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Schwanensee

Ballett von Stephan Thoss
Musik von Peter I. Tschaikowsky



Aufführungsdauer: ca. 2 h 30' (eine Pause)

Premiere im Aalto-Theater Essen am 21. Januar 2006


Logo:  Theater Essen

Theater Essen
(Homepage)
Verdrießliches "Zwischen Mitternacht und Morgen"

Von Peter Bilsing / Fotos von Thilo Beu


Gleich zweimal wird in Essen Tschaikowskys Schwanensee gemeuchelt: im Orchestergraben und parallel auf der Bühne. Bei Dirigent Pietro Rizzo kam nun gar nichts mehr zusammen – solche Interpretation hätte man auf dem Konzertpodium sicherlich von der Bühne gezischt. Schlimm, schlimm. Alles klang wie nie geprobt, zumindest nicht mit diesen paar Musikern.

Szenenfoto

Der Orchestergraben schien von oben nur halb gefüllt. Gibt es etwa eine Lessingsche Fassung für kleine Orchester? Aus dem Programmheft geht das nicht hervor. Aus meinen Lexika auch nicht. Alles in allem ein nerviges „Tschingderassabum“ ohne Streicherwärme, ohne Herz und bar jeder Empathie für den großen musikalischen Bogen. Kann es vielleicht sein, daß der im Italienischen Fach hervorragende Rizzo (über den ich mich schon ausgiebig lobend geäußert habe) mittlerweile ein bißchen zuviel dirigieren muß? Oder ist das der übliche Schlendrian, wenn der Hausherr abwesen ist? Schlechter habe ich das Werk selten gehört.

Auf der Bühne eine „Neuinterpretation“, die Choreograph Stephan Thoss allerdings schon in Hannover vorgestellt hatte. Worum geht es ihm. Zwischen Mitternacht und Morgen lautet sein Untertitel: Die jung verliebte Odette wird in ihren Gefühlen (der erste Akt spielt in einer Bar) vom charismatischen Macho Rotbart derart verletzt, dass sie sich in eine Traum-Welt (?) zurückzieht, in der sie zum Schwan mutiert Schutz zu finden glaubt. In diesem mit Schwanenfedern bedachten Raum (2.Akt) finden sich gleichgesinnt Enttäuschte; u.a. Siegfried, der echte Gefühle für Odette empfindet. Der 3./4. Akt lassen sich kurz zusammenfassen: Mit Hilfe der verführerischen Odile gelingt es Rotbart, die Beziehung zu zerstören. Im Triumvirat der Glücklosigkeit ernsthafter Liebe scheitern schließlich alle.

Szenenfoto

Was (wie verlautet) in Hannover begeisterten Beifall fand, rührt in Essen kaum Hände, geschweige denn Herzen. Was sollte auch zu Herzen gehen? Simpel gestricktes Diskogehampel, das zwar exakt rhythmisiert choreographiert wird, aber den großen Bögen der Musik geradezu diametral entgegenwirkt? Tänzerinnern, die permanent ihr hochgezogenes Schwanen-Tutu festhalten müssen, damit sie nicht barbusig dastehen?
Die Solisten tanzen toll, die exegetischen Zuckungen und Fallübungen passen ausgezeichnet.....zu Pink Floyd, Einstürzenden Neubauten oder Rammstein. Und auch die langsameren Bewegungen nährten eher eine Bodenturn-Kür als ästhetische Tanzkunst. Für mich persönlich war das Kunstgewerbe à la Schindowsky oder North. Nichts überzeugte.

Kann man überhaupt modernes Tanztheater auf ein klassisch-romantisches Ballett aufpfropfen?
Das kann man schon, wie u.a. Matthew Bourne mit seiner grandiosen West-End-Produktion (London 1996) bewiesen hat, die jetzt wieder auf DVD erhältlich ist (unsere Rezension).


FAZIT

Wer romantischen Tschaikowsky hasst, wird in Essen gut bedient. Getanzt wird, zumindest technisch, vorzüglich.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Pietro Rizzo

Choreographie
Stephan Thoss

Bühne und Kostüme
Tina Kitzing



Ballett des
Aalto-Theaters Essen

Die Essener Philharmoniker



Solisten

Odette
Taciana Cascelli
Yoo-Jin Jang

Siegfried
Zoran Markovic /
Tomás Ottych /
Marat Ourtaev

Rotbart
Raul Raimondo Rebeck /
Dragan Selakovic

Odile
Ludmila Nikitenko /
Yulia Tsoi






Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Essen (Homepage)




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