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Das Rheingold

Vorabend zum Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen
Musik und Text von Richard Wagner

In deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 30' (keine Pause)

Konzertante Aufführung in der Historischen Stadthalle Wuppertal am 19. Oktober 2025


Wuppertaler Bühnen
(Homepage)
Klangrausch in prachtvollem Lichtdesign

Von Claudia Stockmann / Fotos: © Sinfonieorchester Wuppertal (Yannick Dietrich)

Als Steven Sloane 2021 nach über 20 Jahren als Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker zu neuen Ufern aufbrach, hatte er als Abschiedsgeschenk für das Bochumer Publikum einen konzertanten Ring des Nibelungen im wenige Jahre zuvor eröffneten Musikforum geplant. Leider konnte das Projekt wegen diverser Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht realisiert werden. Da hat der gerade mal 30-jährige Patrick Hahn in Wuppertal (hoffentlich) mehr Glück. Er krönt seine überaus erfolgreiche fünf Jahre dauernde Zeit als Generalmusikdirektor des Sinfonieorchesters Wuppertal ebenfalls mit einem Ring. Da das Projekt im Opernhaus derzeit nicht zu realisieren ist, präsentiert er Wagners Monumentalwerk im Rahmen der Sinfoniekonzerte in der Historischen Stadthalle in Wuppertal und hat dazu eine Riege hervorragender Gäste an die Wupper geholt. Damit es sich nicht um eine rein konzertante Aufführung handelt, hat er Fabio Rickenmann als Dramaturgen und Produktionsleiter mit ins Boot geholt, um mit szenischen Elementen, die vor allem aus einem prachtvollen Lichtdesign bestehen, ein Ring-Erlebnis zu bescheren, das den Kritikern des modernen Regie-Theaters sicherlich besser gefallen dürfte als manch szenische Produktion.

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In den Tiefen des Rheins: Patrick Hahn mit dem Sinfonieorchester Wuppertal

Es beginnt direkt beim berühmten Es-Dur-Akkord in den Tiefen des Rheins. Die pittoresk bemalte Decke der Stadthalle wird in zart fließenden Blautönen angestrahlt, was im Publikum den Eindruck entstehen lässt, man befinde sich wirklich auf dem Grund des Rheins. Dabei lässt Hahn mit dem Sinfonieorchester Wuppertal in sauber ausgewogenen Klangfarben sehr lautmalerisch den Fluss sich aus seinem Bett erheben. Die drei Rheintöchter treten nicht wie bei einer konzertanten Aufführung vor dem Orchester auf, sondern sind zunächst auf der rechten Galerie positioniert, was das Gefühl entstehen lässt, dass sie wirklich wie Nixen im Rhein schwimmen. Juliana Zara, Edith Grossman und Marta Herman überzeugen als Woglinde, Wellgunde und Floßhilde mit sauberem Dreiklang und klarer Diktion. Ihre Kleider sind mit einem blauen Tuch versehen, das sie wohl als Wasserwesen auszeichnen soll. Joachim Goltz tritt dann als Alberich "unten" vor dem Orchester auf und beobachtet lüstern das fröhliche Treiben der Mädchen. Goltz begeistert dabei nicht nur mit dunkel gefärbtem und kraftvollem Bariton, sondern weiß auch szenisch zu punkten. Natürlich sind die Wesen oben auf der Galerie von unten unerreichbar und alle Versuche, sie zu fangen, zum Scheitern verurteilt. Da rutscht er unter anderem auch am Dirigentenpult aus und muss sich am Geländer festhalten. Dass Hahn sich dabei für keinen Scherz zu schade ist, zeigt die folgende Szene, wenn Goltz nach heftigem Niesen seine Nase am Frack des Dirigenten abwischt.

Die Rheintöchter steigen von der Galerie und setzen auf der Bühne und im Saal ihr neckisches, dabei allerdings recht gemeines Spiel mit dem Nibelungen fort. Wenn dann das Rheingold im Fluss durch die aufgehende Sonne angestrahlt wird, erfolgt auch ein eindrucksvoller Lichtwechsel. In glänzenden Farben erstrahlt die riesige Orgel hinter der Chorempore und lässt den Nibelungen und die Rheintöchter ihr Spiel unterbrechen. Allerdings zeigen sich die Mädchen als viel zu leichtgläubig und unvorsichtig und verraten die Macht des Goldes, so dass Alberich mit kraftvollem Bariton die Liebe verflucht, das Gold raubt und die Rheintöchter quasi im Dunkeln zurücklässt.

