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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Sorgenfreie Nächte in Budapest
Von Meike Nordmeyer
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Fotos von Olaf Struck
Im Varieté "Orpheum" in Budapest. Ja, das waren noch Zeiten, 1915 im Varieté "Orpheum". Da ging es im Budapester Nachtleben eigentlich recht übersichtlich, auf jeden Fall aber richtig echt "operettenhaft" zu, so will es uns zumindest die sorgenfrei heitere Hagener Inszenierung der Csárdásfürstin vermitteln. Mit Flitter und Glamour, reichlich rotem Stoff und Federn versehen, und in rotes Licht taucht die Ausstattung der Hagener Inszenierung die Räumlichkeit. Rund um die Bühne sorgen Glühbirnen für Showeffekt und ein in den Zuschauerraum reinreichender Laufsteg gibt den Darstellern Gelegenheit zu Aufmärschen mit revuehaftem Flair. Das kommt an. Der Männerchor bekommt gleich zur ersten Gesangnummer Klatschbegleitung vom Publikum. Die verherrende Weltlage um 1915 ging eigentlich nicht spurlos am Operettenschaffen des Emmerich Kálmán vorüber. Eine deutliche Melancholie des Abschiedes und des Untergang durchzieht auch die Csárdásfürstin, in der die Figuren Zeilen singen wie "Mag die ganze Welt versinken..." und "Weißt du, wie lange noch der Globus sich dreht..". Auf diesen Aspekt verweist man in Hagen aber nur im Programmheft und wendet sich dann lieber der unbeschwerten Lustigkeit auf der Bühne zu.
Die Sängerdarsteller fügen sich verschieden geschmeidig in die Regievorgabe ein. Herausragend agiert da Richard van Gemert als Graf Boni Káncsiánu. Gewandt wie ein Showstar präsentiert er seine Nummer "Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht" und bewegt sich gemeinsam mit den ihn umschwärmenden federbeschmückten Tänzerinnen des Hagener TanzTheater-Ensembles. Jürgen Dittebrand verkörpert passend den Feri von Kerekes als charmanten, weisen älteren Herrn. Als Csárdásfürstin Sylva Varescu gibt Dagmar Hesse zwar eine stolze Figur ab in den glamourösen Kleidern, sie bleibt im Spiel aber recht befangen. Hölzern steht Dominik Wortig als der fürstliche Liebhaber Edwin auf der Bühne. Die Sprechdialoge zwischen dem Liebespaar geraten zudem stets sehr bemüht. Souveränen, strahlenden Auftritt zeigt hingegen Anneli Pfeffer als Komtesse Stasi, die der braven Figur überraschend selbstbewusste Kontur gibt und mit ihrer frischen Natürlichkeit der Csárdásfürstin mitunter die Show stiehlt. Hell und heiter befindet man sich im Palais des Fürsten Lippert-Weylersheim. Anneli Pfeffer als Komtesse Stasi und Dominik Wortig als Edwin. Im Hintergrund Edwins Mama (Edeltraud Kwiatkowski). Das Palais des Fürsten Lippert-Weylersheim in Wien zeigt sich glänzend ausgestattet als üppiger lichter Wintergarten mit echt gemalten Mamortreppen. Hier gibt es natürlich erst recht keine Sorgen, außer dass der Sohn sich gar falsch verheiraten könne. Reinhard Leisenheimer und Edeltraud Kwiatkowski spielen rührig die händeringenden Eltern Edwins. Im zweiten Akt wird dann auch der recht freie Umgang mit dem Sprechtext weiter ausgebaut. Da gibt es den ein oder anderen Kommentar und akuelle Anspielungen, die lustig gelingen, mitunter gerät das Spiel aber auch überzogen klamaukhaft. Richard van Gemert läuft aber nun erst richtig zur Bestform auf und erweist als Boni außerdordentlich komisches Talent. Sein höchst präsentes, gewitztes Spiel steht zweifellos im Mittelpunkt und trägt die ganze Aufführung. Zurecht bekommt er nachher den meisten Applaus.
Gesanglich konnte das Ensemble insgesamt überzeugen. Dagmar Hesse gestaltet die Titelpartie sicher und wohltönend auch in der Höhe, singt sich allerdings noch nicht ganz frei in der Rolle. Wortig erklingt als Liebhaber Edwin klangvoll traurig, lässt die feurige Liebe aber vermissen. Mit schönem Schmelz und Schwung gestaltet van Gemert die Rolle des Boni. Beachtlich erklingt auch Jürgen Dittebrand als Feri. Mit heller klarer Stimme mit schönem Touch gesungen lässt Anneli Pfeffer als die Stasi aufhorchen. Das Orchester spielt seinen Part temperamentvoll, zwar nicht immer ganz präzise, aber mit federndem Klang. Dirigent Arn Goerke treibt die Musiker gut an, könnte aber auch noch etwas genauer und feinnerviger die Partitur ausarbeiten. Der Einsatz des Slawischen Tanz Nr. 5 von Antonin Dvorák fügt sich recht schön ein, ergibt aber keine zwingende Dramaturgie. Die Musik von Kálmán hat doch eigentlich an sich selbst genug.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Ausstattung
Choreographie
Choreinstudierung
Dramaturgie
Solisten* Besetzung der PremiereLeopold Maria von und zu Lippert Weylersheim Ks. Reinhard Leisenheimer
Anhilte, seine Frau
Edwin Ronald, ihr Sohn
Komtesse Stasi
Graf Boni Ká,ncsiánu
Sylva Varescu
Eugen von Rohnsdorff
Feri von Kerekes
Botschafter Mac Grave
Kiss
Zigeunerkapelle
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- Fine -