![]() ![]() |
Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
![]() ![]() ![]() ![]() |
|
Picknick mit Drache
Von Stefan Schmöe
/
Fotos von Thilo Beu
Kühlschrank und Blümchendecke zeugen vom kleinen Wohlstand: Mime hat es sich in der Nachkriegszeit behaglich eingerichtet und schneidet in seiner Küche allerlei Gemüse, anstatt sich um das Schmieden von Zauberschwertern zu kümmern. Die Kriege der Walküre sind überstanden, und Regisseur Siegfried Schoenbohm nimmt den Siegfried auf die ironisch leichte Schulter. Alberich (exzellent gesungen von Franz-Josef Kapellmann) hat inzwischen in einer leeren Tonne ein Feuerchen gemacht, an dem er sich wärmt, und der Drache ist ein beinahe niedlich anzusehender feuerspeiender Bagger, in dessen Führerhaus - einem Tresor - Fafner liegt und besitzt. Spießig-friedlich lebt man vor sich hin. ![]()
Der lockere Zugang passt zur Musik, die zwischen den Abgründen der Walküre und der Götterdämmerung geradezu heiter ist. Entsprechend bemüht sich Marc Soustrot am Pult des Orchesters der Beethovenhalle um einen weitgehend unpathetischen, manchmal geradezu parlandohaften Ton (wobei allerdings einiges an Geschmeidigkeit verloren geht). Mit Eberhard Francesco Lorenz hat die Bonner Oper zudem einen blendend zu allem Schabernack aufgelegten Mime. Auch Frode Olson als hünenhafter Wanderer passt sich mit verhältnismäßig leichter, aber sehr schön geführter Stimme bestens ein. Alfons Eberz fügt sich mit viel zu kurzen Hosen augenzwinkernd in die Rolle des rabiaten Lausbuben Siegfried. ![]()
Ernst wird es, korrespondierend mit der Musik, erst wieder im dritten Akt, der zurückführt an den zerborstenen Bunker der Walküre, wo Brünnhilde auf ihren Erwecker wartet. Leider ist Jayne Casselman mit langen leuchtend roten Haaren von Maske und Kostümbildnerin (Barbara Kugel) arg entstellt, und Frau Casselmans Stimmfärbung mit recht penetrantem Vibrato ist Geschmackssache (mit Linda Watson hat die Bonner Oper noch eine hochkarätige Zweitbesetzung für die Rolle bereit). Alfons Eberz hat als Siegfried auch am Ende der mörderischen Partie noch die nötigen Reserven, wo mancher Bayreuther Star schon aufgeben musste. In den lyrischen Passagen fehlt es noch an Klangschönheit, aber insgesamt bot Eberz eine ganz hervorragende Leistung. ![]()
Die ironischen Brechungen im Siegfried wie auch schon im Rheingold sind Schoenbohm besser gelungen als das Pathos der Walküre. Auch hat dieser Ring inzwischen klare Konturen gewonnen. Der Regisseur schickt uns offenbar auf eine Zeitreise: Nach den Rokoko-Göttern und frühindustriellen Alben des Rheingoldes, dem großbürgerlichen Kaminzimmer und Weltkriegs-Szenarien der Walküre sind wir allmählich in unserer zeit angekommen. Was da in der Götterdämmerung auf uns zu kommt, darf man mit Spannung erwarten.
|
ProduktionsteamRegieSiegfried Schoenbohm
Musikalische Leitung
Bühne
Kostüme
Licht
Dramaturgie
Solisten*Besetzung der PremiereSiegfried Alfons Eberz
Mime
Der Wanderer
Max Wittges
Alberich
Wicus Slabbert
Fafner
*Hans-Georg Moser
Erda
Brünnhilde
Linda Watson
Waldvogel
![]() Siegfried schmiedet starke Schwerter und dunkle Pläne, Mime (hinten) kocht
|
- Fine -