Veranstaltungen & Kritiken Konzerte |
|
|
Vier Jubiläums-Komponisten
und eine Starflötistin Sharon Bezaly bezaubert mit ihrem Flötenton und weckt den Wunsch nach mehr Von Meike Nordmeyer
Das Jahr 2006 wird in musikalischer Hinsicht als Mozart-Jahr in Erinnerung bleiben. Doch es war nicht nur das Jahr des 250. Geburtstags von Mozart, sondern ein Jahr gleich mehrer Jubiliare mit würdigen Ehrenzahlen. Der 100. Geburtstag von Schostakowitsch mag in dem regen Mozart-Betrieb vielleicht noch gelegentlich aufgefallen sein. Den 250. Geburtstag von Josef Martin Kraus und der 150. Geburtstag von Sergej Tanejew haben aber sicherlich nur besonders aufmerksame Musikfans bemerkt. Sharon Bezaly ist der Star des Konzertes.
Das Konzert mit Flötistin Sharon Bezaly, Harfenistin Julie Palloc und dem Ensemble Camerata Salzburg in der Philharmonie Essen bot zum Ende des Jahres noch einmal einen Rückblick auf das große Musik-Jahr und erwies den vier Jubiliaren seine Ehre. Die Zusammenführung ihrer Werke ergab ein ebenso vielseitiges wie stimmiges Programm. Einziges Manko des Konzerts: Der Star des Abends, Ausnahmeflötistin Sharon Bezaly, die sicher die meisten Besucher in das Konzert gelockt hatte, war lediglich bei einem Werk als Solistin zu hören. Bei dem entrückendem Spiel der jungen Musikerin, dem das Publikum gebannt lauschte, wird sich wohl bald jeder noch mehr davon gewünscht haben. Wie gerne hätte man die Solistin auch nach der Pause noch einmal gehört. Aber wenn man mit ihrem Zauberton dem Musikhimmel so nahe ist, darf man sich wohl kaum beklagen. Einen intensiven, anspruchsvoll ausgeführten Auftakt für das Konzert bieten die Musiker der Camerata Salzburg unter der Leitung von Natali Chee mit Schostakowitschs Praeludium und Scherzo für Streicher op. 11. Dicht und impulsiv musiziert das Ensemble zugleich zu Beginn. Dann folgt Mozart, das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur. Damit tritt endlich die prominente Flötistin auf die Bühne und wird begeistert begrüßt. Fast ein wenig verlegen lächelt sie zu dem Vorab-Applaus, um sich dann sogleich dem Ensemble zuzuwenden und sich in die Konzentration auf die bevorstehende Musik zu versenken. Während das Orchester das Spiel eröffnet, schwingt Bezaly sich in die Musik ein. Es sind schon fast kleine Tanzbewegungen, die sie ausführt, bevor sie einsetzt und ihren so außergewöhnlich natürlichen Flötenton in den Raum schickt. Sie spielt nicht, sie lässt den Ton aus ihrem Inneren strömen. Er ist voll und warm und dabei stets fein, denn er ist niemals forziert, niemals gehetzt. Das macht die natürliche Eleganz dieses Flötenspiels aus. Dabei artikuliert Bezaly stets auf dem Punkt und verfügt über eine Virtuosität, die um sich selbst kein Aufheben macht. Das Flötenspiel dieser jungen Frau ist ein Phänomen. Wer es hört, ist ihm verfallen. Mit Harfenistin Julie Palloc bietet Bezaly bestes Zusammenspiel, die Musikerinnen sind trefflich aufeinander eingestimmt. Anspruchsvoll und einfühlsam gestaltet auch Palloc ihren Part. Ein außerordentlicher Glücksfall, das Mozart-Konzert in dieser Besetzung. Die Camerata Salzburg bietet unter der Leitung von Natali Chee vitales Zusammenspiel. Den zweiten Konzertteil eröffnet die Camerata Salzburg mit der Symphonie cis-moll von Josef Martin Kraus und bietet dabei vitales Zusammenspiel. Die Canzona in f-moll für Violoncello und Orchester von Sergej Tanejew ist ein Ohr- und Seelenschmeichler. Ensemble-Mitglied Giovanni Gnocchi lässt sein Cello dafür singen. Schließlich geht es noch einmal zurück zu Mozart mit der Symphonie Nr. 15 G-Dur. Nach noch etwas unentschiedenem Spiel im ersten Satz gestaltet die Camerata einen Abschluss des hochwertigen Konzertes voller Klang und Schwung. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Sharon Bezaly Querflöte Julie Palloc Harfe Camerata Salzburg Dimitri Schostakowitsch Praeludium und Scherzo, op. 11 (Streichoktett) Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur, KV 299 Joseph Martin Kraus Sinfonie cis-moll Sergej Tanejew Canzona für Violoncello und Orchester Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 6 F-Dur, KV 43
|
© 2006 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de
- Fine -