![]() ![]() |
Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
![]() ![]() ![]() ![]() |
|
Admeto meets Madame ButterflyVon
Gerhard
Menzel /
Fotos von
Theodoro da Silva Admeto (Tim Mead) wird
von Dämonen gequält Es war schon
eine gehörige Überraschung,
als im
letzten Jahr verkündet wurde, dass die
deutsche Autorin, Regisseurin und Filmproduzentin Doris Dörrie die
Inszenierung
der diesjährigen Festspieloper „Admeto“
übernehmen werde. Obwohl Doris Dörrie inzwischen schon bei
einigen Opern
Regie geführt hat, war diese Koproduktion der Internationalen
Händel-Festspiele
Göttingen mit dem Edinburgh International Festival ihre erste Händeloper. Einen
wesentlichen Bestandteil ihrer Inszenierung bildete das ‚International Butoh Dance
Ensemble’, das die Japanliebhaberin Dörrie
gleich mit hatte engagieren lassen. Was zunächst so
aussah, als wolle man – wie bei diversen anderen Festspielen schon
geschehen –
ausschließlich ein verstärktes Medienaufkommen provozieren, stellte
sich
letztendlich nicht nur als unterhaltsam, sondern auch als künstlerisch
sehr
fruchtbar und interessant heraus. ![]() Alceste (Marie Arnet) will durch ihren Tod das Leben ihres Gatten retten Obwohl die Szene zunächst recht ungewöhnlich und verstörend wirkte – etwa Puccinis “Madame Butterfly“ oder Lehars „Land des Lächelns“ – entwickelte sich das Ganze zu einer spannenden, kurzweiligen und gegen Ende eine überraschende Wendung nehmenden Aufführung. Die Kontrastierung der europäisch-barocken Komposition Händels mit Elementen des fernöstlichen Theaters beschränkte sich dabei allerdings nicht nur auf die von Bernd Lepel entworfenen üppigen und phantasievoll gestalteten Kostüme sowie das von Linus Fellbom stimmungsvoll und farbig ausgeleuchtete Bühnenbild mit seinen transparenten Wänden. Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ nämlich das zehnköpfige japanische ‚International Butoh Dance Ensemble’ unter der Leitung von Tadashi Endo, der selber als quasi „Untoter“ vom Anfang bis zum Ende hindurch immer wieder als symbolisierte Eifersucht in Erscheinung trat. Es handelte sich dabei allerdings weniger um Tanz im herkömmlichen Sinne, sondern um ausdrucksvolle und intensiv gestaltete Bewegungschoreographien, die durch ihre Langsamkeit oft im krassen Kontrast zur schnellen bis furios dahinrasenden Musik Händels standen. ![]() (Tadashi Endo) als
Dass "wohl
Vertrautes" auf einmal auch fremd und verstörend wirken kann, bewies
das
Ende
der bis zu diesem Zeitpunkt stimmigen und spannungsvollen Inszenierung.
Im
letzten Akt kamen dann plötzlich – barocker Bühnenpraxis
entsprechend -
Prospekte aus dem Bühnenhimmel gefahren, die einen Blick aus dem
Schloss heraus
auf die Fontäne des Großen Gartens in Herrenhausen zeigten. Auch die
Protagonisten bedienten sich auf einmal der altbekannten Barockkostüme,
die in
diesem Inszenierungskonzept wirklich nicht zu erwarten gewesen waren.
Diesen
bewussten Bruch - der zunächst inkonsequent und überflüssig erscheinen
mochte -
wollte das Regieteam als Hommage an den Jubilar Händel verstanden
wissen. Das
stieß allerdings nicht bei allen Zuschauern auf Verständnis, wie es
auch bei
dem lebhaft geführten „Regiegespräch“ im Holbornschen Haus
(an dem Doris Dörrie leider nicht teilgenommen
hatte) diskutiert wurde.
