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Alceste

Tragedia messa in musica in drei Akten
Text von Ranieri de' Calzabigi
Musik von Christoph Willibald Gluck
Wiener Fassung 1767

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Aufführungsdauer: ca. 2 h (eine Pause)

Premiere am 8. März im Opernhaus Nürnberg


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Staatstheater Nürnberg
(Homepage)
Götterwillkür und unbarmherzige Theaterrealität

Von Sina Baumgart

Mit großer Spannung wurde die Premiere von Christoph Willibald Glucks und Ranieri de' Calzabigis Alceste erwartet, die ganz besondere Umrahmung erfuhr: Eingebettet in die Gluck-Opernfestspiele Nürnberg wurde sie auch von einem internationalen Symposion umrahmt, bei dem hochkarätige Wissenschaftler zum Thema Gluck auf dem Theater aktuellste Forschungsergebnisse präsentierten und debattierten. Denn immerhin wird Gluck als einer der wichtigsten Opernkomponisten verstanden, der Mitte des 18. Jahrhunderts im Verbund mit Librettist Calzabigi Werke schuf, die sich vom Schematismus Metastasianischer Opern abwenden. Statt starren Formkonventionen zu folgen, die zugleich selbstherrlich trällernder Sängern zur Blüte verholfen hatten, wollte er wieder ein dramatisch illusorisches Geschehen auf die Bühne bringen.

Alceste, die in einer Wiener-Fassung von 1767 und einer elf Jahre späteren Pariser-Fassung existiert, ist eine dieser so genannten Reformopern, die Text, Musik und Szene zu einem einheitlichen Ganzen verbinden. Durch die Entwicklung von Rezitativen, Arien, Chorpartien und Pantomimen entlang dem dramatischen Geschehen wird hier der Fokus auf einen Stoff ausgerichtet, den bereits Euripides aufgriff: Als dem siechen König Admeto ein Orakel verkündet, dass jemand an seiner statt sterben könne, bietet Gemahlin Alceste ihr Leben für das seinige. Admeto, der erst später von den Umständen seiner Genesung erfährt, ist entsetzt und will ihr in die Unterwelt folgen. Doch dann geschieht das Wunder: Apollo bringt Alceste wieder und das gesamte Leiden hat ein Ende. Ein Werk also, indem vor allem die selbstlose Gattenliebe fokussiert wird, aber auch übernatürliche Mächte zum Einsatz kommen.

Gespannt, wie nun die Nürnberger Oper Alceste auf die Bühne bringen würde, gab es bereits vor Aufführungsbeginn einen Dämpfer: Frances Pappas als Alceste erkrankte, und ebenso Richard Kindley, der neben dem Apollo weitere kleine Partien übernehmen sollte, die nun personell wieder gesplittet werden mussten. Anne Salvan hatte beachtenswerter Weise in wenigen Tagen die musikalische Partie der Alceste einstudiert und übernahm nun im Orchestergraben die Stimme der Hauptfigur, während Helen Malkowsky, Oberspielleiterin des Hauses, mal mehr oder mal weniger gelungen die Figur szenisch umsetzte. Sebastian Kitzinger bewältigte gekonnt, wenn auch stimmlich glanzlos, die Gesangspartie des Apollo, und Regisseur Bruno Klimek vertrat ganz lässig das Szenische dieser Götter-Figur. Und so vollzog sich dann die Geschichte der Alceste mit einer optisch stummen Hauptfigur nebst anderen „Unfällen“, von denen nur eine fest hängende Leinenwand genannt sei.

Doch auch abgesehen von diesen theaterpraktischen Schwierigkeiten, vor denen kein Theater gefeit ist, kristallisierte sich auch die Inszenierung als wenig ansprechend heraus. Gezeigt wird eine kalt abstrakte Welt mit bizarrem Touch, was sich nicht nur szenisch, sondern auch in Bühnenbild (Hermann Feuchter) und Kostümen (Uta Winkelsen) manifestiert. Die Figuren agieren vor allem in weißem Anzug (Apollo), leicht elegantem Casual- Outfit (Volk), Frack mit Rabenmaske (Unterweltgötter) und üppigen Kleidern mit „Cul de Paris“ und Spitzenkragen (Königsfamilie). Die spartanisch eingerichtet Bühne mit ihren grell weiß abstrahlenden Neon-Röhren erfährt vor allem Variation durch eine halbdurchsichtige oder blutrote Plastikfolie. Regisseur Bruno Klimek will offensichtlich den absurden Aspekt des Werkes in den Mittelpunkt stellen, der nicht nur in dem Opferangebot einer Frau für ihren Mann gesehen werden kann, sondern in dem Wirken der Götter. So wird Apollo bereits zu Beginn der Oper szenisch eingeführt und lenkt lässig mit dem Finger schnipsend Figuren und Geschehen. Alceste wird wahnsinnig und schaufelt sich ihr eigenes Grab, Admeto tötet seine Kinder und sich selbst. Am Ende aber hat Apollo von seinem Spiel dann doch genug und erweckt alle wieder zum Leben, wenngleich nun keiner mehr etwas von ihm wissen will. Eine durchaus konsequente und schlüssige Inszenierung, die vor lauter Kalkül das Ansprechen der Emotionen allerdings fehlen lässt und daher leblos und fad wirkt.

Als insgesamt gelungen kann die musikalische Ausführung unter Leitung von Bruno Weil bezeichnet werden, dem seitens des Publikums besonderer Applaus zuteil wurde. Sehr engagiert singt der Chor, der allerdings bisweilen vom etwas zu mächtigen Orchester überdeckt wird. Seitens der Solisten ist vor allem Carsten Süß erwähnenswert, der mit seinem tragfähigen Tenor auch szenisch überzeugend den Admeto verkörperte. Anne Salvan ist die gelungene Einstudierung der Alceste-Partie in so kurzer Zeit anzurechnen; technisch passabel und mit reifer Stimme gelingt ihr eine eindringliche Interpretation der Figur.


FAZIT

Eine von theaterpraktischen Problemen gebeutelte Premiere, die mit einer wenig ansprechenden Inszenierung, aber akzeptablen musikalischen Ausführung aufwartete.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Bruno Weil

Inszenierung
Bruno Klimek

Bühne
Hermann Feuchter

Kostüme
Uta Winkelsen

Licht
Olaf Lundt

Chor
Edgar Hykel

Dramaturgie
Klaus Angermann



Die Nürnberger Philharmoniker


Chor und Extrachor des
Staatstheaters Nürnberg

Solisten

Alceste
Anne Salvan (Gesang)
Helen Malkowsky (Szene)

Admeto
Carsten Süß

Apollo
Sebastian Kitzinger (Gesang)
Bruno Klimek (Szene)

Eumelo
Lucas Luber

Aspasio
Anja Fiedler

Ismene Vertraute Alcestes
Franziska Kern

Evandro Vertrauter Admetos
Albertus Engelbrecht

Orakel
Sang Lee






Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Staatstheater Nürnberg
(Homepage)



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