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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Die verkaufte BrautKomische Oper in drei AktenLibretto von Karel Sabina Deutsche Fassung von Kurt Honolka Musik von Bedrich Smetana
Premiere im Opernhaus Düsseldorf Die Kurkapelle Düsseldorf präsentiert ein buntes FolkloreprogrammIch denke oft an MarenkaEingerahmt von Sonnenblumen auf grünem Modellbahnrasen betritt das Landvolk, gekleidet in so ziemlich alles, was man zwischen bäuerlicher Tracht und schlichtem Kleid (ja sogar ein Badeanzug !) in der Provinz erwartet, die Bühne. An letzterer hat sich die Phantasie von Liz und John Bury merklich weniger entzündet als an den einfallsreichen und sorgfältig gearbeiteten Kostümen, die einen Moment lang hoffen lassen, hier werde jenseits gängiger bäuerlicher Klischees inszeniert. Das wird freilich schnell konterkariert dadurch, daß ausgerechnet die Marenka (oder, man spricht deutsch: Marie), das im Titel der Oper genannte Handelsobjekt, durch die berühmten böhmischen Dörfer stapft wie einst Liselotte Pulver als Piroschka durch die ungarische Puszta. Der Schnurrbart des Heiratsvermittlers Kecal ist ebenso riesig wie dessen Harmlosigkeit, und der Wenzel ist ein Dorfdepp der übelsten Sorte (der arme Markus Müller dürfte im Leben noch nicht eine so dämliche Rolle verkörpert haben). Die Zielrichtung der Inszenierung ist schnell klar: Komödienstadl auf tschechisch, durch kein Wölkchen getrübt. Vermutlich soll die Inszenierung die nächsten 20 Jahre das Düsseldorfer Publikum langweilen (das es letzteres vermag, bewies der spärliche Applaus nach der Premiere), denn Neubesetzungen lassen sich sofort integrieren: Raus auf die Bühne, schnell an die Rampe, und den Rest bewirken Kostüme und die Musik. Faszinierend, daß für diese eher schlichten Arrangements, die ein einigermaßen theatererfahrener Abonnementsinhaber eben schnell beim Pausenkaffee hätte skizzieren können, ein vierköpfiges Regieteam verantwortlich zeichnet. Wenn die Musik denn bewirkte: Gesungen wird ganz ordentlich, aber keinesfalls so, daß der Gesang über das ermüdende Regie hinweg retten würde. Die Sänger mühen sich leidlich, sich gegen das Orchester durchzusetzen, insgesamt mit Erfolg, aber ohne sich nachhaltig in Szene zu setzen. Die Düsseldorfer Symphoniker spielen wie eine gut aufgelegte Kurkapelle einen bunten Reigen volkstümlicher Melodien (bei böhmischen Komponisten wird hier gern der Begriff "musikantisch" verwendet, von dem allerdings keiner so genau weiß, was er bedeutet). Alles ist sauber und akkurat, eine Spur zu laut und zwei Spuren zu derb. Dirigent Ira Levin verbreitet gute Laune, schert sich nicht groß um die Sänger (die Choristen allerdings auch nicht um den Dirigenten) und unterbindet jeden Anflug von Subtilität. Unter folkloristischen Gesichtspunkten muß man das grandios nennen. Gemessen an dem, was in der Partitur steckt, wird man den "Buh"-Rufern unbedingt recht geben. Am Ende ist selbstverständlich alles in bester Ordnung und sogar der blöde Wenzel hat sein Liebchen gefunden. Der Streit der verhökerten Marie mit ihrem bauernschlauen Hans, dessen dramatischer Höhepunkt eine Theaterohrfeige war (üben, Leute !), ist ausgeräumt: Ach, so war das gemeint, wie hübsch ! Die Dame einige Meter rechts vom Rezensenten wacht wieder auf, klatscht brav, aber kurz Beifall und geht schnell heim, wie man überhaupt die Reaktion des Publikums als unterkühlt bezeichnen kann.
Betulich geht's in Böhmen zu, und selbst das Brautverkaufen wird von allen Beteiligten als netter Scherz angesehen. Wer Folklore mag, langweilt sich darüber etwas weniger.
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![]() Musikalische Leitung Ira Levin
Inszenierung
Choreographie:
Bühnenbild und Kostüme:
Choreinstudierung
SolistenKruschina, BauerPeter Nikolaus Kante
Ludmilla, seine Frau
Marie, beider Tochter
Micha, Grundbesitzer
Hata, seine Frau
Wenzel, beider Sohn
Hans
Kecal, Heiratsvermittler
Direktor einer Wandertruppe
Esmeralda, Zirkustänzerin
"Indianer" der Truppe
Mitglieder des Ratinger Kinderballetts Grabensee
Düsseldorfer Symphoniker
Weitere Aufführungen
![]() Marenka (Morenike Fadayomi) liebt Folklore, aber nicht den doofen Wenzel (Markus Müller) ![]() So schlecht, wie Marenka andeutet, singt Kecal (Hermann Becht) gar nicht |