Tamerlano
Dramma per Musica in drei Akten
Text von Nicola Francesco Haym nach den
Libretti von Agostino Graf Piovene und Ippolito Zanelli
Musik von Georg Friedrich Händel
Italienisch mit deutschen Übertiteln
Premiere im Opernhaus Düsseldorf
am 31. Oktober 1997
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Eduard Straub
Tamerlano mit Licht und viel Schatten
Wenn der schwarze Vorhang nach der Ouvertüre nach rechts aufgezogen wird, sieht man einen lichtdurchfluteten, etwas nach rechts gekippten und schwer in Mitleidenschaft gezogenen Raum. Eine Ruine, wie alles, in dessen Nähe Tamerlano kommt. Darin: Flaschen, herumliegende Soldaten, ein zusammengestürzter Tisch, ein Kronleuchter am Boden, drei andere, die im Hintergrund gerade heraufgezogen werden.
In dieses Ambiente treten Figuren in fantasievoll entworfenen Kleidungen. Bis auf Tamerlano laufen alle barfuss herum. Ein Laufsteg bietet Gelegenheit für demonstrative Auftritte und visualisiert (eher dürftig) den nicht leicht zu bewältigenden Aufstieg zum Thron Tamerlanos.
David McVicar lässt die Personen in seiner eigenen, allerdings eher dekorativen als dramaturgisch mitgestaltenden Ausstattung zum Teil sehr differenziert und vital agieren. Eine durchgehend spannende oder gar fesselnde Interpretation des Stückes gelingt ihm dabei allerdings nicht. Auch die eher spärlichen Lichtwechsel und das gegen Ende verstärkt eingesetze Vorhanggeziehe tragen wenig dazu bei, die tragischen Konflikte (vor allem Asterias) so herauszuarbeiten, wie es dem Stück zukommt. Wie spannend und aufregend gerade dieser Tamerlano sein kann (und ist!) zeigten z.B. Jean-Louis Martinoty (Inszenierung), Dado (Bühnenbild) und Renate Schmitzer (Kostüme) in ihrer atemberaubenden Produktion bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe (1993/94).
Musikalisch verwunderte vor allem, dass man von Seiten der Rheinoper nicht einen sog. Spezialisten für die musikalische Einstudierung engagiert hat, vor allem, da durchaus das Bemühen um ein möglichst adäquates Klangbild zu hören waren. Der Dirigent Jonathan Darlington war zwar um ein differenziertes Musizieren bemüht, aber die Düsseldorfer Symphoniker konnten die Fremdartigkeit dieser Musik für sie nicht verbergen. Da hatte Howard Arman in Essen bei Händels Giulio Cesare mit den Essener Philharmonikern erheblich mehr zu bieten.
Auch die Sänger gehörten allesamt zum "normalen Repertoireensemble". Umsomehr muss zumindest ihre Leistung gewürdigt werden. Marta Marquez als Tamerlano war durch ihren sängerischen und darstellerischen Einsatz
die
schillernde Persönlichkeit, die dieser Rolle zusteht. Annette Seiltgen als sehr wortverständlicher Andronico war der sehr innigen Alexandra von der Weth als leidensstarker Asteria in dieser Beziehung weit überlegen. Die temperamentvolle Irene der Morenike Fadayomi zeigte sich dem machttrunkenem Tamerlano als durchaus gewachsen. Ruben Broitman als Bajazet setzte sich zwar bewundernswert für seine Rolle ein, dennoch konnte man ihm den von Tamerlan bezwungenen Herrscher des ottomanischen Reiches nicht ganz abnehmen.
FAZIT:
Ernsthafte Bemühungen, barocke Opern in adäquater Weise ins Repertoire zu integriern, sind zwar erkennbar, allerdings war ihnen noch nicht der erwünschte Erfolg beschieden.
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Musikalische Leitung
Jonathan Darlington
Inszenierung, Bühne und Kostüme
David McVicar
Licht
Christian Tombeil
Solisten
Tamerlano
Marta Marquez
Andronico
Annette Seiltgen
Bajazet
Ruben Broitman
Leone
E. Lee Davis
Asteria
Alexandra von der Weth
Irene
Morenike Fadayomi
stumme Rollen:
Zaïde
Akemi Kluten
Soldaten
Michael Golzerandi
Armin Riahi
Uwe Schierhorn
Düsseldorfer Symphoniker
Jane Attfield, Cembalo
Stephan Rath, Theorbe
Weitere Aufführungen
November '97: |
2. (19.00 Uhr)
6. (19.30 Uhr)
8. (19.30 Uhr)
16. (19.00 Uhr)
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Marta Marquez (Tamerlano)
mit Annette Seiltgen (Andronico)
Morenike Fadayomi (Irene)
mit Annette Seiltgen (Andronico)
und Alexandra von der Weth (Asteria)
Annette Seiltgen (Andronico)
mit Alexandra von der Weth (Asteria)
Alexandra von der Weth (Asteria)
mit Ruben Broitmann (Bajazet)
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