Es folgt der Wechsel zur zweiten Szene auf wolkigen Höhen. Hier wird jetzt der ganze Saal erhellt, weil wohl der Glanz der Burg Walhall auf den Göttervater Wotan abstrahlt, der mit seiner Gattin Fricka zunächst sitzend vor dem Orchester ruht. Michael Kupfer-Radecky stattet den Wotan mit beweglichem Bariton aus, der den Göttervater noch als relativ jugendlichen Gott zeichnet, was vor allem am ständigen Genuss von Freias Äpfel liegen könnte. Doch damit dürfte es bald ein Ende haben, weil er die Göttin der Jugend den beiden Riesen Fasolt und Fafner als Lohn für den Bau der Burg versprochen hat. Darüber beschwert sich Jennifer Johnston als Fricka auch sofort mit vollem Mezzosopran, der andeutet, dass man mit dieser Frau sicherlich keinen Streit bekommen möchte. Schon naht Zara, die neben der Rheintochter Woglinde, auch die Göttin Freia verkörpert und bittet um Schutz vor den Riesen, die behäbig durch den Saal auftreten. Guido Jentjens stattet die Partie des Fasolt mit kraftvollem Bass aus. Gleiches gilt auch für Kurt Rydl als Fafner, wobei bei ihm lediglich die Textverständlichkeit ein wenig zu wünschen übrig lässt. Aber man hat ja Übertitel. So kann man den Text gegebenenfalls mitlesen, wenn man nicht als eingefleischter "Wagnerianer" ihn sowieso mitsprechen kann.

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Loge (Michael Laurenz, vorne) erzählt Fricka (Jennifer Johnston) und Wotan (Michael Kupfer-Radecky, hinten) von der Faszination des Rheingolds.

Eindrucksvoll gelingt anschließend auch der Auftritt Loges. Fast unbemerkt taucht er durch das Orchester auf. Michael Laurenz begeistert in der Partie nicht nur mit sauber geführten Höhen und geschmeidigem Tenor, sondern punktet auch darstellerisch mit großartiger Mimik und Gestik, die die Verschlagenheit und Windigkeit des Feuergottes spürbar macht. Dabei punktet er auch mit einer gewissen Komik, wenn er die Macht des Goldes beschreibt, die auch eine erkaltete Liebe in der Ehe neu entfachen könne. Hier legt er Frickas Arm auf den Arm ihres Gatten, was von beiden eher irritiert als begeistert zur Kenntnis genommen wird. So gelingt es ihm schließlich, die Riesen von einem anderen Lohn für ihre Arbeit zu überzeugen, und steigt mit Wotan durch den Saal nach Nibelheim hinab, um Alberich das Gold zu rauben.

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Alberich (Joachim Goltz, rechts) knechtet die Nibelungen und seinen Bruder Mime (Cornel Frey, Mitte) (links mit vollem Körpereinsatz: Patrick Hahn).

Auch dieser Weg wird von Hahn mit dem Sinfonieorchester Wuppertal in schillernden Farben ausgemalt. Dabei leuchtet die Orgel in feurigem Rot, was die harte Arbeit unter der Erde beschreibt. Auf der Chorempore hinter dem Orchester sind sechs Ambosse aufgestellt, an denen die Musikerinnen und Musiker einen höllischen Lärm erzeugen, der die Welt der Nibelungen in grausamsten Farben zeichnet. Dies hat nicht zuletzt Alberich zu verantworten, der das Volk despotisch knechtet. So kann man mit ihm auch kein Mitgefühl haben, wenn ihm der Schatz schließlich geraubt wird. Einen eindrucksvollen, wenn auch kurzen, Auftritt hat Cornel Frey als Mime, der mit intensivem Spiel zeigt, dass Alberichs Bruder um keinen Deut besser ist und selbst gerne die Macht hätte. Dabei punktet Frey mit leicht schneidendem Tenor und grandioser Mimik und Gestik. Auch die Verwandlung Alberichs durch den Tarnhelm gelingt in dieser Aufführung überzeugender als in manch szenischer Umsetzung. Der Riesenwurm entsteht mit zwei großen Leuchtaugen und blauen Streifen als Fangzähnen auf der Orgel. Als Kröte hüpft Alberich schließlich als Lichtpunkt munter über den Bühnenhintergrund, bis er schließlich von Wotan und Loge eingefangen und aus Nibelheim entführt wird. Noch einmal untermalen die Ambosse den unliebsamen Ort.

