Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
|
Tschaikowskis Lieblingsoper Von Thomas Molke / Fotos von Barbara Aumüller
Mamyrow (Frederic Jost, Mitte)
klagt Nastasja (Asmik Grigorian) als Zauberin an (links: Kitschiga (Magnús
Baldvinsson), rechts: Paisi (Michael McCown)).
Der Fürst (Iain MacNeil) liebt
Nastasja (Asmik Grigorian).
Nastasja (Asmik Grigorian) will
mit Juri (Alexander Mikhailov) fliehen.
Durch Einsatz der Drehbühne lässt
sich das Atelier schnell in die Wohnung des Fürsten verwandeln, die recht modern
eingerichtet ist. Im Hintergrund steht ein Glasschrank, auf dem mehrere
wertvolle Gefäße stehen und in dem eine Ikone aufbewahrt wird, die für die
Fürstin von besonderer Bedeutung zu sein scheint. Im vierten Akt übergibt sie dem
Zauberer Kudma als Preis für das Gift diese Ikone. Kudma ist in Barkhatovs
Inszenierung Mamyrow selbst, um zu betonen, dass der Mord letztendlich auch von
der Kirche verursacht wird. Wieso Mamyrows Schwester Nenila, die Kammerzofe der
Fürstin, die Fürstin jedoch mit "Mutter" anredet und damit in die Rolle einer
Tochter schlüpft, erschließt sich nicht wirklich. Während in den ersten drei
Akten die Szenenwechsel hinter geschlossenem Vorhang erfolgen, wird im vierten
Akt alles aufgelöst. Die Möbel der Fürstenwohnung befinden sich nun im Atelier.
Einzelne Kunstgegenstände aus dem Atelier wie das Haus und der Wolf stehen nun
in der Wohnung des Fürsten, um anzudeuten, dass das Aufeinanderprallen der beiden
Welten die Katastrophe heraufbeschwört. Eindrucksvoll
wird das tragische Ende eingeleitet, wenn beispielsweise Nastasjas Freunde eine
große Matrjoschka, die wie ein Sarg aufgerichtet ist, mit Gegenständen füllen,
die Nastasja für ihre Flucht mitnehmen soll. Das Wirken des Giftes wird ebenfalls
bewegend in Szene gesetzt, wenn sich Nastasjas Gewand an mehreren Stellen rot
einfärbt. Wieso Juri allerdings anschließend im Atelier wild auf ein Bündel
unter einer schwarzen Decke einsticht, was er seinem Vater kurz darauf als die
ermordete Nastasja präsentiert, erschließt sich nicht wirklich. Dadurch bekommt
der Mord des Fürsten an seinem Sohn eine ganz andere Richtung. Seine Frau
erschießt der Fürst eigentlich eher beiläufig, da sie versucht, ihren Sohn vor
der Kugel zu schützen.
Die Fürstin (Claudia Mahnke,
links) reicht als Pilgerin verkleidet Nastasja (Asmik Grigorian, rechts) den
Gifttrank.
Musikalisch zeichnet Tschaikowski
in den einzelnen Akten sehr unterschiedliche Welten, so dass jeder Akt eine
andere Farbe erhält. Während der erste Akt recht volkstümlich daherkommt, geht
es im zweiten Akt bei den Auseinandersetzungen am Fürstenhof recht scharfzüngig
zu. Der dritte Akt ist dann musikalische Leidenschaft pur, und der vierte Akt
führt dann zu einem dramatischen Höhepunkt. Bei aller Raffinesse der Musik lässt
sich aber trotzdem nicht leugnen, dass die Musik einige Längen und wenig
Ohrwurmqualität hat. Häufig plätschert sie an einem vorbei, und man kann
durchaus der Meinung sein, dass an der einen oder anderen Stelle Kürzungen gut
möglich und angebracht gewesen wären. Valentin Uryupin taucht mit dem
Frankfurter Opern- und Museumsorchester mit viel Fingerspitzengefühl in die
Klangvielfalt der Partitur ein und verzaubert aus dem Orchestergraben. Auch die
Solistinnen und Solisten lassen keine Wünsche offen. Da ist zunächst Asmik
Grigorian in der Titelpartie zu nennen, die mit hochdramatischen Spitzentönen
überzeugt und den Zauber Nastasjas stimmlich wunderbar einfängt. Mit weicher
Stimmführung gelingt es ihr, sowohl den Fürsten als auch Juri für sich zu
gewinnen. Iain MacNeil lässt sich als Fürst zwar als leicht indisponiert
ansagen, glänzt aber mit kraftvollem Bariton und intensivem Spiel. In seiner
Wahnsinnsszene am Ende wächst er regelrecht über sich hinaus. Claudia Mahnke
gestaltet die Fürstin mit sattem Mezzosopran und sauber sitzenden Spitzentönen.
Zumindest am Anfang kann man mit ihr Mitleid haben, was aber endet, wenn sie
sich zum Mord an der Rivalin entschließt. Alexander Mikhailov gibt den Juri mit
sicherem Tenor. Hier hätte man sich vielleicht ein bisschen mehr Glanz in den
Höhen gewünscht. Frederic Jost punktet als Bösewicht Mamyrow mit schwarzem Bass.
Auch die übrigen kleineren Partien sind gut besetzt. Der von Tilman Michael
einstudierte Chor der Oper Frankfurt glänzt durch homogenen, kraftvollen Klang. FAZIT
Musikalisch ist Tschaikowskis Zauberin eine Entdeckung wert. An Eugen
Onegin oder Pique Dame kann das Stück aber nicht heranreichen.
|
Produktionsteam
Musikalische Leitung Inszenierung Bühnenbild Kostüme
Licht
Choreographie
Video
Chor Dramaturgie
Frankfurter Opern- und Chor der Oper Frankfurt Solistinnen und Solisten
Nastasja (Kuma)
Fürst
Die Fürstin
Prinz Juri
Mamyrow / Kudma
Nenila
Iwan Schuran
Foka
Polja
Balakin
Potap
Lukasch
Kitschiga
Paisi
Künstler
Tanz
|
© 2022 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de