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Programmheft Pariser Leben
Operette von Jacques Offenbach
Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Kritische Neuausgabe von Jean-Christophe Keck
Übersetzt und frei bearbeitet von Gabriele Rech, Samuel Bächli und Norbert Klein
Gesangstexte und musikalische Einrichtung von Samuel Bächli

Premiere am 27. Mai 2000
im Musiktheater Gelsenkirchen

Aufführungsdauer 2 ½ Stunden


Logo:  Schillertheater NRW

Schillertheater NRW
(Homepage)

Schwedische Übertitel und viele weitere eingeblendete Kommentare beim "Pariser Leben" in Gelsenkirchen

Von Susanne Klein / Fotos von Rudolf Majer-Finkes



Eine gelungene Premiere der überarbeiteten Fassung von Jacques Offenbachs Operette "Pariser Leben" konnte das Musiktheater in Gelsenkirchen am 27.05.00 feiern!

Samuel Bächli, der u.a. Offenbachs Operette in Gelsenkirchen neu inszenierte beschreibt den Aussagekern dieses Stückes am Besten selbst:

"Es geht um Verliebte, Verheiratete, die von der Hoffnung beseelt sind, dass sich in ihrem Privatleben etwas ändert.
Diese - wir ahnen es schon- unerfüllbare und dennoch abendfüllende Hoffnung äußert sich in zweierlei Wunschträumen:
1. dem Traum von der weiten Reise, die viel Geld kostet (früher fuhr man dafür nach Paris),
2. dem Traum vom Ehebruch und/oder einer neuen Beziehung ("Beim nächsten Mann wird alles anders")...
"Pariser Leben" ist ein auswegloses und dadurch komisches Werk, erfreulicherweise wird dem Zuschauer sowohl eine allgemeine Läuterung gegen Ende erspart als auch eine "gütige" oder "weise" Figur, die über den Dingen steht. Alle durchschauen alles, sofern es sie nicht selbst betrifft."


Szenenfoto Foto links:
Erin Caves (Carl-Alexander-Gustav von Yttratorp), Ilse Hirschner (Britt-Mari von Yttratorp-Gullaskruv) und Florian Simson (Bobinet)

Nach ihrer abendlichen, sehr andächtigen Pokerrunde steht nach dem "platzen" des Sparschweins der Reise von Baron Carl-Alexander-Gustav von Yttratorp (gesungen von der raumfüllenden Stimme des Tenors Erin Caves) und seiner Frau, der Baronin Britt-Mari von Yttratorp (Ilse Hirschner, die mit einem sehr schönen Sopran überzeugte), nichts mehr im Wege, und, ohne dass sie sich versehen, finden sie sich auf dem Pariser Bahnhof Gare de l 'Ouest wieder.

Dort begegnen sie Bobinet, einem Pariser Lebemann, gesungen von Florian Simson, der gerade von seiner Frau Metella (Eva Tamulenas) gehörnt, nun auf "Frauenfang" geht, um sich an seiner Angetrauten zu rächen. So kauft er kurzerhand dem Touristenführer Francois, gespielt von dem jungen Tenor Dan Karlström, der auch in der Gestalt der Kellnerin sehr überzeugte, die beiden Schweden ab, und sieht sich schon zusammen mit der Baronin am Ziel seiner Träume.

Jeder der im Theater anwesenden Parisliebhaber und "Falk-Plan" hätte nun im folgenden sein Vergnügen gehabt, hätte er seinen Stadtplan zur Hand gehabt, denn die Sehenswürdigkeiten, die das Ehepaar zu besichtigen gedachte, wurden auf der Leinwand über der Bühne mit korrekter Rasternummer projiziert. Auch die französischen, schwedischen und deutschen (Fremd-) Wörter oder Gastronomiebegriffe wurden hier erläutert, oder wissen sie, wo "Kirgisien" liegt oder wie man korrekt "Ma voila" (wie der Baron zu sagen pflegte) übersetzt? Nämlich: "Mich hier ist!" (leider sind die Übertitel in Gelsenkirchen vom 2. Rang aus immer noch nur zum Teil lesbar. Ein Armutszeugnis!).

Der erste Akt endet, es wird umgebaut und auf dem roten Samtvorhang wird lässt uns in leuchtenden Buchstaben die Zukunft vorausahnen: "Pariser Leben" oder "Paris erleben" ?!

