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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Don SebastianoMusik von Gaetano DonizettiLibretto von Eugène Scribe
Szenische Erstaufführung der von Elio Boncompagni
Premiere am Theater Aachen Opulente szenische ErstaufführungAachenes GMD hat mit der szenischen Erstaufführung von Donizettis letzter Oper „Don Sebastino“ in der von ihm selbst rekonstruierten Fassung einen guten Griff getan. Die Oper hat das Format zum Ohrwurm zu werden, auch wenn die Handlung teilweise etwas schwer zu entwirren ist. Im Grunde geht es zum einen um eine tragische Liebesgeschichte zwischen dem König von Portugal, Don Sebastiano und einer Maurenprinzessin, zum anderen um Thronfolgestreitigkeiten und Auseinandersetzungen mit der spanischen Inquisition. Verbindendes Element zwischen beiden Handlungssträngen stellt die Figur des portugiesischen Nationaldichters Camoes dar, der sich selbst als „Sänger, Dichter, Soldat“ bezeichnet und prophetisch auf den Untergang des portugiesischen Heeres hinweist.Boncompagnis Verdienst ist die Wiederherstellung der italienischen Fassung, die Donizetti für Wien überarbeitet hatte und die anstelle des französischen Librettos die italienische Übertragung von Giovanni Ruffini enthielt. Gegenüber der Pariser Uraufführung von 1843 sind unter anderem die langen Rezitative gekürzt worden. Die Lissabonner Aufführung von 1845 brachte dann schwere musikalische und textliche Eingriffe mit sich - nicht zuletzt aus politischen Gründen. Und in dieser Fasung wurde die Oper dann 1865 publiziert. Wegen Donizettis zunehmender Erkrankung geriet die ursprüngliche Fassung in Vergessenheit. Musikalisch ging Donizetti mit dieser Oper neue Wege, die manche Entwicklung bei Verdi bereits vorausnahm. Diese seine letzte Oper hat Donizetti selbst als sein Hauptwerk betrachtet. Es war auch sein erster Versuch auf dem Feld der Grand Opéra. Umso interessanter war es, diesen ganz anderen Donizetti nun in Aachen nicht nur konzertant (wie bei der Uraufführung in Stuttgart 1996 ), sondern auch szenisch gelungen vorgeführt zu bekommen.
Die Inszenierung des Teams aus der mit Aachen kooperierenden Oper Bilbao brachte opulente Bilder, wunderschöne Kostüme in einem abwechslungsreichen und dennoch schlichten Bühnenbild. Sehr gut gelöst war z.B. die Ausgestaltung des maurischen Palastes einfach durch schwere, geraffte Samtvorhänge und Kissen oder der Säulenwald des Palastes, in dem sich das Eifersuchtsdrama zwischen Zaida und Abaialdo abspielte. Zusammen mit einer gelungenen Personenführung ergab sich eine „große Oper“ im klassischen Sinn. Es war vielleicht nicht die modernste Inszenierung, aber sie bestach durch Liebe zum Detail und grandiose Massen-Tableaus. Die an alte Meister erinnernden Arrangements boten den gelungenen Rahmen für die Donizetti’sche Musik.
Boncompagni zeigte eine großartige Ensemble-Leistung. Die Partie der Zaida, allein unter so vielen Männerstimmen, bot immense Schwierigkeiten: Koloraturen, Kadenzen, riesige Belcanto-Partien - hier wurde der Mezzosopranistin Monica Minarelli einiges abverlangt. Sie meisterte dies bravourös in hohen und auch den überraschend tiefen Lagen. Besonders anrührend sang sie die lyrischen Passagen des zweiten Teile nach der Pause. Robert Woroniecki in der Titelpartie des Don Sebastiano war ihr da ein ebenbürtiger Partner - auch er hatte seine Stärken in den lyrischen Partien, die dramatischen Ausbrüche waren in den Höhen etwas scharf. Szenenapplaus erhielt zu Recht Ettore Kim als Dichter Camoes. Der junge Tenor präsentierte ein wunderbares Belcanto, fließend und ausdrucksstark. Mario Taghadossi als Abaialdo verkörperte mit leidenschaftlichem Ausdruck und biegsamer Stimme den eifersüchtigen Herrscher eindrucksvoll. Randall Jakobsch als Don Giovanni rundete mit voller und gut geführter Baßstimme das Bild eines großartigen Ensembles ab. Große Qualität bewiesen die Sänger auch in dem kompositorischen Meisterstückchen des Septetts im vierten Akt, in dem sechs männliche Solisten, ein dreistimmer Männerchor und als einzige Frauenstimme die der Zaida zusammengeführt werden. Dieser schwierige Zusammenklang gelang mühelos unter der sicheren Führung von Boncompagni. Überhaupt lebt diese Oper von den großartigen Tableaus und Chorszenen. Fast in jeder Szene tritt der Chor oder Teile des Chores mit auf, muß agieren, reagieren und den Zusammenklang halten. Der Aachener Opernchor zusammen mit dem Extrachor kann sich da sehen lassen. Klanglich und schauspielerisch boten sie eine Meisterleistung, perfekt einstudiert von Norbert Hebel. Das Aachener Publikum honorierte die Leistung aller Beteiligten zu Recht mit begeistertem Applaus.
Eine gelungene Wiedererweckung, die die Reise ins Grenzland lohnt. |
![]() Musikalische Leitung Elio Boncompagni
Inszenierung
Bühnenbild und Kostüme
Kostüme
Choreinstudierung
Dramaturgie
Don Antonio, sein Onkel, Regent
Don Giovanni da Silva, oberster Richter
Camoens, Soldat und Dichter
Ben Selim, Herrscher von Fez
Zaida, dessen Tochter
Abaialdo, Herr der Arabischen Völker
Don Enrico, Statthalter von Don Sebastiano
Erster Richter
Zweiter Richter
Dritter Richter, Inquisitor
Ein Soldat
Sinfonie Orchester Aachen
Weitere Aufführungen
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