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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Premiere am 7. Februar 1997
in der Deutschen Oper am Rhein, Düsseldorf
von Annette van Dyck
Selten komme ich nach einem Operettenabend aus dem Theater und freue mich, daß ich hingegangen bin. Selten gelingt meiner Meinung nach die Gratwanderung zwischen Slapstick-Klamauk und sentimentaler Staubaufwirbelei.
Aber an diesem Abend in der Deutschen Oper am Rhein servierte uns das Inszenierungsteam bestehend aus Chris Alexander (Regie), Kathrin Kegler (Bühne) und Marie Theres Cramer (Kostüme) ein exquisites Menü einer Art 'Nouvelle Cuisine', die mit Liebe zum Detail arbeitete und das Repertoire der Rezepte mit Eleganz beherrschte.
Der klassische, nicht besonders originelle Stoff der Verwechslung eines Ankommenden mit einem Erwarteten ist von Herman Haller und Rideamus nett verpackt als Mischung aus Zauberposse, Märchen und Parodie des Bürgertums. Natürlich enthält die 1899 uraufgeführte Operette teilweise starken Tobak wie etwa das Lied des ersten Fremden "Kindchen, du mußt nicht so schrecklich viel denken", aber eben auch so schöne Reminiszensen an die bürgerliche Romantik wie "Ich bin nur ein armer Wandergesell". Die Vertrautheit und Leichtigkeit der Musik wurde jedenfalls ideal ergänzt durch das ballastfreie und phantasievolle Bühnenbild, die subtil aufeinander abgestimmten Kostüme und das entspannte Spiel der Protagonisten.
Glänzend hier: Thomas Piffka als unbekannter Wanderer in grüner Kluft - er verkörperte den Typus des sympathischen Draufgängers geradezu perfekt und zeigte, daß er nicht nur die kultivierte Stimme des Mozartsängers, sondern auch den leidenschaftlichen Schmalz des Operettentenors beherrscht und zudem ganz passabel tanzen kann (Ein Hoch auch auf die einfache, aber sorgfältig gestaltete Choreographie!). Ähnliches gilt aber für alle Beteiligten. Man merkte, daß es ihnen Spaß machte.
Deshalb waren wir begeistert von dem Freundinnenpaar (Lisa Griffith und Romana Noack), deren Stimmen so gut harmonierten und deren unterschiedliche Temperamente überzeugend herausgespielt wurde, lachten über Onkel und Tante (Peter Nikolaus Kante und Cornelia Berger) wie über den ungeschickten Verehrer (Helmut Pampuch) und die beiden Diener (Wilhelm Richter und Heinz Leyer) und haben besonders die Ensemble-Szenen mit ihrem präzisen und souveränen Timing genossen.
Merkwürdig, daß gerade dabei das Zusammenwirken von Orchester und Sängern gar kein Problem zu sein schien, während bei manchen Liedbegleitungen die Flexibilität der 'Parteien' nicht immer gegeben war. Ärgerlich wurde ich manchesmal über Unsauberheiten in den Streichern: auch Operetten verdienen einen Übetag... - Insgesamt hatte Wen-Pin Chien die Düsseldorfer Symphoniker jedoch sehr gut im Griff, und irgendwie - ich weiß nicht warum - schien mir, hatte er seine Finger auch in der Inszenierung drin. Aber warum ich das glaube, wird nicht verraten - das muß sich jeder selbst ansehen.
Nichts wie hin!
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