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Heimat, deine Klänge

Choreographisches Theater von Pavel Mikulástik

Premiere am 20. September 1998
im Opernhaus der Stadt Bonn

Von Ruth Schmüdderich / Fotos von Thilo Beu




Foto: Bonn/Heimat, deine Klänge Foto 1:
Rafaële Giovanola und Marcelo de Melo

Der Inhalt des neusten Stückes von Mikulástik ist sehr facettenreich. "Die Vorgänge" sind dem Programmheft nach folgende:

Der größte Moment in der Geschichte der Menschheit ist gekommen: Außerirdische Lebewesen befinden sich im Landeanflug auf den blauen Planeten. Nicht jedoch das Capitol in Washington hat der Bordcomputer des UFOs als Zielkoordinaten gespeichert, sondern eine kleine Stadt in Deutschland.

Die Aliens platzen mitten in eine Probe des örtlichen Blasorchesters. Kurz jedoch bevor der interplanetarische Kulturaustausch zwischen den außerirdischen Intelligenzen und den Eingeborenen beginnt, stürzt die Idylle aus Tradition und Heimatpflege plötzlich zusammen.

Eine ferne Welt, eine andere Zeit bricht über die Kapelle herein. Während die Musiker kräftig ins Horn stoßen, kriechen aus dem Unterbewußtsein Kindheitserinnerungen hoch. Was da jedoch heraufdrängt, sind keine Bilder aus einem verlorenen Paradies. Es sind die unterdrückten und ungerufenen, aber gleichwohl sehr realen Gespenster aus Angst, Ohnmacht, Wut und Sehnsucht.

Foto: Bonn/Heimat, deine Klänge Foto 2:
Ladislav Raijn, Marcelo de Melo und Petr Stopka

Die zuletzt beschriebenen Emotionen werden mittels trauriger Episoden aus der Kindheit der Musiker dargestellt. Beispielsweise wird auf sehr eindrückliche Weise die Brutalität von gängigen Erziehungsmaßnahmen gezeigt, indem ein Junge nur Zuneigung bekommt, wenn er dressiert wie ein Zirkustier Männchen macht.

Allerdings lassen sich die am Anfang dargestellten Handlungen besser verfolgen als gegen Ende des Stückes. Die einzelnen Episoden stehen dabei nicht einfach nebeneinander, sondern werden oftmals auf sehr geschickte oder amüsante Weise verbunden. Wie aber schon in vorangegangenen Produktionen von Mikulástik sind nicht alle Ideen zündend, was an dem mangelnden Abstand zur eigenen Vorlage liegen mag.

So wie in der Inszenierung, finden sich auch in der Ausstattung einige schöne Einfälle. So kommen die Kindheitserinnerungen in Form von nackten Babypuppen an Fäden vom Himmel, und da die Bühne nur von hinten beleuchtet ist, wirkt das Ganze wie ein Scherenschnitt. Wie hier, fällt die Beleuchtung auch an anderen Stellen positiv auf, da sie oftmals sehr schön mit den unterschiedlichen Stimmungen korrespondiert. In den verschiedenen Situationen tragen die Akteure auch immer unterschiedliche Kleidung, und als Kinder sogar Babymasken, was für viel Abwechslung auf der Bühne sorgt.

Foto: Bonn/Heimat, deine Klänge Foto 3:
Eva Cerná, Jiri Sova und Sirpa Arvola

Mal wieder lassen sich keine einzelne Darsteller hervorheben, sondern nur die sehr gute Ensembleleistung. Besonders erstaunlich war, daß sie es am Anfang des Stückes sogar schafften mit ihren Blasinstrumenten eine halbwegs erkennbare Melodie zu spielen.

Das Publikum belohne die Akteure am Ende mit anerkennenden Beifall.



FAZIT:

Das Stück gibt einige gute Denkanstöße, doch man hätte mehr daraus machen können.

Logo: Choreographisches Theater Bonn

Regie und Choreographie
Pavel Mikulástik

Musik
Dieter Fischer, Pavel Mikulástik

Bühne
Konrad Hartmann

Kostüme
Maja Scholl-Lemcke

Licht
Jürgen Zoch

Choreographische Assistenz
Antoinette Laurent

Gesangseinstudierung
Laszlo Kövari

Dramaturgie
Rainald Endraß


Ensemble


Sirpa Arvola


Manuela Burkhard


Eva Cerna


Rafaele Giovanola


Claudia Gnutzmann


Antoinette Laurent


Marcello de Melo


Ladislav Rajn


Martin Schnurr


Petr Stopka


Jiri Sova


Kerstin Taschner


Karel Vanek


Stefanie Verkerk


Miguel Angel Zermeno




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