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Nabucco

Oper in vier Akten
Musik von Giuseppe Verdi
Dichtung von Temistocle Solera

Premiere am 25. Juni 2000



Logo:  Theater Hagen

Theater Hagen
(Homepage)

Da stehen sie und singen sie


Von Meike Nordmeyer / Fotos von Olaf Struck




Foto: Hagen: Nabucco

Wenn das Theater Hagen nicht schon oft bewiesen hätte, daß es auch als kleineres Haus fähig ist, große Opern anspruchsvoll aufzuführen, wie auch gerade unlängst mit der Premiere von Siegfried Wagners Bruder Lustig geschehen, dann hätte man meinen können, man habe sich in Hagen mit der Verdi-Oper Nabucco übernommen. Aber vielleicht sind eben doch zwei so große Produktionen kurz hintereinander (Bruder Lustig ist gerade mal zwei Monate her) und zudem gegen Ende der Spielzeit etwas zuviel. Denn mit der Premiere des Nabucco konnte das Haus nicht überzeugen und fiel weit hinter die gewohnte Qualität zurück. Das Publikum dankte es zwar doch, einmal den Gefangenenchor live hören zu können, aber sehr gelungen war die Aufführung freilich nicht.


Foto: Hagen: Nabucco Stefan Adam als Nabucco
und Daniela Nedialkova als Abigail.

Die Solisten zeigten sich überfordert mit ihren Partien. Besonders bei Yamina Maamar als Fenena waren starke Intonationsschwierigkeiten zu hören. Selbst Stefan Adam, der sonst immer sehr gute Leistung erbringt, überzeugte nicht, er war als Nabucco aber auch gar nicht treffend besetzt. Auch Magnus Baldvinsson als Zacharias, der als Gast für Arnd Gothe eingesprungen war, bot nicht sehr kultivierte Stimmführung, dabei leidlich um Verdi-Klang bemüht. Die Ensemble-Stellen blieben zudem problematisch, Unstimmigkeiten wurden gemeinhin mit Druck zu übertönen versucht, das kann natürlich nicht gelingen. Auch der Chor, der als wichtiger Handlungsträger in der Oper fungiert, war nicht bestens eingestimmt. Unsicher erklangen hier die Einsätze, ein bißchen Zeit für Probe könnte das aber noch beheben.


Foto: Hagen: Nabucco

Richtig ärgerlich war indessen die Inszenierung, wenn man von einer solchen überhaupt sprechen kann. Denn mehr als Regieanweisungen, die ein Komponist selbst in die Partitur schreibt, war nicht zu sehen. Auftritt, Abtritt, dazwischen halt singen, los - jetzt umfallen, und der Chor hebe nun bitte die Arme - so der Stil der Personenführung. Alle Sänger standen steif und stets zum Publikum gewendet. So stellt man sich Aufführungen vor der Erfindung des Regietheaters vor, ein Bühnen- und Heldenflair wie auf den Fan-Postkarten, die früher die Opernaufführungen mit Starbesetzungen begleiteten und heute in den Opernchroniken abgebildet sind.
Verblüffend ist es da, daß im Programmheft zur Hagener Inszenierung von Peter Bisang aktuelle Bilder abgebildet sind, Bilder von Gewalt und Verwüstungen in Sarajevo, Nordirland, Palästina, und auch ein Bild einer brennenden Synagoge in Berlin von '38. "Kosovo ist überall" ist da zu lesen. Der Zusammenhang mit der alttestamentarischen Geschichte, die der Nabucco-Oper zugrunde liegt, ist durchaus herzustellen. Doch in Bisangs Inszenierung ist nichts davon zu bemerken. Ein einziger Anflug von Aktualität könnte vielleicht darin gesehen werden, daß anfangs ein Teil des Chores in schlichter Straßenkleidung der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts gekleidet ist. Ansonsten sind alle Personen in allzu üblichen Kostümen historisierender orientalischer Prägung gewandet. Im Anschluß an Reich-Ranickis beliebt-berüchtigter Frage "Wo war der Lektor?" möchte man nach dieser Aufführung fragen "Wo war der Regisseur?" "Was hat der denn überhaupt gemacht?"

Einzig erfreulicher Aspekt des Abends war das Orchester unter der Leitung von Gerhard Markson. Der Notentext wurde recht genau und mit viel Spannung entwickelt.

Man kann nur hoffen, daß das nächstes Mal etwas geschickter die abschließende Premiere der Spielzeit ausgewählt wird - vielleicht dann doch etwas bescheidener, den Kräften am Ende einer ereignisreichen, anspruchsvollen Spielzeit angemessen. Zu hoffen ist außerdem, daß Herr Bisang sich dann auch etwas auf seine Aufgabe zu Inszenieren besinnt.


FAZIT
Wenig ruhmreich klingt die Spielzeit in Hagen aus.



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Produktionsteam

Regie
Peter Bisang

Musikalische Leitung
Gerhard Markson

Bühnenbild
Peter Umbach

Kostüme
Ilse Evers

Choreinstudierung
Konrad Haenisch



Das Philharmonische
Orchester Hagen
Der Opern- und der Extrachor
des Theater Hagen
Statisterie: Schüler der
Oberstufe des
Theodor-Heuss- Gymnasiums
Hagen


Solisten

Nabucco
Stefan Adam

Ismael
Savo Pugel

Zacharias
Magnus Baldvinsson
(an diesem Abend für Arnd Gothe)

Abigail
Daniela Nedialkova

Fenena
Yamina Maamar

Abdallo
Richard van Gemert

Anna
Peggy Steiner






Weitere Informationen
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Theater Hagen (Homepage)












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