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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Scheidung auf Wienerisch
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Olaf Struck
Die Ära des Hagener Intendanten Peter Pietzsch neigt sich dem Ende. An eine rauschende Ballnacht (mit einem gehörigen Kater danach) mag man da nicht so recht denken, auch wenn der scheidende Hausherr mit seiner Abschiedsinszenierung, der Fledermaus, so etwas im Sinn zu haben scheint. Peter Pietzsch hat in Hagen meist solides, häufig interessantes, gelegentlich aufregendes, selten herausragendes Theater gemacht - Hagen bildet so etwas wie den Inbegriff der Provinz, im schlechten wie im guten Sinne. ![]()
Die Neuinszenierung der Fledermaus ist in vieler Hinsicht eine Art Spiegelbild der Ära Pietzsch: Vom Intendanten persönlich sorgfältig einstudiert, auf ein schönes Bühnenbild (Marlene Bode) und etwas zu bunte Kostüme (Susanne Erhardt-Ceesay) gestützt, verläuft das Stück in den gewohnten Bahnen, ohne dass man sich vor bösen Überaschungen fürchten muss. Das funktioniert recht gut, wenn das Bühnenpersonal mitspielt und der jeweiligen Rolle die eigene und individuelle Note verleiht (das gelingt mit viel Witz und Temperament insbesondere Werner Hahn als Eisenstein und Peter Bisang als Gerichtsdiener Frosch). Pietzsch orientiert sich am vermeintlichen Geschmack des Publikums, und das ist in Hagen etwas konservativer als rings umher. Die Abgründe, die die Fledermaus in sich birgt, zeigt er wohl deshalb lieber nicht auf. ![]()
Gesungen wird recht ordentlich. Pietzsch hat konsequente Ensemblepflege betrieben und einige junge Sänger nach Hagen geholt, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen, und das zahlt sich aus. Die Hagener Besetzung kann sich durchaus hören lassen, Ausfälle gibt es nicht. Den ganz großen Glanz vermögen die Sänger allerdings auch nicht auszustrahlen. Der gewisse Wiener Charme, so ein gewisses leicht angeberisches "ich könnt' auch noch ganz anders", das fehlt. Es ist alles sehr schön und sehr sauber ausgesungen, aber eine Spur zu akkurat, zu brav. Das liegt auch mit am Orchester: Das spielt zwar frisch und schwungvoll auf, aber wenn Dirigent Georg Fritzsch das Tempo auch nur geringfügig variieren will, dann droht alles auseinanderzulaufen - so ist die musikalische Interpretation sehr starr und unbeweglich. ![]() Das Ballett darf dann noch, mäßig beeindruckend und reichlich deplatziert, ein paar Takte Strawinsky tanzen, denn auf dem Ball des Herrn Orlofsky ist schließlich alles möglich. Das Publikum, das in Hagen in 23 von insgesamt 77 Spielzeiten die Fledermaus präsentiert bekam, freut sich am unterhaltsamen Treiben und kann die meisten Pointen schon mitreden, zu viel Neues wird ihm ja auch nicht zugemutet. Der Applaus war freundlich, aber nicht enthusiastisch. ![]()
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ProduktionsteamRegiePeter Pietzsch
Musikalische Leitung
Choreographie
Bühne
Kostüme
Choreinstudierung
Solisten*Besetzung der PremiereGabriel von Eisenstein Werner Hahn
Rosalinde
Daniela Nadielkova*
Frank
Reinhard Leisenheimer
Prinz Orlowski
Yamina Maamar
Alfred
Volker Thies
Dr. Falke
Dr. Blind
Richard van Gemert
Adele
Frosch
Jürgen Dittebrand
Ida
Iwan
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- Fine -