbar den volkstümlichen Charakter der Lieder, die Mahler musikalisch in Auszügen teilweise in seinen späteren Sinfonien wieder aufgreift.

Kaufmann folgt mit vier der Fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert, die einen sehr melancholischen Tonfall haben. Am deutlichsten wird dies beim letzten Lied, "Ich bin der Welt abhanden gekommen", das Kaufmann nahezu zerbrechlich und leise ansetzt. Hier wendet sich das lyrische Ich vom Leben ab und flüchtet in eine Traumwelt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer zeigen sich von Kaufmanns Interpretation so bewegt, dass sie fast den Applaus vergessen. So mündet das Ende in eine absolute Stille im Saal, die die Stimmung des Liedes bewegend fortsetzt.

Für den letzten Block widmen sich Damrau und Kaufmann noch einmal Strauss und treten wieder zusammen auf. Dieses Mal singen sie allerdings nicht abwechselnd, sondern rahmen einander wie eine Umarmung ein. Während die ersten vier Lieder aus unterschiedlichen Liederzyklen stammen, tragen die letzten vier Lieder starke autobiographische Züge, da Strauss sie 1894 für die Opernsängerin und seine spätere Frau Pauline de Ahna im Jahr der Hochzeit komponierte. Hier spricht alles von glühender Liebe. Wunderbar interpretiert Damrau das populäre Lied "Morgen!" mit samtener Stimmführung, während Deutsch hier eine eindringliche Begleitung am Klavier präsentiert. Regelrecht stürmisch endet Kaufmann dann mit dem leidenschaftlichen Lied "Cäcilie", wobei hier bei den Höhen jedoch deutlich wird, dass auch Kaufmann gesundheitlich ein wenig angeschlagen zu sein scheint. Das Publikum bedankt sich für den eindrucksvollen Abend mit großem Jubel.

Natürlich lässt man die beiden Stars nicht ohne weitere Darbietungen gehen. Während Kaufmann und Damrau im regulären Programm zwar zusammen auf der Bühne standen, aber nicht gemeinsam gesungen haben, haben sie als Zugaben nun drei Stücke ausgewählt, in denen sie zusammen singen können. Den Anfang macht ein Lied von Gustav Mahler, "Trost im Unglück". Hier sagen sich ein Husar und ein Mädchen recht schonungslos, dass sie kein Problem mit der Trennung haben, da sie sich lediglich aus "Narretei" geliebt haben. Damrau und Kaufmann begeistern hier auch darstellerisch mit großer Spielfreude und schlüpfen glaubhaft in die Rollen des selbstgefälligen Husaren und des kecken Mädchens, das dem Husaren durchaus Paroli bieten kann. Es folgen ein sehr bewegender Song unter dem Titel "Spring Wind" und als "Rausschmeißer" ein Auszug aus Johann Strauß' Wiener Blut.

FAZIT

Damrau und Kaufmann stellen unter Beweis, warum das Kunstlied als "Königsklasse des Gesangs" gilt, und begeistern mit einer abwechslungsreichen Auswahl von Strauss und Mahler.



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Ausführende

Diana Damrau, Sopran

Jonas Kaufmann, Tenor

Helmut Deutsch, Klavier


Werke

Richard Strauss
Aus Acht Gedichte
"Zueignung" op. 10 Nr. 1

"Nichts" op. 10 Nr. 2
"Die Nacht" op. 10 Nr. 3
"Die Georgine" op. 10 Nr. 4
"Geduld" op. 10 Nr. 5
"Die Verschwiegenen" op. 10 Nr. 6
"Die Zeitlose" op. 10 Nr. 7

"Wer hat's getan" WoO 84A

Aus Acht Gedichte
"Allerseelen" op. 10 Nr. 8

Aus Fünf Lieder
"Liebeshymnus" op. 32 Nr. 3

Aus Drei Lieder
"Schlagende Herzen" op. 29 Nr. 2

Aus Fünf Lieder
"Ich trage meine Minne aus" op. 32 Nr. 1

Aus Fünf kleine Lieder
"Einerlei" op. 69 Nr. 3

Aus Drei Lieder
"Nachtgang" op. 29 Nr. 3

Aus Fünf Lieder
"Freundliche Vision" op. 48 Nr. 1

Aus Sechs Lieder
"Ich liebe dich" op. 37 Nr. 2
"Amor" op. 68 Nr. 5

Gustav Mahler
Aus Des Knaben Wunderhorn
"Rheinlegendchen"

Aus
Lieder und Gesänge aus der Jugendzeit
"Um schlimme Kinder artig zu machen"

Aus Des Knaben Wunderhorn
"Wer hat dies Liedlein erdacht"

Aus
Lieder und Gesänge aus der Jugendzeit
"Ablösung im Sommer"

Aus Des Knaben Wunderhorn
"Es sungen drei Engel einen süßen Gesang"

Aus Fünf Lieder nach Texten von
Friedrich Rückert
"Ich atmet' einen linden Duft"
"Liebst du um Schönheit"
"Blicke mir nicht in die Lieder"
"Ich bin der Welt abhanden gekommen"

Richard Strauss
Aus Fünf Lieder
"Leises Lied" op. 39 Nr. 1

Aus Sechs Lieder aus "Lotosblätter"
"Wozu noch, Mädchen, soll es frommen"
op. 19 Nr. 1
"Breit' über mein Haupt" op. 19 Nr. 2

Aus Fünf Lieder
"Ich schwebe" op. 48 Nr. 2

Aus Vier Lieder
"Heimliche Aufforderung" op. 27 Nr. 3
"Ruhe, meine Seele" op. 27 Nr. 1
"Morgen!" op. 27 Nr. 4
"Cäcilie" op. 27 Nr. 2


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

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