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Erda (Marta Herman, oben) mahnt Wotan (Michael Kupfer-Radecky, Mitte mit den übrigen Göttern von links: Donner (Thomas Laske), Froh (Patrik Reiter) und Fricka (Jennifer Johnston) und auf der rechten Seite: Freia (Juliana Zara)), den Ring abzugeben.

Zurück in wolkigen Höhen versucht Loge sehr eindringlich, Wotan zur Vernunft zu bringen, weil er direkt beim Raub des Ringes erkennt, dass seine eigentliche Mission, den Ring den Rheintöchtern zurückzugeben, gefährdet ist. Sofort ist Wotan nämlich von der Macht des Rings fasziniert und will ihn im Gegensatz zum restlichen Schatz auch nicht den Riesen überlassen, um Freia zu lösen. Hier verlässt Loge die Bühne. Man hat das Gefühl, dass er nun selbst Hilfe bei Erda sucht, so dass diese kurz darauf mahnend auf der linken Galerie auftritt und Wotan überzeugen kann, den Ring doch den Riesen zu überlassen. Herman punktet hier mit sattem Mezzosopran und wunderbar klarer Diktion. Man kann nachvollziehen, wieso es Wotan zu dieser Frau hinziehen wird. Die fatale Wirkung des Rings zeigt sich sofort, als Fafner seinen Bruder Fasolt erschlägt. Dass Freia mit den Riesen die Bühne verlässt und nicht mit den Göttern in Walhall einzieht, mag der Tatsache geschuldet sein, dass Zara am Ende noch einmal als Rheintochter Woglinde auftreten muss.

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Jubelnder Schlussapplaus: von links: Donner (Thomas Laske), Fafner (Kurt Rydl), Erda / Floßhilde (Marta Herman), Freia / Woglinde (Juliana Zara), Wellgunde (Edith Grossman), Alberich (Joachim Goltz), Wotan (Michael Kupfer-Radecky), Patrick Hahn, Loge (Michael Laurenz), Fabio Rickenmann, Fricka (Jennifer Johnston), Mime (Cornel Frey), Fasolt (Guido Jentjens) und Froh (Patrik Reiter)

Der Einzug in die Götterburg Walhall gelingt dann auch musikalisch hehr, nachdem Donners Schlag zunächst den Saal zum Erzittern gebracht hat. Hinter dem Orchester tritt ein Musiker mit riesigem Holzhammer auf, den er kraftvoll auf einen Holzblock aufprallen lässt, was durch Blitze im Saal noch unterstrichen wird. Die Rheintöchter sind bei ihrer Klage am Ende im hinteren Bereich der Galerie im Dunkeln untergebracht, was betont, dass ihr Weinen die Götter nicht erreicht, die dann prachtvoll zu den letzten Tönen der Musik, die von Hahn mit dem Sinfonieorchester Wuppertal grandios ausgekostet wird, nach Walhall schreiten. Sobald der letzte Ton verklungen ist, bricht im Saal ein riesiger Jubel aus. Die Solistinnen und Solisten und das Orchester werden zurecht frenetisch gefeiert, so dass man kaum bis Januar warten möchte, bis der Ring in Wuppertal fortgesetzt wird.

FAZIT

Nach rund 40 Jahren ist an der Wupper endlich wieder Wagners Monumentalwerk zu erleben, das auch als konzertante Aufführung in der Stadthalle nichts vermissen lässt, da mit einer hervorragenden Besetzung großartig musiziert wird.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Patrick Hahn

Dramaturgie und Produktionsleitung
Fabio Rickenmann

 

Sinfonieorchester Wuppertal


Solistinnen und Solisten

Wotan
Michael Kupfer-Radecky

Loge
Michael Laurenz

Alberich
Joachim Goltz

Fricka
Jennifer Johnston

Freia
Juliana Zara

Erda
Marta Herman

Donner
Thomas Laske

Froh
Patrik Reiter

Fasolt
Guido Jentjens

Fafner
Kurt Rydl

Mime
Cornel Frey

Woglinde
Juliana Zara

Wellgunde
Edith Grossman

Floßhilde
Marta Herman

 

 


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