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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Musical mit Format!Von Anne - Kathrin Koch / Fotos von Matthias Jung
Das Essener Publikum hat schon lange darauf hingefiebert: Das jährliche Musical war wie erwartet fast ausverkauft. Nichtsdestotrotz waren wir auf ein anspruchsvolles Stück gefasst. Wir wurden nicht enttäuscht. ![]() Nebel bedeckte den Bühnenboden, ein näherkommender Geiger spielte eine traurige Weise. Wie aus dem Nichts bauten sich langsam einzelne Häuser wie Marionetten auf. Auch in den weiteren Bildern arbeitete der Bühnenbildner Alois Gallé mit möglichst wenig Material und den einfachsten Mitteln und traf es dennoch genau auf den Punkt. Die Wohnstube des Tevje - dekoriert mit Zeitungspapier - bildete im ersten Akt das bleibende Element. Mal im Vordergrund, mal ganz klein im Hintergrund oder auch eingereiht in angedeutete Nachbarhäuser, stellte sie eine Bühne auf der Bühne dar. Nach der Pause bekam man nicht mehr diese Einblicke, sondern blieb Betrachter von außen. ![]()
Von Anfang an dabei, immer präsent, ist Tevje, der Familienvater und gleichzeitig Hauptfigur des Musicals. Er ist der Erzähler, der zwischen Bühne und Publikum vermittelt, uns direkt anspricht und seine Gedanken laut erklärt. Er hat sogar die Macht, das Geschehen auf der Bühne währenddessen anzuhalten. Immer wieder betont er die Tradition, die sein Volk auslebt. Doch nach und nach erkennt er die mangelnde Aktualität dessen. Geradezu vertraut spielt Adi Hirschal seine Rolle, er ist uns sympathisch. Mit seinem Witz und seiner überzeugend gespielten Naivität schleicht er sich in unsere Herzen. Schauspielerisch gesehen standen die anderen Akteure ihm in nichts nach. Besonders Jente, die Heiratsvermittlerin, dominierte sehr überzeugend auf der Bühne. Alle spielten sehr realistisch, Kostüme und Darbietungen passten perfekt zu Zeit und Ort. Die Stimmen der Schauspieler waren nicht gerade im klassischen Sinne schön, sondern passten genau in die Lebensverhältnisse. Einzige Ausnahme bildete Mottel (Rainer Maria Röhr), der mit einer herausragenden Stimme glänzte. ![]()
Das Orchester unter der Leitung von Christoph Campestrini machte die Stimmung perfekt: Es schien als ob jiddische Fiddler im Orchestergraben saßen. Mal schmissig, mal zart begleitend, aber immer authentisch ließ das interessant besetzte Orchester (Domra, Balalaika und Bajan) von sich hören. Manchmal zwar etwas schleppend, aber ansonsten äußerst präzise und immer mitreißend. Trotz des gewollten Folklorecharakters hatte die Musik durchaus Anspruch, und die Interpretation bewegte das Publikum. Nicht nur zwischendurch wurde heftig applaudiert, sondern auch der Schlussapplaus schien kein Ende zu nehmen. Die immer wiederkehrenden Schauspieler wurden mit Bravo-Rufen und stehenden Ovationen belohnt, besonders Tevje (Adi Hirschal), Golde (Cornelia Froboess) und Jente (Mechthild Großmann).
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Choreinstudierung
Licht
Choreographie
Solisten* Besetzung der PremiereTevje, der Milchmann Adi Hirschal
Golde, seine Frau
Zeitel
Hodel
Chava
Sprintze
Bielke
Jente, Heiratsvermittlerin
Mottel Kamzoil, Schneider
* Adrian Kroneberger
Schandel, seine Mutter
Perchik, Student
Lazar Wolf, Fleischer
Motschach, Gastwirt
Rabbi
Mendel, sein Sohn
* Frank Watzke
Awram, Buchhändler
Nachum, Bettler
Oma Zeitel
Fruma-Sarah
Jussel
Wachtmeister
Fedja, ein junger Russe
Sascha, sein Freund
Eine Frau
Der Fiedler
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- Fine -