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Musiktheater
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Tosca

Melodramma in drei Akten
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach dem Drama La Tosca (1887) von Victorien Sardou
Musik von Giacomo Puccini


in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 45' (eine Pause)

Koproduktion mit der Metropolitan Opera New York und dem Teatro alla Scala, Mailand
Premiere am 28. Juni 2010 in der Bayerischen Staatsoper München

Logo: Staatsoper München

Bayerische Staatsoper München
(Homepage)

Altes aus der Neuen Welt

Von Joachim Lange / Fotos von Wilfried Hösl


Foto kommt später Tosca und Cavaradossi in der Kirche, ein trügerisches Glück

Die Berichte über den Premierenskandal, den diese Tosca vor neun Monaten an der Met in New York ausgelöst hat, sind das eine. Da sie dort einen Zeffirelli-Schinken abgelöst hat und in Sachen szenischer Provokation jenseits des Atlantiks sowieso ganz andere Maßstäbe als im Regietheaterland Deutschland gelten, will das nichts besagen. Was jetzt bei der Übernahme dieser Inszenierung von Luc Bondy, mit der Nikolaus Bachler aus unerfindlichen Gründen auf eine eigene Neuproduktion als Auftakt der diesjährigen Opernfestspiele verzichtete, passierte, das war eigentlich viel schlimmer: Sie verbreitete nämlich Gleichgültigkeit, ja Langeweile. Was bei diesem Repertoireliebling auch schon wieder eine Leistung ist. So wird diese Tosca zu einem Argument gegen die Unsitte der Koproduktionen großer Häuser. Bondy hatte hier offenbar die Erwartungen in New York und an der Mailänder Scala vor Augen. Das Münchner Publikum hat er damit jedenfalls gewaltig unterschätzt.

Foto kommt später

In der Kirche mit großem Pomp

Dafür dürfen die Kostümwerkstätten bei den Entwürfen von Milena Canonero zeigen, was sie in Sachen 19. Jahrhundert und Juha Uusitalo, was er als brutaler Sexpsychopath drauf hat. Wenn sein Scarpia am Ende des ersten Aktes in der Kirche und vor aller Augen die güldene Gottesmutterstatue wie ein Objekt der Begierde angrapscht, dann ist das auch schon der Höhepunkt der mageren Einfälle abseits einer allzu konventionellen Nacherzählung. Dass Tosca sich nach ihren Messerstichen in den Bauch des Tyrannen erst einmal austreckt und Luft zufächert, statt die Leiche mit Kerzen zu dekorieren, geht genauso folgenlos unter wie die Altherrenverruchtheit, mit der drei bezahlte Kokotten Scarpia umgarnen, ebenso dessen plumpe Handgreiflichkeiten oder das Vorzeigen des Folterinstrumentes für Cavaradossi.

Foto kommt später Scarpia der Grapscher

Auch die zunehmende Kargheit der Bühne von Richard Peduzzi eröffnet keine Räume für erspielte Spannung. Die Schießübungen der Soldaten im Finstern vor der Hinrichtung Marios sind lediglich peinlicher Verlegenheitsaktionismus, die Tosca-Gesten von Karita Mattila pure Konvention. Szenisch ist das Ganze also ein Ärgernis. Und der musikalische Glanz vermag das nicht zu überdecken. Juha Uusitalo etwa bleibt stimmlich so blass, vor allem ohne diabolische Tiefe, dass es fast schon an eine Fehlbesetzung grenzt. Das kann man von Karita Mattila in der Titelrolle nun zwar nicht sagen. Doch ihre professionelle Erfahrung reichte dann doch nicht, um bis zum gerade noch erkennbaren Sprung von der Kulissentreppe mit diesem Cavaradossi mitzuhalten. Was bei der mühelosen Strahlkraft des, natürlich, erstklassigen Jonas Kaufmann schon eine Sensation wäre.

Foto kommt später

Tosca und Cavaradossi in Bedrängnis

Dass selbst dieser Spitzentenor den brav abgespulten Opernklassiker nicht zum packenden Reißer machen kann, liegt aber auch an Fabio Luisi im Graben. Der vorzeitig aus Dresden geschiedene designierte Zürcher GMD ist zwar erfreulich genau, noch mehr aber von epischer Breite. In seiner Getragenheit scheint er bewusst den wirklich mitreißenden emotionalen Ausbruch mit dem Bayerischen Staatsorchester zu meiden. Doch da Bondy auf der Bühne nirgends wirklich mit seiner ausgewiesenen Fähigkeit fürs Kammerspiel einspringen konnte (oder wollte), bleibt obendrein auch noch dem sich fast von selbst spielenden Thriller die Luft weg.

Das Publikum bedachte Jonas Kaufmann mit dem verdienten Jubel und verteilte den restlichen Beifall und die eingestreuten Buhs eher lustlos und ziemlich kenntnisreich. Bleibt die Hoffnung, auf die noch ausstehende, einzige echte Neuproduktion der Festspiele. Aber Barrie Kosky wird Die schweigsame Frau von Richard Strauss schon zum Reden bringen. So oder so.


FAZIT

Große Namen allein machen es nicht. Diese Tosca ist keine glanzvolle Festspieleröffnung, sondern vor allem szenisch eine Festspielenttäuschung.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Fabio Luisi

Inszenierung
Luc Bondy

Szenische Einstudierung
Johannes von Matuschka

Bühne
Richard Peduzzi

Kostüme
Milena Canonero

Licht
Michael Bauer

Chor
Andrés Máspero

Kinderchor
Stellario Fagone


Statisterie der
Bayerischen Staatsoper

Chor und Kinderchor der
Bayerischen Staatsoper

Bayerisches Staatsorchester


Solisten

Floria Tosca
Karita Mattila

Mario Cavaradossi
Jonas Kaufmann

Baron Scarpia
Juha Uusitalo

Cesare Angelotti
Christian Van Horn

Der Mesner
Enrico Fissore

Sciarrone
Rüdiger Trebes

Ein Gefängniswärter
Christian Rieger

Stimme eines Hirten
Solist des Tölzer Knabenchores


Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Bayerischen Staatsoper München
(Homepage)





Da capo al Fine

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