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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Die Substanz fehltVon Ruth Schmüdderich / Fotos von Thilo Beu
Aufgelockert wird die Szenerie allerdings durch kleine amüsante Ideen am Rande. So ergänzt Osmin gleich zu Beginn die Reihe von abgeschlagenen Köpfen, die an der Rampe (zum Wohle des Zuschauers mit dem Hinterköpfen zum Publikum) aufgestellt sind, durch ein weiteres Exemplar. Sie verfolgen dann wie Zuschauer den Abend. Gleichzeitig versetzt dieser makabere Spaß in die Stimmung der märchenhaften Handlung. Eine zauberhafte (!) Idee ist es Diener und Herr, der ja als Baumeister getarnt ist, im dritten Aufzug mit riesigen Bauklötzen spielen zu lassen. Schließlich baut Pedrillo ein Boot daraus, in das er sich setzt um weg zu rudern, wobei es naturgemäß von Belmonte angeschoben werden muß, doch dann gleitet es wie von Zauberhand alleine über den Boden.
Kazuko Watanabe behält sich natürlich die meisten witzigen Einfälle für das Buffo-Paar (Blonde und Pedrillo) vor, dagegen agiert gerade Belmonte sehr statisch (,was allerdings dem Naturell des Tenors sehr entgegen zu kommen scheint). Oftmals schreiten sowohl Konstanze als auch Belmonte bedächtig über die Bühne, was dann aber so lange durchgehalten wird, daß sich eher Langeweile breit macht, als daß es irgendeine künstlerische Intention verdeutlichte.
Auf diese Weise bleiben die Charaktere der Hauptdarsteller fremd, dagegen wächst einem Blonde nahezu ans Herz. Außergewöhnlich quirlig setzt sie sich den Männern gegenüber durch, wobei sie nicht mit anzüglichen Gesten oder Bewegungen spart, ohne dabei peinlich zu wirken. Auch ihr Kostüm unterstreicht noch ihren Charakter, denn sie trägt ein vom Barock inspiriertes Kleid, das allerdings außergewöhnlich kurz geraten ist. Wenn hier auch eindeutig das weibliche Geschlecht dominiert, wie so häufig in Mozart-Opern, gestaltet die Regisseurin die Rolle von Blondes Partner Pedrillo ebenso liebevoll aus. Mal sehr aktiv mal feige agiert er da und gerade an den komischen Stellen ist er sehr präsent. Was für Komödianten in Eberhard Francesco Lorenz (Pedrillo) und Reinhard Dorn (Osmin) stecken, zeigen die beiden bei dem Duett "Vivat Bacchus! Bacchus lebe!".
Osmin hat von seiner Rolle her natürlich nicht die Sympathien auf seiner Seite, doch er verkörpert den Grobian mit Witz. Aber abgesehen von der ausgezeichneten schauspielerischen Leistung glänzt Reinhard Dorn mit einer Baßstimme, deren Tiefe in Erstaunen versetzt. Um so ärgerlicher war es, daß das Orchester auf diese von Natur aus weniger tragende Stimme keine Rücksicht nahm, und gerade am Anfang einfach zu laut spielte.
Stimmlich beeindruckte auch Simone Kermes als Konstanze. Sie meisterte mit bewundernswerter Leichtigkeit ihre schwierigen Arien, wobei sie besonders mit einer ausdrucksstarken Höhe glänzte. Während Natalie Karl in der Partie der Blonde durch eine starke und schöne Klangfarbe der Stimme überzeugte. Nur Mineo Nagator als Belmonte fiel mit seinem knödelnden Tenor gegen diese hervorragenden Stimmen ab. So erntete er am Ende nicht den stürmischen Applaus wie seine Kollegen.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung, Bühne und Kostüme
Choreinstudierung
Licht
Dramaturgie
Orchester der Beethovenhalle
Bassa Selim
Konstanze
Blonde
Belmonte
Pedrillo
Osmin
Soloquartett
* Premierenbesetzung
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- Fine -