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I due Foscari

Tragedia lirica in drei Akten
Libretto von Felice Romani
Musik von Giuseppe Verdi

in italienischer Sprache

Konzertante Aufführung im Konzerthaus Dortmund am 13. Juni 2009

Aufführungsdauer: ca. 2'30 h (eine Pause)


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Theater Dortmund
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Praller Verdiabend der Spitzenklasse

Von Thomas Tillmann /

Hatte das Anna Bolena-Konzert auf Grund des schwachen Orchesters und der problematischen männlichen Solisten noch wenig Grund zum Jubeln gegeben, so verdiente die gleichfalls schwach besuchte Aufführung von Verdis herrlichen, wohl nur auf Grund des nicht wirklich überzeugenden Librettos nicht mehr verbreiteten I due Foscari in vielerlei Hinsicht größtes Lob. Spiritus rector dieser mitreißenden Veranstaltung war Carlo Montanaro, der am Pult für den erkrankten Vjekoslav Sutej eingesprungen war und vom ersten Takt an Garant für Drive, packende Rhythmik und Leidenschaft war, für mitreißende Steigerungen und saubere Übergänge sorgte und die ganze Dramatik und den Farbenreichtum dieses herrlichen Werkes mit dem wirklich guten WDR Rundfunkorchester Köln herausarbeitete.

Erstaunt war ich, wie sich der Tenor von Francisco Casanova weiter entwickelt hat, den ich 2001 in Wiesbaden als Riccardo in Un ballo in maschera gehört habe und ihm damals eine eher kleine Stimme attestiert hatte, der es an Volumen und Durchschlagskraft mangelt und die im Forte erheblich an Farbe und Präsenz verlor. Acht Jahre später präsentierte sich der Sänger aus der Dominikanischen Republik mit reicherem, dunklerem Klang und angemessen robusten, heldischen Tönen, ohne dass man deshalb in intimeren Momenten auf Feinheiten wie gehaltvolles Piano oder schöne mezza-voce-Effekte hätte verzichten müssen. Zudem hat sein Singen die nötige Verve und ein durchaus angemessenes expressives Pathos, wobei auch nicht verschwiegen werden soll, dass mancher Spitzenton keinen geringen Kraftaufwand benötigt.

Keine schlechte Lucrezia war Manon Feubel, die zwar keine Virtuosa im engeren Sinne ist, aber die bewegteren Passagen mit einiger Agilität durchaus bewältigt, die mir allerdings zu allgemein-distanziert und an einigen Stellen zu unelegant sang, die aber große Meriten im Piano hatte. Der eigenwillige, wenig fokussierte, einige schrille Nebengeräusche aufweisende Ton war meine Sache nicht, und ich habe auch ein wenig Volumen in der unteren Mittellage und Tiefe vermisst, was durch gebieterische Forteacuti nicht ganz aufgewogen wurde. Immerhin, man wird lange suchen müssen, bis man eine adäquate Interpretin gerade für dieses Fach finden wird, denn die einen können zwar Koloraturen singen, haben aber insgesamt zu leichte Stimmen, und den schwereren fehlt häufig die Souveränität für die verzierten Passagen. Man kennt den Mitschnitt vom Dezember 1951 mit der wunderbaren Maria Vitale, die zeigt, was damals ein soprano drammatico d'agilità zu bieten hatte (dazu an der Seite des stilistisch vielleicht unerreichten, damals ganz jungen Carlo Bergonzi, mit Gian Giacomo Guelfi als Francesco und nicht zuletzt Carlo Maria Giulini am Pult, der eben auch wusste, was diese Musik braucht).

Das Ereignis des Abends war für mich neben dem Dirigenten der inzwischen 73jährige Renato Bruson, der bereits 1961 als Luna in Spoleto debütiert hat und mit voller, satter und völlig intakter Stimme auch an diesem Abend in einer Klasse für sich sang. Selbst das vielleicht ein wenig ausladender gewordene Vibrato wusste er in sein Portrait der unglücklichen Vaterfigur zu integrieren, aber das sind nichts als Beckmessereien angesichts eines wirklich exzeptionellen Umgangs mit dem Text, den Schattierungen, den Nuancen, die er durch eine Vielzahl dynamischer Abstufungen erreicht, auch angesichts eines makellosen Legato, einer durchdachten, sinnstiftenden Phrasierung, eines Arienaufbaus, der über Takt- und Phrasenenden hinausgeht - man war dankbar, diese Ausnahmestimme noch einmal gehört zu haben und dieser Lehrstunde des erfüllten Singens beigewohnt zu haben.

Ich mochte auch die Schwärze von Alexander Teligas Bass, als Interpret indes bleibt er im Vergleich mit einem Bruson natürlich eindimensional, das gilt auch für den freilich sehr engagierten Viktor Sawaley und die sehr diskrete Francisca Devos in den verbleibenden Partien. Mit einer wahren Heerschar von Sängerinnen und Sängern war der Philharmonische Chor des Musikvereins Dortmund angetreten, offenbar von Granville Walker exzellent vorbereitet und vom Dirigenten des Abends zu Höchstleistungen angetrieben.

FAZIT

Ich hatte fast vergessen, was für ein großartiges Stück I due Foscari ist - ein kompetenter Dirigent und ein überzeugendes, vom sensationellen Renato Bruson angeführtes Protagonistentrio hat mich an diesem Samstag in Dortmund daran erinnert.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Carlo Montanaro

Choreinstudierung
Granville Walker


Philharmonischer Chor
des Musikvereins Dortmund

WDR Rundfunk-
orchester Köln


Solisten


Francesco Foscari
Renato Bruson

Jacopo Foscari
Francisco Casanova

Lucrezia Contarini
Manon Feubel

Jacopo Loredano
Alexander Teliga

Barbarico/Fante
Viktor Sawaley

Pisana
Francisca Devos



Weitere
Informationen

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KLANGVOKAL Musik-
festival Dortmund

(Homepage)



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