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My Fair Lady
Musical nach George Bernard Shaws "Pygmalion"
und dem Film von Gabriel Pascal

Buch und Gesangstexte von Alan Jay Lerner
Deutsch von Robert Gilbert

Musik von Frederick Loewe

Aufführungsdauer: ca. 3h 00' (eine Pause)

Premiere im Opernhaus Bonn am 19. September 1999

Homepage der Oper der Stadt Bonn
(Homepage)



Hohes Niveau gerät öfter ins Wanken

Von Ruth Schmüdderich / Fotos von Martin Kaufhold



Obwohl diese Inszenierung von "My Fair Lady" im Ganzen durchaus gelungen ist, so gibt es doch leider auf allen Gebieten stärkere Qualitätsschwankungen. Beispielsweise wechseln sich beim Bühnenbild gute und schlechtere Szenen buchstäblich ab. Gleich am Anfang schimmern die Silhouetten der Royal Opera und der Markhallen stimmungsvoll im nächtlichen Covent Garden, während silbrig glänzender Regen vom Himmel fällt.

 Bonn: My Fair Lady (Foto 1) Foto 1:
Die Besucher der Oper (Chor der Oper) warten nach der Vorstellung auf ein Taxi.

Daran schließt sich eine Szene im Hause von Higgins an, das aufklappbar wie ein altes englisches Puppenhaus ist. Nur leider findet sich darin nicht die erwartete anheimelnde Ausstattung, sondern nur ein paar Sitzmöbel, die es kaum schaffen, diesem düster gestrichenen Raum einen Hauch von Wohnlichkeit zu verleihen. Selbst wenn das Haus die Gefühlskälte von Prof. Higgins widerspiegeln soll, so ist es doch bei jedem Erscheinen ein wahrer Stimmungskiller. Verwöhnt wird das Auge dann wieder beim Ascot-Rennen, wo auf Vorhang und Prospekt Figuren oder Pferde dargestellt sind, die im Stile von René Magritte gemalt sind. Über dieser Szene schwebt eine wunderschöne leichte Stimmung. Ebenfalls beeindruckend ist der imposante Ballsaal, der ganz in schwarz gehalten ist und indem sogar die bühnenwirksame große Freitreppe nicht fehlt. Leider sind diese üppigen Bühnenbilder nur im ersten Akt zu finden, der zweite geht in dieser Hinsicht ziemlich leer aus.

Bonn: My Fair Lady (Foto 2) Foto 2:
Eher widerwillig folgt Eliza (Marianne Larsen) Higgins (Urlich Gebauer) bei seinen Sprachübungen.

Was die Kostüme betrifft, so korrespondieren deren Qualität sehr mit der des Bühnenbildes. Gerade die Ensemble-Szenen im ersten Akt sind sehr üppig und mit einer Prise Ironie ausgestattet. Beispielsweise findet sich beim Ascot-Rennen eine so riesige Ansammlung von spießigen Damenkostümen, wie man sie nicht einmal bei großbügerlichen Veranstaltungen von Rang anträfe. Es macht sich auch bemerkbar, dass das Stück in die Jetzt-Zeit verlegt worden ist, denn die heutige Alltagskleidung hat natürlich nicht die Bühnenwirksamkeit der Jahrhundertwende-Kostüme des Originals. Insgesamt hat Frank Hoffmann eine Fülle von guten Einfällen, so dass gar nicht auf alles eingegangen werden kann. Jedoch ein gutes Beispiel ist die Idee, Eliza während des Liedes "Wart's nur ab" an Stelle von Henry Higgins, eine Praline aufs grausamste massakrieren zu lassen. Sein Talent zur Ironie stellt er bei der Persiflage des oberflächlichen Gehabes der besseren Gesellschaft unter Beweis. In der Ascot-Szene läßt er die Akteure so gekünstelt einander zu winken und ihre "Hallos" zu gespielt freundlich zurufen, daß im Gesamtbild ein durchchoreographierter Bewegungsablauf entsteht.

Bonn. My Fair Lady (Foto 3) Foto 3:
Sehr lebhaft verfolgt Eliza ( Marianne Larsen) das Pferderennen in Ascot, wobei sie Pickering (Nikolaus Haenel) und die gute Gesellschaft ( Chor der Oper Bonn) schockiert.

Auch die Idee die Handlung in die Jetzt-Zeit zu verlegen, bietet Platz für einige gelungene Adaptionen. Beispielsweise werden antiquierte Aufnahmegeräte durch Videokamera und Großbild TV ersetzt. Das belebt die Szenen in Higgins Haus ein wenig. Überraschend komisch ist es, wenn Monitore von oben herabgelassen werden, die mal die Buchstaben der Sprachübungen anzeigen oder am Schluß einfach ein klopfendes Herz. Doch auch die guten alten Tricks begeistern das Publikum. So schweben verschiedene Gegenstände an einem Seil aus dem Bühnenhimmel. Was besonders passend ist, wenn Freddy (Axel Mendrok) bei "In der Straße, mein Schatz, wo du lebst" vor Glück schwebt. Er macht selbst noch am Seil hängend eine gute Figur. Nicht allein vom Typ her ist er eine Idealbesetzung für den Freddy, besonders seine schöne Stimme lassen jeden einfach dahin schmelzen. Zudem hat er auch von der schauspielerischen Leistung her überzeugen können. Er wurde in der Gunst des Publikums nur noch von Franz Nagler als Alfred Doolittle übertroffen, denn er verkörperte die Rolle des Müllkutschers mit ausgesprochener Hingabe und gewinnender Herzlichkeit. Auf diese Weise riss er als herausragender Schauspieler bei all seinen Auftritten das Publikum einfach mit. Erfreulicherweise war er auch von Akteuren, wie P. Velazquez, H.-G. Buchweitz, E. Herold und G. Scheer umgeben, die ebenso Spaß an ihren Rollen hatten und zudem stimmlich hervorragend harmonierten.