Szenenfoto Foto rechts:
Florian Simson (Bobinet), Eva Tamulénas (Metella) und Dario H. Pangrazi (Ein jüngerer Herr)

Dann: im Grand-Hotel, oder eigentlich in Bobinets und Metellas Wohnung, die mit Hilfe der deutschen Handwerker Gabriele und Frick (Arthur Friesen) erst in ein Hotel verwandelt werden soll. Gabriele (wunderbar gespielt und gesungen von Elise Kaufman, die wirklich ein großes "komisches" Talent hat), beklagt sich hierbei über die Ungeschicklichkeit ihres Mannes, denn "...schon seit 22 Jahren schnarcht er laut und hat mir jede Nacht versaut,....schon seit 22 Jahren schweigt er still und hört nur das, was er will....!" (Nicht nur diese Szene wurde, nicht nur von den anwesenden Frauen, mit großem Gelächter bedacht).

Bobinet schafft es nun seine zwei Gäste in verschiedenen Zimmern seines "Hotels" unterzubringen und lädt zum Abendessen (table d'ote) ein. Vor allem bei den folgenden Szenen konnte nun der Chor von seinem Können überzeugen: als deutsche Handwerker, die als französische Aristokraten (in Dirndl und Lederhose, wie sich das für einen echten Franzosen gehört) verkleidet sind, feiern sie ein Fest, das schon fast zum mitmachen einlud. Trotz Gabrieles Schuhplattlertanz und ihren Jodelkünsten verfällt der Baron nicht ihr, obwohl sie sich sichtlich bemühte, sondern Metellas Reizen und auch Bobinet und die Baronin kommen sich etwas näher. Dieser Akt endet nun sehr "orgiastisch" und auf dem roten Vorhang ist folgendes zu lesen: "Pariser" - ob sie wohl die restlichen Buchstaben vergessen haben?!

Szenenfoto Foto links:
Ilse Hirschner (Britt-Mari von Yttratorp-Gullaskruv), Eva Tamulénas (Metella) und Florian Simson (Bobinet)

Der nächste Akt beginnt mit dem "Trio de rouglements", dem Schnarchterzett (gesungen von Simson, Karlström und Caves), einer Welturaufführung wie uns die Leinwand ankündigt. Die letzten Alkoholleichen werden per Einkaufswagen von der Bühne geschoben (ich persönlich hätte am liebsten eine Packung Aspirin auf die Bühne geworfen, so schrecklich litten die Verkaterten) und Gabriele erhält einen Brief von einem Eheinstitut, der ihr den Besuch ihres neuen "Lebensglückes" ankündigt, leider entpuppt sich dieser als ihr Mann Frick.

Auch Bobinet und die Baronin und Metella und der Baron wollen sich, wie Bobinet so schön sagte, ihre "Briefmarkensammlung" zeigen, aber, Franzosen und Schweden passen doch wohl nicht so recht zusammen. Zu den Klängen aus Mozarts "Cosi fan tutte" beschließt das schwedische Ehepaar abzureisen. Der Chor beendet diese Aufführung mit dem Satz, den sich unsere Protagonisten wohl ebenfalls denken: "Nichts war mit dem Pariser Leben!"

Szenenfoto Foto rechts:
Elise Kaufman (Gabriele), Erin Caves (Carl-Alexander-Gustav von Yttratorp), Eva Tamulénas (Metella), Arthur Friesen (Frick), Ilse Hirschner (Britt-Mari von Yttratorp-Gullaskruv) und Florian Simson (Bobinet)

Was allerdings war, war eine gelungene Premiere in der es neben der guten musikalischen Ausführung auch viel zu lachen gab; dies lag vor allem an den wunderbar schauspielernden Sängern und der guten Arbeit von Samuel Bächli, Gabriele Rech und Norbert Klein. Auch die relativ kleine Orchesterbesetzung der Neuen Philharmonie Westfalen trugen zu einer sehenswerten Aufführung bei.


FAZIT
Vielleicht wird dem ein oder anderen etwas zu viel "Pariser Leben" nach Gelsenkirchen gebracht worden sein, aber ich denke diese Inszenierung trifft nicht nur mit den Kostümen den Puls der Zeit und ist für die vielleicht manchmal etwas zu biederen Aufführungen ein Vorbild.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Samuel Bächli

Inszenierung
Gabriele Rech

Bühne und Kostüme
Nicola Reichert

Choreographie
Linda Calder

Choreinstudierung
Nandor Ronay

Lichtgestaltung
Siegfried Wysotzki

Dramaturgie
Norbert Klein/Oda Mahnke



Chor und Extrachor
des Musiktheaters Gelsenkirchen

Neue Philharmonie Westfalen



Solisten



Carl-Alexander-Gustav von Yttratorp
Erin Caves

Britt-Mari von Yttratorp-Gullaskruv
Ilse Hirschner

Bobinet
Florian Simson

Metella
Eva Tamulénas

Frick
Arthur Friesen

Gabriele
Elise Kaufman

François
Dan Karlström

Ein jüngerer Herr
Dario H. Pangrazi


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Schillertheater NRW (Homepage)




Da capo al Fine

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