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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Im Weißen RösslMusik von Ralph BenatzkySingspiel von Hans Müller und Eric Charell (frei nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg) mit musikalischen Einlagen von Robert Stolz, Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert und Hans Frankowski Gesangstexte von Robert Gilbert Bearbeitung: Elmar Ottenthal, Michael Klette, Jeremy Hulin
Premiere am Theater Aachen Aachens gelungene Reise an den WolfgangseeLiebenswert-leicht auf die Schippe genommen wurde das allzu bekannte „Operettchen“ aus dem Salzkammergut. Kurzfristig in den Spielplan aufgenommen, erwies sich das „Weiße Rössl“ als der Publikumsschlager, als der es gedacht war. Elmar Ottenthal und Michael Klette schufen eine spritzige Operettenrevue, die mit Spielfreude, Tempo und der gehörigen Portion Ironie von Schauspielern und Sängern umgesetzt wurde.Dekor und Eingangsszene ließen sofort Urlaubsstimmung aufkommen. Der Orchestergraben war zur Gartenwirtschaft umfunktioniert, die Bühne dominierten zwei riesige Schießscheiben, die im Trachtendekor die zwei wichtigsten baulichen Elemente des Stückes enthielten: Das Wirtshaus mit Balkon und gegenüber der Wolfgangsee als Theaterkulisse, barock gerafft und umrahmt. Nach dem überraschenden musikalischen Empfang durch zwei zünftige Alphornbläser nahmen Orchester und Chor auf der Bühne Platz und wurden Teil der touristischen Atmosphäre. Die erste Szene zeigt die dösende Kellnermannschaft vorm Eintreffen der ersten Sommerfrischler, man spielt Karten und unterhält sich (natürlich) über die Liebe. Doch die Beschaulichkeit wandelt sich in quirlige Betriebsamkeit nach dem Tuten des ersten Dampfers und nun - wirbelt alles durcheinander. Das Kurorchester spielt gekonnt zum Tanz und mancher Schauspieler „muß halt singen“, wenn ihn das Gefühl übermannt. In der Mischung von Sängern und Schauspielern lag der Reiz, aber auch teilweise die Crux dieser Aufführung. Durch die Beteiligung der Schauspieler wurde rasch und witzig gespielt, mancher Klamauk, aber ebenso gut gemachte Komik boten ein Feuerwerk der Unterhaltung. Hier war Schwung und Begeisterung zu spüren und riß das Publikum mit.
Daß dagegen auch Sänger gut schauspielern können, zeigte Axel Herrig als Dr. Otto Siedler (mit Nicole Malangré als Ottilie). Er überzeugte schwungvoll als draufgängerischer Rechtsanwalt, der die Frauenwelt mit Gesang und Tanz im Sturm erobert und leichtfüßig damit ans Ziel kommt. Nicole Neiss als Josepha Vogelhuber war ihm da ein würdiges Gegenüber. Sprachlich (ihr gelang es als eine der wenigen überzeugend, die mundartliche Färbung durchzuhalten) und gesanglich einwandfrei verkörperte sie die attraktive und geschäftstüchtige Wirtin vom Weißen Rössl. Ebenso routiniert trotz leichter Indisponierung: Nicole Malangré als keck-freche Ottilie.
Parodie und wohl ernstgemeinte Touristenschelte wechselten sich ab. Die Schar der erholungssuchenden Touristen (das Salzkammergut in vier Stunden) wurde vom Opernchor dargestellt. Hier zeigte er wieder einmal, wie beweglich er nicht nur stimmlich ist, trat er doch von allen Seiten der Bühne und des Zuschauerraumes auf und blieb stets genau in der musikalischen Ausführung.
Musikalisch wurden mitunter Reverenzen an den Aachener Spielort dargebracht, angefangen von dem Titel „Aachener Schürzenjäger“ für die Kapelle bis zum Aufmarsch als Schützenkapelle zum Einzug des Kaisers unter den Klängen des Aachener-Karnevals-Vereins-Marsches - den Kaiser wollte Schauspieldirekor Klette dann doch nicht ernst nehmen. Dieser wurde von Miklós Horváth gekonnt als Inbegriff einer altersschwachen Monarchie dargestellt, der an seinen persönlichen Tragödien (Sissi...) zwar leicht resigniert, aber Josepha tröstend auf den Weg gibt ‘S’ist einmal im Lebens so, schweige und begnüge dich.“ Bühnenbild und historische Kostüme von Wolfgang Buchner tragen entscheidend zum Erfolg der Aufführung bei. Er schafft alpenländisches Dekor, gekonnt angedeutet, mit leichtem Schmunzeln präsentiert, leicht und nicht bemüht verfremdet - kurz: ein Hingucker, der Fernweh macht. Nach den letzten sehr strengen Bühnenbildern der Aachener Opernpremieren ist es geradezu eine Erholung, mal etwas zum „Schauen“ zu haben.
Ein schwungvoller Abend, der den Vorgeschmack von Sommerurlaub ins triste Regenwetter zauberte. |
![]() Musikalische Leitung Jeremy Hulin
Inszenierung
Bühnenbild und Kostüme
Choreographie
Choreinstudierung
Dramaturgie
Leopold
Wilhelm Giesecke
Ottilie
Dr. Otto Siedler
Sigismund Sülzheimer
Prof. Dr. Hinzelmann
Klärchen
Der Kaiser
Piccolo
Vier Sänger
Zwei Mägde
Jodlerin
Zwei Alphornbläser
Franzl/Ketterl
Sinfonie Orchester Aachen
Weitere Aufführungen
![]() Benjamin Kradolfer (Leopold) und Nicole Neiss (Josepha Vogelhuber) ![]() Joachim Schweizzer (Prof. Dr. Hinzelmann) und Rainer Krause (Wilhelm Giesecke) ![]() Victor Calero (Sigismund Sülzheimer) und Romy Gehrke (Klärchen) |