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Il TrovatoreOper in vier Akten und acht Bildern Libretto von Salvatore Cammarano und Leonore Emanuele Bardare Musik von Giuseppe Verdi (in italienischer Sprache)
Premiere am Theater Aachen Der Troubadour zur Spielzeiteröffnung in AachenEin Feuerwerk der Leidenschaften war uns versprochen worden, ein „Wirbel zwischen Liebe und Haß“ (Aachener Zeitung) - und was blieb, war blutleere Langeweile, nette Bilder und mittelmäßige sängerische Leistungen. Aachens Spielzeiteröffnung wurde zwar vom Publikum begeistert aufgenommen, zeigte aber einen Opernstil, der derart altväterlich war, daß es Opernneulinge nur in allen Vorurteilen über die Oper bestätigen konnte.Die mit Spannung erwartete Zusammenarbeit von Maler und Regisseur (Emil Ciocoiu, in Aachen lebender rumänischer Künstler, gab sein Bühnenbilddebut) lieferte leider nicht die gewünschte Erneuerung.
Hinzu kam das Dilemma, daß diese Verdi - Oper an sich wenig Handlung und Dramaturgie bietet, da das Entscheidende hinter den Kulissen geschieht. Hätte da die Inszenierung nicht etwas deutlicher werden müssen, damit überhaupt verstehbar wird, um was es geht? Leonore z. B. nimmt so heimlich Gift, daß das Publikum nicht das geringste davon mitbekommt - ohne die Zusammenfassung im Programmheft wäre wohl manch einer der nicht so librettofesten Opernbesucher völlig desorientiert geblieben. In den Darstellungen des Regiekonzeptes wird uns versichert, diese Reduktion auf die Leidenschaften sei gewollt. Nur leider sind noch nicht einmal die Leidenschaften präsent, die diesen aktions- und reaktionsleeren Raum zu füllen vermocht hätten. Als Verdi die Pläne zur Realisierung seiner Oper „Il Trovatore“ seinem Librettisten 1850 mitteilte, da stellte er die Frauenrolle der Azucena in den Vordergrund „ein Weib von besonderem Charakter, nach ihr will ich die Oper nennen.“ (Verdi an Cammarano, 2. Januar 1850 - zitiert nach dem Programmheft der Aachener Inszenierung, Seite 18). Würde man das Publikum der Aachener Aufführung befragen, so hätten sie ebenso geurteilt - die Sängerin der Azucena, Plama Christova, erhielt den mit Abstand größten Beifall. Doch dies ist wohl eher als Sympathie mit der Rolle zu werten - musikalisch blieb sie weit hinter den Erwartungen zurück. Gerade in den tiefen Lagen brach die Stimme fast. Nicht ganz auszuschließen ist, daß dies als bewußte Verfremdung gemeint war und Azucena hier als Greisin dargestellt werden sollte, wahrscheinlicher ist es jedoch, daß dies auf einen zu geringen Stimmumfang in den Altlagen der Mezzosopranistin zurückzuführen ist. Mariana Zvetkova, in der Rolle der Leonora, bot die gesanglich beste Leistung, wobei jedoch unangenehme Schärfen in den Höhen und gelegentliche Intonationsschwankungen dem guten Eindruck Abbruch taten. Die beiden männlichen Hauptdarsteller des Grafen Luna und des Manrico mußten sich da mit etwas weniger Publikumsgunst begnügen. Dabei verdiente der Darsteller des Grafen Luna (Mario di Marco) noch den meisten Beifall, bot er doch stimmliche Fülle und lyrisches Timbre trotz leichter Indisponierung. Hätte der Intendant nicht ausdrücklich den Sänger des Luna als gesundheitlich angeschlagen entschuldigt, man hätte dies eher für den Manrico Mario Frusoni vermutet, so wenig strahlte diese Stimme - teilweise wurde die Grenze zum Markieren überschritten. Allgemein wurden die stimmlichen Leistungen nach der Pause besser und sicherer, es drängte sich der Eindruck auf, die Spielpause der Sommerferien hätte das Sängerensemble einrosten lassen. Dies galt nicht für das Orchester, das in gewohnter Perfektion, Werktreue und Genauigkeit musizierte. Ebenso gute und sichere Leistungen zeigten Maria Kettunen in der Rolle der Inez, Andreas Joost als Ruiz und Rainer Zaun als Ferrando. Bleibt auf die Zweitbesetzung zu hoffen, die allesamt die jüngere Riege der Sänger darstellt und die sich wie im Falle von Mario Taghadossi dem Aachener Publikum in der letzten Spielzeit bereits bestens präsentierte. Das Bühnenbild gefällt sich in kleinen Varianten des immer gleichen Hintergrundes: rote oder blaue Sternennebel bzw. Feuerflammen auf eine Riesenleinwand projiziert. Im Vordergrund ein riesiger Pappmachéturm, ab und zu ein paar Speerspitzen, das war es auch schon. Keinesfalls hilft das Bühnenbild zum Verständnis oder vertieft die dargestellten Leidenschaften. Es wirkt wie eine Ausstellung, plakativ und statisch. Durch den ständig präsenten Dia-Hintergrund blieb auch die Beleuchtung wenig abwechslungsreich. Leichte Langeweile macht sich bei Abfolge des wenig Variierten breit. Auch die Kostüme erinnern mehr an gutgemeintes Laientheater; allzu bemüht wird hier die Farbensymbolik von türkisblau und Rot durchgehalten. Selbst Duell-Szenen wirken lächerlich, wenn man allzu deutlich hört, daß da Blech mit Blech gekreuzt wird. Vielleicht ist dieser Eindruck aber auch auf die zu harte Lichtregie zurückzuführen. Schade, denn das Konzept, das Emil Ciocoiu vorher präsentierte, war überzeugend: "Liebe und Haß, Leidenschaft und Zerstörung sind die beiden elementaren 'Paare'"(Aachener Zeitung), die er aus der Musik entwickelte und in Farbensymbolik umsetzte.
Bei allem Bemühen um die Reduzierung auf das Wesentliche, die Leidenschaften, wirkt die Inszenierung zu statisch und wenig einfallsreich. |
![]() Musikalische Leitung Elio Boncompagni
Inszenierung
Bühnenbild und Kostüme
Choreinstudierung
Dramaturgie
SolistenGraf von LunaMario di Marco (Mario Taghadossi)
Leonora, Gräfin von Sargasto
(Ann Williams-King)
Inez, ihre Vertraute
Azucena, eine Zigeunerin
(Gisella Pasino)
Manrico, ihr vermeintlicher Sohn
(Viktor Afanasenko)
Ferrando, Hauptmann Lunas
(Götz Seiz)
Ruiz, Vertrauter Manricos
(Hans Schaapkens)
Ein alter Zigeuner
Ein Bote
Extrachor des Sinfonie Orchester Aachen
Weitere Aufführungen
![]() Mariana Zvetkova (Leonora) und Maurizio Frusoni (Manrico) ![]() Plama Christova (Azucena) ![]() Mario di Marca (Graf von Luna) und Mariana Zvetkova (Leonora) ![]() Plama Christova (Azucena) und Maurizio Frusoni (Manrico) |