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How to Succeed in Business Without Really Trying

Musical in zwei Akten
Buch von Abe Burrows, Jack Weinstock und Willie Gilbert nach dem gleichnamigen Buch von Shepherd Mead
Instrumentation von Robert Ginzler (1961), deutsche Bearbeitung von Roman Hinze
Musik und Gesangstexte von Frank Loesser

in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 3 h (eine Pause)

Koproduktion mit der Volksoper Wien

Premiere in der Staatsoper Hannover am 25. Oktober 2014
(rezensierte Aufführung im Rahmen der Oster-Tanz-Tage 2015: 05.04.2015)

 



Staatsoper Hannover
(Homepage)

Vom Fensterputzer zum Aufsichtsratsvorsitzenden


Von Thomas Molke / Fotos von Thomas M. Jauk

Frank Loesser zählte in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zu den vielseitigsten und wichtigsten Broadway-Komponisten seiner Zeit. Im deutschsprachigen Raum stehen seine Musicals heutzutage allerdings eher selten auf dem Spielplan. Am bekanntesten ist dabei noch sein erster großer Erfolg aus dem Jahr 1950, Guys and Dolls, ein Werk, das nicht nur mit dem Tony Award ausgezeichnet wurde, sondern auch zu einem der erfolgreichsten Musicals in den USA avancierte. Obwohl seiner zweiten Kooperation mit Abe Burrows, How to Succeed in Business Without Really Trying, ebenfalls ein grandioser Broadway-Erfolg mit 1.415 Aufführungen beschieden war, das Stück auch verfilmt wurde und 1965 im "Theater an der Wien" seine deutschsprachige Erstaufführung erlebte, ist dieses 1962 mit dem "Pulitzer Prize in Drama" und sieben Tony Awards prämierte Werk in Deutschland nahezu unbekannt. Die Staatsoper Hannover unternimmt in dieser Spielzeit den Versuch, diese satirische Persiflage auf den American Dream, die auch heute durchaus noch erschreckende Aktualität besitzt, dem Vergessen zu entreißen, und präsentiert es, da der Tanz in den Musicals dieser Zeit eine wichtige Rolle spielt, auch im Rahmen der Oster-Tanz-Tage 2015.

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Rosemary (Lisa Antoni) hat sich in Finch (Mathias Schlung) verliebt, doch der zeigt sich zunächst recht distanziert.

Das Stück erzählt die Geschichte vom Fensterputzer J. Pierrepont Finch, dem dank der Lektüre des Ratgebers How to Succeed in Business Without Really Trying von Shepherd Mead ein kometenhafter Aufstieg in der World Wide Wicket Company gelingt. Durch geschicktes Taktieren schafft er es, nicht nur den lästigen Konkurrenten Bud Frump, der zugleich auch noch der Neffe des Generaldirektors J. B. Biggley ist, auszustechen, sondern auch selbst dabei die Karriereleiter unaufhaltsam zu erklimmen. Nachdem er die Ernennung zum Poststellenleiter aus vorgetäuschter Bescheidenheit zugunsten von Bud abgelehnt hat, wird er umgehend dafür zum stellvertretenden Leiter der Abteilung für Planung und Systeme ernannt und findet sehr schnell Mittel und Wege, seinen Vorgesetzten aus dem Amt zu drängen und selbst auf diese Position aufzurücken. Selbst als er als Chef der Werbeabteilung mit einer Kampagne das Unternehmen beinahe in den Ruin führt, da er über eine Fernsehshow eine spektakuläre Schatzsuche mit Firmenaktien organisiert, die dazu führt, dass die Massen auf der Suche nach den Aktien das Firmengebäude regelrecht in Trümmer legen, wird er für sein Schuldeingeständnis nicht entlassen, sondern gewinnt die Sympathie des Aufsichtsratsvorsitzenden Womper, der ebenfalls seine Karriere als Fensterputzer begonnen hat. Womper bekommt Biggleys Geliebte Hedy LaRue zur Gattin und übergibt mehr oder weniger freiwillig seinen Posten an Finch, der zu guter Letzt auch noch die Sekretärin Rosemary heiratet, die von Anfang an ihr Herz an diesen aufstrebenden jungen Mann verloren und von einem Leben an seiner Seite geträumt hat.

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Finch (Mathias Schlung) bittet Hedy (Natacza Soozie Boon) zum Diktat.

Das Regie-Team um Matthias Davids verzichtet auf eine Aktualisierung des Stückes, da sich die Geschichte auch so problemlos auf die heutige Zeit übertragen lässt, ob "WWW" nun für World Wide Woppel (statt "Wicket" im Original) oder für das Internet steht. Die Kostüme von Judith Peter fangen den Charme der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein und unterstreichen die Rollenklischees der damaligen Zeit genauso wie der Song "Brotherhood of Man", den Finch bei seinem Schuldeingeständnis mit den anderen Vorstandsvorsitzenden in einer großartigen Choreographie von Melissa King anstimmt, oder Rosemarys Traum von einer gemeinsamen Zukunft mit Finch in ihrem Song "Gern halt' ich ihm sein Essen warm". Das Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau arbeitet größtenteils mit beeindruckenden Videoprojektionen, die mal einen Panoramablick aus der Fensterfront eines Hochhauses bieten, mal den grauen Alltag der im Unterschoss untergebrachten Postabteilung beschreiben. Eine verschiebbare Wand, auf die entweder das Firmenlogo oder der jeweilige Name des Abteilungsleiters projiziert wird, und zahlreiche Schreibtische, die durch einfaches Aufklappen auch zu Waschtischen in der Vorstandstoilette umfunktioniert werden können, ermöglichen schnelle Szenenwechsel.

