in tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln deutscher Text erarbeitet von Claus Henneberg
Premiere an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf am 15. November 1996
Savjol Prokofjevic Dikoj Hermann Becht Boris Grigorjevic Christian Papis Marfa Ignatevna Kabanová (Kabanicha) Helga Dernesch Tichon Ivanye Kabanov William Cochran Katerina (Kat'a) Clarry Bartha Vána Kudrjás Christopher Ventris Varvara Annette Seiltgen Kuligin Hans Lydman Glasa Taru Sippola Feklusa Keiko Yano Zena und eine Stimme Taru Sippola
Herausragend an der Premiere in Düsseldorf war die musikalische Umsetzung des Werkes von Janácek. Das Orchester schuf große bewegende Klangbilder, jedes ging organisch aus dem anderen hervor oder stürtzte jäh in das Geschehen hinein. Mit konzentrierter Arbeit und Feinsinn entwickelten die Düsseldorfer Symphoniker unter dem Dirigat von Hans Wallat die Musik Janáceks.
Ein in seinen anspruchsvollen Partien sicheres und überzeugendes Sängerensemble baute auf den Klang des Orchesters auf und gestaltete die tragische Geschichte der Kat'a Kabanová äußerst bewegt. Vortrefflich meisterten die Künstler auch das Singen des tschechischen Textes, und so konnte deutlich werden, wie sehr der Komponist den Gesang aus dem Gestus und Klang seiner Sprache entwickelt. Der überwiegend deklamatorische Stil der Gesangslinie macht es den Sängern nicht leicht, sich gegen die Fülle des Orchesters zu behaupten. Alle Sänger brachten jedoch ihre Tonsprache gemessen und ausdrucksstark zur Geltung.
Außerordentlich war die Leistung von Clarry Bartha als Kat'a. Bartha gab dieser Rolle durch ihren ausgezeichneten, stets engagierten Gesang Tiefe. Sie fand nicht nur schmerzlich süße Töne für die Liebe, sondern ebenso für die empfundene Gefährdung durch die Liebe. Bartha machte die Ängste, schließlich die totale Verzweiflung der jungen Frau hörbar, und sie überzeugte auch durch intensives Spiel.
Die Inszenierung konnte mit der Güte der musikalischen Gestaltung nicht mithalten. Sie wußte dem Ausdruck der Musik nichts Nennenswertes hinzuzufügen. Die Personenführung zeigte sich erfreulich dynamisch, keiner der Figuren wurde jedoch besonders charakterisiert.
Wirkungsvoll, da stets bewegt, das blaue seidende Tuch, das die Wolga darstellt. Das Dorf besteht aus einem engen von getäfelten Holzwänden nahezu eingekesselten Platz, der sich dann zu den Innenräumen des Hauses der Kabanovà wandelt. Öffentlicher und privater Raum sind eins, das Dorf läßt keine Privatspähre zu. Die Fenster sind vergittert wie im Gefängnis, bieten aber überall Möglichkeiten des unverholenen Einblicks.
Die Häuser, nun unten geöffnet wie Garagentore, bleiben auch in der Wald-Liebes-Szene stehen, werden allzu bunt beleuchtet und von Nebel durchzogen. Eine große Schaukel baumelt vom Himmel herab. Die Szene ist wohl doch zu kauzig-rührselig geraten. Zur Gewitterbeichte der Kat'a bewegt sich theatralisch der allezeit bereits schon im Raume hängende übergroße Ast durch die Lüfte. Schließlich durchwogt die Wolga den ganzen Raum und alle Personen wandeln in den Wellenbergen, in denen Kat'a sich bereits irgendwo ertränkt hat.