Bonn: My Fair Lady (Foto 4) Foto 4:
Ausgelassen genießt Alfred Doolittle (Franz Nagler) mit seinen Freunden (Chor der Oper Bonn) die kurze Zeit der Freiheit, die ihm noch bis zu bevorstehenden Hochzeit verbleibt.

Die Hauptdarsteller, die wie alle anderen auch mit einem Mikro verstärkt wurden, brauchten anfänglich eine Weile, um in ihre Rollen zu finden. Marianne Larsen als Eliza glänzte dann mit großem Stimmumfang, wobei ihre Stimme selbst in hohen Lagen noch angenehm voll klang. Musikalisch souverän verjazzte sie sogar ihre Lieder. Bemerkenswert war Larsens Darstellung der charakterlichen Verwandlung der Eliza, die sehr glaubhaft war. Higgins (Ulrich Gebauer) wirkte als ewiges Muttersöhnchen gerade anfänglich ein wenig farblos und seine Dialoge waren dann kraftlos und deshalb weniger überzeugend. Doch er lief im Laufe des Stückes zu besserer Form auf. Nikolaus Haenel als Oberst Pickering bildete im diesem Trio den ruhigen Pol, wie es der Rolle entspricht. Er wirkte, genauso wie Evelyn Matzura (Mrs. Higgins) durch große Bühnenpräsenz. Insgesamt laßt sich resümieren, daß alle Darsteller den mehr oder weniger feinsinnigen Humor des Stückes rüberbrachten. Besonders taten das auch Mrs. Pearce (Leandra Overmann) und die anderen Hausdiener (T. Sahrio, K. Mauel, C. Raucamp, J. Flögl), wobei der stimmlichen den darstellerischen Qualiäten nicht zurück standen. Das Orchester gab dazu ein lebhaftes Tempo vor, das während des ganzen Stückes beibehalten wurde. Die Qualität blieb dabei erfreulicherweise nicht auf der Strecke.



FAZIT
Die Aufführung ist allemal einen Besuch wert.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
David Neely

Inszenierung
Frank Hoffmann

Choreographie
Anna Karger

Bühne
Bernd Holzapfel

Kostüme
Swetlana Zwetkowa

Licht
Jürgen Zoch

Choreinstudierung
Sibylle Wagner

Dramaturgie
Marie Luise Mainz



Chor und Extrachor
der Oper der Bundesstadt Bonn

Orchester der Beethovenhalle


Solisten

Henry Higgins
Ulrich Gebauer

Eliza Doolittle
Isis Krüger / Marianne Larsen*

Alfred P. Doolittle
Wolfram Mucha / Franz Nagler*

Oberst Pickering
Nikolaus Haenel* / Walter K. Stein

Mrs. Higgins
Joke Kramer / Evelyn Matzura*

Mrs. Pearce
Joke Kramer / Leandra Overmann*

Freddy Eynsford-Hill
Axel Mendrok* / Florian Mock

Mrs Eynsford-Hill
Liesel Abels* /Ute Hallaschka

Prof. Zoltan Karpathy
Pieris Zarmas

Harry
Aglis Lunskis* / Hartmut Nasdala

Jamie
Hans Müller /George Zingerle*

1. Cockney
Emil Raykov / Petro Velazquez*

2. Cockney
Gernot Klein / Heinz-Günther Buchweitz*

3. Cockney
Egbert Herold* / Kamen Todorov

4. Cockney
Volker Philippi / Guido Scheer*

Mrs. Hopkins
Hannelore Janitzki* / Inken Lorenzen

Wirtin
Jeannette Katzer / Waltraud Schröder*

Zofe
Gisela Berg* / Brigitte Jung

1. Butler
Ulrike Maria Gmeiner / Tiina Sahrio*

2. Butler
Karin Mauel* / Wieslawa Patt

3. Butler
Josef Michael Linnek / Claus Raucamp*

4. Butler
Johannes Flögl* / Karl Belina-Valent

Königin von Transsylvanien
Brigitte Rehnert-Schleich* / Edeltrud Kahn

Prinzgemahl
Hans Müller* / George Zingerle

Lakai
Mark Morouse

Dr. Themistocles Stefanos
Adnan Gündogdu

Ärgerliche Leute
Karin Kiwitt* / Livia Somogyi-Kedvew

Guido Scheer, Reinhard Dingel-Schulten,
Kamen Todorov, Asta Zubaite,
Maike Krant; Leonardo Mockridge

Mehrfachbesetzungen in alphabetischer
Reihenfolge, wobei die Premierenbesetzung
mit Sternchen gekennzeichnet ist.


Weitere Informationen
Oper der Stadt Bonn (Homepage)



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