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Siegfried
Der Ring des Nibelungen - Zweiter Tag
von Richard Wagner

Premiere an der Oper der Bundesstadt Bonn
am 6. September 1999


Logo: Oper Bonn

Oper Bonn
(Homepage)

Picknick mit Drache

Von Stefan Schmöe / Fotos von Thilo Beu



Kühlschrank und Blümchendecke zeugen vom kleinen Wohlstand: Mime hat es sich in der Nachkriegszeit behaglich eingerichtet und schneidet in seiner Küche allerlei Gemüse, anstatt sich um das Schmieden von Zauberschwertern zu kümmern. Die Kriege der Walküre sind überstanden, und Regisseur Siegfried Schoenbohm nimmt den Siegfried auf die ironisch leichte Schulter. Alberich (exzellent gesungen von Franz-Josef Kapellmann) hat inzwischen in einer leeren Tonne ein Feuerchen gemacht, an dem er sich wärmt, und der Drache ist ein beinahe niedlich anzusehender feuerspeiender Bagger, in dessen Führerhaus - einem Tresor - Fafner liegt und besitzt. Spießig-friedlich lebt man vor sich hin.

Foto: Bonn / Siegfried Drache tot, Mime tot, und Siegfried (Alfons Eberz) hat einen (Wald-)Vogel (Anna Korondi)

Der lockere Zugang passt zur Musik, die zwischen den Abgründen der Walküre und der Götterdämmerung geradezu heiter ist. Entsprechend bemüht sich Marc Soustrot am Pult des Orchesters der Beethovenhalle um einen weitgehend unpathetischen, manchmal geradezu parlandohaften Ton (wobei allerdings einiges an Geschmeidigkeit verloren geht). Mit Eberhard Francesco Lorenz hat die Bonner Oper zudem einen blendend zu allem Schabernack aufgelegten Mime. Auch Frode Olson als hünenhafter Wanderer passt sich mit verhältnismäßig leichter, aber sehr schön geführter Stimme bestens ein. Alfons Eberz fügt sich mit viel zu kurzen Hosen augenzwinkernd in die Rolle des rabiaten Lausbuben Siegfried.

Foto: Bonn / Siegfried Meucheln auf der Blümchendecke: Siegfried (Alfons Eberz) und Mime (Eberhard F. Lorenz) streiten sich

Ernst wird es, korrespondierend mit der Musik, erst wieder im dritten Akt, der zurückführt an den zerborstenen Bunker der Walküre, wo Brünnhilde auf ihren Erwecker wartet. Leider ist Jayne Casselman mit langen leuchtend roten Haaren von Maske und Kostümbildnerin (Barbara Kugel) arg entstellt, und Frau Casselmans Stimmfärbung mit recht penetrantem Vibrato ist Geschmackssache (mit Linda Watson hat die Bonner Oper noch eine hochkarätige Zweitbesetzung für die Rolle bereit). Alfons Eberz hat als Siegfried auch am Ende der mörderischen Partie noch die nötigen Reserven, wo mancher Bayreuther Star schon aufgeben musste. In den lyrischen Passagen fehlt es noch an Klangschönheit, aber insgesamt bot Eberz eine ganz hervorragende Leistung.

Foto: Bonn / Siegfried Liebe im Bunker mit Aussicht: Siegfried erkennt Brünnhildes (Jayne Casselman) Weiblichkeit

Die ironischen Brechungen im Siegfried wie auch schon im Rheingold sind Schoenbohm besser gelungen als das Pathos der Walküre. Auch hat dieser Ring inzwischen klare Konturen gewonnen. Der Regisseur schickt uns offenbar auf eine Zeitreise: Nach den Rokoko-Göttern und frühindustriellen Alben des Rheingoldes, dem großbürgerlichen Kaminzimmer und Weltkriegs-Szenarien der Walküre sind wir allmählich in unserer zeit angekommen. Was da in der Götterdämmerung auf uns zu kommt, darf man mit Spannung erwarten.


FAZIT
Starker Saisonauftakt in Bonn: Über weite Strecken brilliant und witzig dargebotener Wagner


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Produktionsteam

Regie
Siegfried Schoenbohm

Musikalische Leitung
Marc Soustrot

Bühne
Wolfgang Reuter

Kostüme
Barbara Kugel

Licht
Thomas Roscher

Dramaturgie
Stephanie Twiehaus



Orchester der
Beethovenhalle Bonn
Hornsolo: Geoffrey Winter

Statisterie der Oper Bonn


Solisten

*Besetzung der Premiere

Siegfried
Alfons Eberz

Mime
Eberhard Francesco Lorenz

Der Wanderer
*Frode Olsen/
Max Wittges

Alberich
*Franz-Josef Kapellmann/
Wicus Slabbert

Fafner
Vidar Gunnarson /
*Hans-Georg Moser

Erda
Leandra Overmann

Brünnhilde
*Jayne Casselman/
Linda Watson

Waldvogel
Anna Korondi


Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Oper Bonn (Homepage)



Foto: Bonn / Siegfried
Siegfried schmiedet starke
Schwerter und dunkle Pläne,
Mime (hinten) kocht



Da capo al Fine

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