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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Die Frau ohne SchattenDichtung von Hugo von Hofmannsthal Musik von Richard Strauss
Premiere am Aalto-Musiktheater Essen Erlesene Chinoiserien ohne SchattenDie "Frau ohne Schatten" ist derartig komplex, daß die Essener Programmheftgestalter gleich zwei Inhaltsangaben abgedruckt haben - eine etwas wirre, eigend für das Programmheft verfaßte, und eine unwesentlich längere "ausführliche" Form von Textdichter Hofmannsthal persönlich. Regisseur Fred Berndt hat in erster Linie versucht, die märchenhafte Geschichte einigermaßen klar zu erzählen, und verzichtet auf den Versuch einer aktualisierten Deutung. Seine weitgehend überzeugenden Bildlösungen sind von ostasiatischen Kulturen beeinflußt, am deutlichsten durch die Verwendung der Yin-und Yang-Symbolik. Durch geschickte Ausleuchtung entstehen immer wieder quasi "schwebende" Bildeindrücke, die sehr schön mit der Musik korrespondieren.
![]() Fast wird der Jagdsport für den Kaiser (Jeffrey Dowd) zum steinernen Verhängnis Auch das Färberhaus ist nur angedeutet, wobei ein kräftiges Blau eine konkretere Atmosphäre schafft als die verschwommenen, wie aus einem Aquarell stammenden Farben der kaiserlichen Sphäre. Wehende Tücher vermitteln den Eindruck fließenden Wassers, Symbol des Lebenden, aber auch des Sterblichen - im dritten Akt setzen Kaiserin und Amme in einem Kahn, der auch ein Sarkophag sein könnte, in die Unterwelt über. Solche Symbole setztder Regisseur schlüssig, aber dezent ein, daraus bezieht die Inszenierung ihre Stärke. Allein das Bühnenbild des letzten Aktes erinnert an eine Varietebühne, und das Schlußbild mit japanischer Malerei im Hintergrund hinterläßt einen unglücklichen Eindruck.
![]() Bühnenspektakel für die Färberin (Luana DeVol). Die Kaiserin schaut aus der Höhe zu. Sparsam, aber durchdacht ist die Gestik der Akteure. Wolfgang Brendel in der Rolle des Barak verzichtet auf komödiantische Züge, sondern singt die Rolle liedhaft und jenseits eines Bufforollenbewußtseins. So schön er das auch macht, so ist sein Barak doch ein wenig zu brav und gutmütig. Musikalisch läuft ihm ein phantastisches Damenterzett den Rang ab: Susan Anthony (Kaiserin), Luana DeVol (Färberin) und Ildiko Szönyi (Amme) lassen vom zartesten Piano über strömend lyrischen Klang bis zu dramatischen Ausbrüchen keine Wünsche offen. Der Text bleibt leider auf der Strecke, woran der Komponist aber nicht unschuldig ist. Auch in den Nebenrollen wird exzellent gesungen; nur die Rolle des Kaisers ist mit Jeffrey Dowd, dessen Stimme eng blieb und wenig Gestaltungsmöglichkeiten zuließ, unglücklich besetzt. ![]() Durch Opernlogik getrennt: Barak(Wolfgang Brendel, r.) und seine Frau (Luana DeVol) An der hervorragenden musikalischen Realisierung des Werkes, die dem Vergleich mit größeren Häusern stand hält, hatten die vorzüglichen Philharmoniker unter der Leitung von Stefan Soltesz großen Anteil. Soltesz versteht es, die Sänger zu begleiten und dennoch dem Werk ein symphonisches Gepräge zu geben, wobei die orchestralen Steigerungen wohlproportioniert sind. Beim Essener Publikum genießt der Dirigent und Intendant große Popularität; die Beifallsbekundungn nahmen einen fast schon aggressiven Charakter an. So endete ein ebenso langer wie gelungener Opernabend - mit zwei Pausen bringt es die Aufführung auf beinehe dreieinhalb Stunden - mit frenetischem Beifall für alle Akteure. Für das kommende "Strauss-Jahr" - 1999 wird des 50.Todestages des Komponisten gedacht - ist das Aalto-Theater mit dierser Produktion (der ja zum Saisonende die selten gespielte "Daphne" folgen soll) bestens gerüstet. Fazit Märchenhaft fernöstliche Atmosphäre und glänzend aufgelegte Musiker sorgen für einen furiosen Saisonstart in Essen. |
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