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Der fliegende Holländer
Romantische Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner
Dichtung vom Komponisten


Aufführungsdauer: ca. 2 h 50 min (eine Pause)

Premiere an der Staatsoper Dresden
19. Dezember 1988

Besuchte Aufführung: 16. Juni 2004


Logo:  Staatsoper Dresden

Staatsoper Dresden
(Homepage)
Wolfgang setzt auf klassisch
Von Ralf Jochen Ehresmann / Fotos von Erwin Döring


Wann haben Sie zuletzt eine Inszenierung von Wolfgang Wagner gesehen? Wurden die letzten in Bayreuth nicht mittlerweile alle abgespielt - der 1989er Parsifal 2001 und die 1996er Meistersinger 2002?
Es fliegt allerdings noch immer sein Holländer von 1988 durch die Semperoper, und ehe er auch dort endgültig in die ewige Vernichtung eingehen darf, ist das omm schnell noch einmal dorthin gefahren und liefert hiermit zugleich sein Berichtsdebut aus Dresden!

Zwar ist Wolfgang Wagners Inszenierung selbst schon ungewöhnliche 16 Jahre alt, doch dürfte ihr konzeptioneller Anspruch bereits bei der Premiere rund 100 Jahre verspätet gewesen sein. Wahrscheinlich war es doch die glücklichste Lösung, als Wieland und Wolfgang sich 1950 für ihr Neu Bayreuth darauf einigten, dass Wieland für die künstlerischen Belange zuständig sein sollte!
Allein der Entscheid für die aktweise geteilte Version, als sog. Dresdner Fassung ein rein pragmatisches Zugeständnis des Komponisten an die technischen Beschränktheiten von 1842, fällt eminent hinter den Standard zurück, den seine Großmutter Cosima mit ihrer erstmaligen Bayreuther Produktion von 1901 gesetzt hatte. Enkel Wolfgang hingegen liefert eine brave Bebilderung der Vorlage wie aus dem Museum und ohne erkennbare Stellungnahme oder gar Interpretation: Der Bug eines Holzschiffchens vor wehenden Wolken, das Innere einer skandinavischen Bretterbude mit Spinnrädern, die einem Manufakturmuseum entliehen sein könnten, dazu das düstere Wandbild eines Gruselkerls mit blitzenden Augen, die auch dem Unempfänglichsten signalisieren: "Achtung böse, bitte fürchten nicht vergessen!"

Vergrößerung in neuem Fenster Irritation frühbügerlicher Produktionsbedingungen,
sobald die Verdrängungsmechanismen versagen.

Am deutlichsten wird dies an den Kostümen: Schürzenkleider mit Spitzenhäubchen für die Spinnerinnen, Seemannstracht für Dalands Besatzung, Erik im Lederfell und der Holländer als schwarzer Mann. Die letzten 1oo Jahre Industrialisierungs- und Inszenierungsgeschichte scheinen gleichermaßen vergessen worden zu sein. So entsteht immerhin ein Gesamtbild von innerer Stimmigkeit, das krampfige Aktualisierungsfehlgriffe konsequent umgeht, allerdings nur um den - viel zu hohen - Preis jeglicher Entwicklungsverweigerung und damit der Degradierung des Musikdramas zur Oper.

Entschädigt wurde man immerhin teilweise durch den Gesang. Denn kam die Ouverture auch gepfeffert und blechscharf daher, leider etwas gestört durch gleich mehrere Patzer im Holz, wollte es Jun Märkl nicht gelingen, einheitliche Tempovorgaben im Gesamtorchester durchzusetzen. Die hochgelobten Qualitäten der Dresdner Staatskapelle kamen nur im Klangideal, nicht aber in der Präzision zum Tragen. So zeigten die überraschenden Unsauberkeiten auch des Blechs im Seitenthema der Ballade, dass auch das Orchester einige Zeit brauchte, um seinen Platz zu finden.
Die sängerischen Qualitäten ergaben ein recht uneinheitliches Bild. Johann Tillis Daland gebrach es an der Tiefe, wo er sich etwas schwachbrüstig präsentierte, und Eva Johansson hatte bis zur Ballade ihre Form auch noch nicht recht erreicht. Unsauber in der Höhe steuerte sie die Töne unscharf an, was sich v.a. im piano bemerkbar machte. Sie litt a deutlichsten an der Übermacht des Orchester, dessen satter forte-sound bisweilen deutlicher hätte zurückgefahren werden müssen, um die SolistInnen nicht zu überdecken.

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Verwirrte Spießer und die Konkretion des Bösen.

Jukka Rasilainen sang seinen Holländer kraftvoll, ausdrucksstark und in würdiger Weise textbetont mit warmer obertonreicher Stimme. Leider gelang ihm auch diesmal wieder nicht, seine problematische Färbung der Vokale e und o in den Griff zu bekommen.
Wie kaum anders zu erwarten, hat Stephen Gould seine Partie sehr dramatisch genommen: klar, präzise und treffgenau, kraftvoll pressfrei und von perfekter Diktion schuf er für seinen Erik damit eine Qualität, die auffällig hervorstach aus der relativen Profillosigkeit, die die Inszenierung in ihrem weitgehenden Verzicht auf Personenführung den Charakteren sonst verordnete.
Die Chöre hingegen waren in bester Verfassung; von selten anzutreffender Genauigkeit und Verständlichkeit gleichermaßen, erweckten sie helle Begeisterung.
Allerdings siegen die Mannen des Holländers im Wettkampf mit den Norwegern im 3.Aufzug nicht wirklich sondern nur vermittels der donnernden Übermacht seiner Themen aus dem Graben.


FAZIT

Bei aller Traditionsverliebtheit ist der Semperoper zu raten, das eine oder andere Schätzchen im Fundus durch eine Neuproduktion zu ersetzen und einen kühnen Sprung Richtung Gegenwart zu wagen.




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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Jun Märkl

Inszenierung und Bühnenbild
Wolfgang Wagner

Kostüme
Reinhard Heinrich

Chor
Matthias Brauer



Staatsopernchor und
Sinfoniechor Dresden e.V.

Sächsische Staatskapelle Dresden



Solisten

Daland
Johann Tilli

Senta
Eva Johansson

Erik
Stephen Gould

Mary
Christa Mayer

Steuermann
Martin Homrich

Holländer
Jukka Rasilainen






Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Staatsoper Dresden
(Homepage)




Da capo al Fine

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