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Große Katastrophe: Im Büro gibt es keinen Kaffee mehr (von links: Smitty (Mareike Morr), Bud Frump (Daniel Drewes) und Ensemble).

Musikalisch bietet das Stück neben den beiden bereits erwähnten Songs einige Lieder, die zum einen eingängig sind, zum anderen auch inhaltlich große Komik enthalten. Zu erwähnen ist hier der mit Latin-Rhythmus unterlegte Kaffee-Song, wenn die Mitarbeiter in der Frühstückspause zum Kaffeeautomaten eilen und entsetzt feststellen müssen, dass man vergessen hat, den Automaten zu füllen und somit kein Kaffee zur Verfügung steht. Die Verzweiflung, die den Sängern bei der Vorstellung, den Tag ohne Koffein überstehen zu müssen, ins Gesicht geschrieben steht, wirkt bei aller Komik absolut nachvollziehbar. Auch das Lied über die Sekretärinnen, das die Männer im Büro anstimmen, lässt sich durchaus als Klassiker bezeichnen. Außergewöhnlich ist auch das Lied "Ich glaub' an dich", das von Loesser ursprünglich als romantisches Liebeslied geplant war, nun aber von Finch an sich selbst gerichtet ist, wenn er vor der großen Präsentation seines Werbevorhabens im Waschraum steht und sich damit selbst Mut für sein Vorgehen macht, wobei die anderen Vorstandsmitglieder schon in Gedanken an Finchs Stuhl sägen. Rosemary nimmt zu einem späteren Zeitpunkt diese Melodie noch einmal auf, um ihre treue Ergebenheit für ihren geliebten Finch zum Ausdruck zu bringen. Dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack, genau wie bei dem Duett zwischen Rosemary und Finch, wenn er nach dem Kuss mit Hedy erkennt, dass er Rosemary liebt und zunächst ihren Namen singt, dann aber von Rosemary im Duett seinen eigenen Namen übernimmt und damit deutlich macht, dass er eigentlich nur an sich selbst denkt.

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"Ich glaub' an dich": Finch (Mathias Schlung) selbstbewusst auf der Herrentoilette, im Hintergrund seine Neider (Ensemble)

Benjamin Reiners entwickelt mit dem Niedersächsischen Staatsorchester Hannover einen flotten Sound aus dem Orchestergraben und arbeitet besonders in der Ouvertüre den Swing-Charakter des Stückes heraus. Melissa King entwickelt mit dem Ballett der Staatsoper Hannover schmissige Choreographien, wobei die Piratennummer in der Fernsehshow, was die Feinabstimmung und die Homogenität der Tänzerinnen und Tänzer betrifft, noch ausbaufähig ist. Mathias Schlung begeistert stimmlich und darstellerisch als aufstrebender Finch, der auch in den Tanznummern eine gute Figur macht. Daniel Drewes gibt mit großer Beweglichkeit den fiesen Gegenspieler Bud Frump, der seinen Teil dazu beiträgt, dass Finch eigentlich immer als der "Gute" im Stück betrachtet wird und man ihm eigentlich den Aufstieg sogar gönnt. Lisa Antoni gefällt als Rosemary mit schöner Stimme und herrlichem Spiel. Natacza Soozie Boon stattet die verruchte Hedy mit großer Komik und einem Schuss Sex-Appeal aus, was durch ihre leicht rauchige Soul-Stimme noch unterstützt wird. Mareike Morr punktet als Smitty mit leicht zynischem Spiel. Bettina Meske gibt die Chefsekretärin Miss Jones wunderbar zickig, wobei ihr Sopran in der Nummer "Brotherhood of Man" allerdings ein bisschen zu opernhaft klingt. Ähnliches gilt für Roland Wagenführer, dessen Bass als J. B. Biggley ebenfalls ein bisschen zu schwer ist. Der von Dan Ratiu einstudierte Chor präsentiert sich stimmgewaltig und spielfreudig, so dass es am Ende lang anhaltenden Applaus für alle Beteiligten gibt.

FAZIT

Dieses Musical verdient aufgrund der Aktualität der Geschichte und der schmissigen Songs durchaus einen Platz im Repertoire. Daher ist es lobenswert, dass die Staatsoper Hannover dieses Stück auf den Spielplan gestellt hat.

Weitere Rezensionen zu den Oster-Tanz-Tagen 2015



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Joseph R. Olefirowicz /
*
Benjamin Reiners

Inszenierung 
Matthias Davids

Choreographie
Melissa King

Bühne und Bühnenprojektion
Mathias Fischer-Dieskau

Kostüme
Judith Peter

Licht
Elana Siberski

Ton
Wolfgang Hofer

Choreinstudierung
Dan Ratiu

Dramaturgie
Christopher Baumann

 

Chor der Staatsoper Hannover

Ballett der Staatsoper Hannover

Niedersächsisches Staatsorchester
Hannover

Solisten

J. Pierrepont Finch
Mathias Schlung

Rosemary
Lisa Antoni

J. B. Biggley
Roland Wagenführer

Bud Frump
Daniel Drewes

Hedy LaRue
Natacza Soozie Boon

Smitty
Mareike Morr

Miss Jones
Bettina Meske

Bratt
Frank Schneiders

Buchstimme
Hannes Hellmann

Twimble / Womper
Ernst-Erich Buder

Miss Krumholtz
Carola Rentz

Gatch / Toynbee
Thorsten Tinney

Wilkington / Fernsehmoderator
Erwin Bruhn

Jenkins
Frank Domnick

Tackaberry
Mohsen Rashidkhan

Peterson
Valentin Kostov



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Staatsoper Hannover
(Homepage)




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