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Feierlicher Abschluss mit Verdi
Julia Jones mit dem Sinfonieorchester Wuppertal
und dem Opernchor der Wuppertaler Bühnen in der Historischen Stadthalle
Zum Ende der Spielzeit verlässt Generalmusikdirektorin Julia Jones die
Wuppertaler Bühnen, an denen sie fünf Jahre lang die Oper und das
Sinfonieorchester nachhaltig geprägt hat. Zum Abschied ist ihre Wahl auf Verdis
wohl erfolgreichste Oper der Musikgeschichte gefallen, die mit Rigoletto
und Il trovatore als "Trilogia popolare" bezeichnet wird, und 2010 vom
Deutschen Fernsehen zur "beliebtesten Oper aller Zeiten" gekürt wurde: La traviata,
die einzige Oper Verdis, die in der Gegenwart ihrer Uraufführung am 6. März 1853 spielt und
vielleicht aufgrund der Nähe zum eigenen Leben des damaligen Publikums im Teatro La Fenice zunächst ein Reinfall wurde.
Erst mit der zweiten Produktion im Teatro San Benedetto im Mai 1854 konnte das
Werk den triumphalen Erfolg verbuchen, der bis heute anhält und die Partie der
Kurtisane Violetta Valéry zur Paraderolle für zahlreiche Sopranistinnen von Rosa
Ponselle über Maria Callas bis hin zu Anna Netrebko gemacht hat. Eigentlich war
eine szenische Produktion in der Regie von Nigel Lowery als krönender Abschluss
von Jones' Wirken in Wuppertal geplant. Die
Corona-Pandemie ließ das aber nicht zu, so dass man sich
entschied, die Oper zumindest konzertant herauszubringen, wobei die Hoffnung
besteht, dass eine Inszenierung in einer der kommenden Spielzeiten nachgeholt
werden kann. Leider hat man auch eine konzertante Aufführung nicht vor Publikum
realisieren können, so dass die Produktion in der Historischen Stadthalle
aufgezeichnet wurde und am 4. Juli 2021 als Online-Stream Premiere feiert.
Violetta Valéry (Ralitsa Ralinova) (im
Hintergrund: Demian Matushevskyi als Marchese d'Obigny)
Die Reihen im Parkett hat man dafür ausgebaut und das Sinfonieorchester
Wuppertal großflächig im Saal verteilt. Der Opernchor der Wuppertaler Bühnen ist
auf der Empore und im eigentlichen Zuschauersaal positioniert. Die Solistinnen
und Solisten befinden sich auf der rechten und linken Seite des Orchesters. Mit
der Kameraführung bietet der Stream interessante Einblicke, weil man es von den
Konzerten in der Stadthalle und den Aufführungen aus dem Opernhaus nicht gewohnt
ist, die Generalmusikdirektorin bei der Arbeit auch aus der Perspektive des
Orchesters zu sehen. Die einmalige Akustik des Saals wird auch in der digitalen
Aufführung sehr gut eingefangen. So wird bereits beim musikalischen Vorspiel zu
Beginn der Oper deutlich, wie tief emotional Jones mit dem Sinfonieorchester in
die Geschichte eintaucht. Die ersten Töne der geteilten hohen Violine klingen
absolut fragil und nehmen das tragische Ende der Titelfigur bereits vorweg.
Schwungvoll vollzieht sich dann der Wechsel zum rauschenden Fest und glitzernden
Treiben im Pariser Salon der von den Männern umschwärmten Kurtisane Violetta
Valéry. Ralitsa Ralinova punktet nicht nur optisch in der Titelpartie sondern
glänzt auch mit perlendem Sopran, der die Lebensfreude der Violetta auf dem Fest
unterstreicht. Mit großer Dramatik gestaltet sie ihre erste große Arie "È strano"
im ersten Akt, in der sie sich über ihre Gefühle für Alfredo bewusst wird. Mit
glasklaren Koloraturen und sauber ausgesungenen Höhen punktet sie in der
folgenden Cabaletta "Sempre libera degg'io".
Alfredo Germont (Sangmin Jeon)
Sangmin Jeon kann ebenfalls als Idealbesetzung für die Partie des Alfredo bezeichnet werden.
Schon in seiner ersten großen Arie im ersten Akt, "Un di, felice, eterea", wenn
er Violetta auf der Feier seine Liebe gesteht, versprüht er tenoralen Glanz mit
exakt angesetzten Spitzentönen. Auch in der Mittellage verfügt er über eine
weiche und geschmeidige Stimmführung. Das berühmte Trinklied "Libiamo" stimmt er
dann mit strahlenden Höhen an, wobei der Wuppertaler Opernchor ihn kräftig
auftrumpfend unterstützt. Der zweite Akt wird dann kammerspielartig angelegt.
Jeon überzeugt mit sauberen Höhen in seiner Arie "De' miei bollenti spiriti", in
der er sein Glück mit Violetta besingt. Dass es nur von kurzer Dauer sein wird,
kann er zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Giorgio Germont (Simon Stricker)
Einen großartigen Auftritt hat anschließend Simon Stricker als Alfredos Vater
Giorgio Germont. Mit profundem Bariton und einer gewissen Härte unterstreicht
er den patriarchalischen Charakter der Figur und macht Violetta
unmissverständlich klar, dass sie nicht für seinen Sohn bestimmt ist. Zwar
erkennt er die aufrichtigen Gefühle der jungen Frau, überzeugt sie aber dennoch,
auf Alfredo zu verzichten. Ralinova begeistert hierbei mit großartiger
Leidensfähigkeit, die die Vorsätze des alten Germont durchaus ins Wanken bringt.
In einem bewegenden Duett finden Strickers Bariton und Ralinovas weich
angesetzter Sopran dabei zueinander. Mit großer Mühe versucht er anschließend,
seinen Sohn davon zu überzeugen, dass eine Trennung von Violetta die einzige
Lösung für ihn ist. Strickers Interpretation der großen Arie "Di provenza il
mare, il suol" bildet dabei einen weiteren musikalischen Höhepunkt. Doch Alfredo
zeigt sich uneinsichtig und folgt Violetta nach Paris.
In den kleineren Partien überzeugen Iris Marie Sojer als Violettas Freundin
Flora Bervoix mit sattem Mezzosopran und Mark Bowman-Hester als Gastone mit
leichtem Tenor. Auch Mitglieder des Opernstudios NRW sind bei dieser Aufführung
beteiligt. Daegyun Jeong gestaltet den Barone Douphol mit dunkel gefärbtem Bass
und Demian Matushevskyi punktet als Marhese d'Obigny mit kräftigem Bariton.
Mercy Malieloa verfügt als Annina über eine farbige Mittellage. Intensiv
gestaltet Ralinova im dritten Akt ihre letzte Arie "Addio, del passato", in der
sie erkennt, dass jede Hilfe für sie nun zu spät kommt. Auch wenn auf eine
szenische Umsetzung verzichtet wird, geht Ralinovas Interpretation der
Sterbeszene unter die Haut. So möchte man die Solisten, das Orchester, den Chor
und auch Julia Jones am Ende mit großem Applaus überschütten, der bei einem Online-Stream
aber leider nicht vermittelt werden kann.
FAZIT
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Produktionsteam
Musikalische Leitung Chor Dramaturgie
Sinfonieorchester Wuppertal Opernchor der Wuppertaler Bühnen BesetzungVioletta Valéry Flora Bervoix Annina Alfredo Germont Giorgio Germont Gastone Barone Douphol Marchese d'Obigny Dottore Grenvil Giuseppe Diener / Kommissionär
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- Fine -