![]() Alceste (Marie Arnet) Die
Solisten schienen sich
dagegen allesamt gut mit dieser szenischen Version angefreundet zu
haben. Auf
jeden Fall gab Tim Mead als Admeto sowohl stimmlich als auch
darstellerisch im
Kostüm eines japanischer Kriegers (oder Kaisers) eine gute und
glaubwürdige
Figur ab. Seine Frau Alceste, die sich im schneeweißen Kimono für ihren
geliebten und anscheinend todkranken Gatten im Angesicht ihrer Hofdamen
(als
Schattenspiel hinter einer der transparenten Wände) Harakiri-artig mit
dem
Dolch tötete, war mit Marie Arnet dagegen
nicht ganz
glücklich besetzt. Neben Tim Mead und der überragend singenden
und
agierenden Kirsten Blaise als Rivalin
Antigona wirkte
sie viel zu zurückhaltend und blass. ![]() Antigona (Kirsten Blaise) Kirsten
Blaise ist in den
letzten Jahren zu der „Prima Donna“ von Händel-Opern geworden
und setzte
sowohl bei den Festspielen in Karlsruhe, als auch in Halle und
Göttingen
Maßstäbe, an denen sich alle anderen messen lassen müssen. Ihre
Karriere hat
sich allerdings bei weitem nicht zufällig so entwickelt. Schließlich
beherrscht
sie sowohl «ver-rückte» Interpretationskonzepte als auch die auf
historischen
Kenntnissen beruhende «historische» Schauspielkunst, wie sie es
unlängst in
Karlsruhe im „Radamisto“ (s. OMM-Bericht) in
beeindruckender Weise
unter Beweis gestellt hat. Neben ihrer darstellerischen Intensität und Wandelbarkeit
sowie ihrer großen Ausstrahlung besticht sie zudem mit einer
herrlichen,
technisch perfekt geführten Stimme, die alle Register und Affekte in
jeglicher
Form beherrscht. Dass sie in
dieser
Inszenierung auch noch so attraktiv (wie eine Geisha) gekleidet –
gemeinsam mit
ihrem sie publikumswirksam begleitenden und beschützenden
Lieblingsschaf -
agieren konnte, verstärkte noch den Eindruck, die eigentliche „Prima
Donna“
dieser Aufführung zu sein (www.kirstenblaise.com). ![]() William Berger
als mächtig tönender Herkules,
der hier
als aufgeschwämmter Sumo-Ringer einhertrottete und stampfte, Andrew Radley als Orindo sowie David Bates als
Trasimede
und Wolf Matthias Friedrich als Meraspe komplettierten das insgesamt
gute
Ensemble.
Antigona (Kirsten Blaise) als Schäfern mit Meraspe (Wolf Matthias Friedrich) Die
Personenführung (die
liebevoll bewegte Schafherde eingeschlossen) und die Abfolge von
eindrucksvollen Bildern (z.B das rote Stofftuch, das sich nach dem Tod
Alcestes
über die ganze Bühne ausbreitete), die Doris Dörrie in dieser
Produktion
aufeinanderfolgen ließ, sprühten nur so vor kreativer Ideen und
Phantasie, ohne
in ein unüberschaubares, beliebiges Chaos zu verfallen. Die geplante DVD-Veröffentlichung, die
sicherlich auch dank Doris
Dörrie ermöglicht wird, dürfte dadurch zu einem interessanten Dokument
der
Aufführungsrezeption werden.
Inspiriert und
konzentriert war auch das, was das FestspielOrchester Göttingen unter
der
Leitung ihres Maestro Nicholas McGegan hören ließ. Nicht lupenrein,
aber
beherzt und mit viel Liebe und Begeisterung trugen sie dazu bei, dass
die Musik
Händels und die optisch so fesselnde Inszenierung gleichermaßen zur
Geltung
kamen und dem Publikum dadurch ein regelrechtes Opernfest geboten
wurde.
Admeto (Tim Mead)
Doris
Dörrie und Tadashi Endo schufen eine sehr
bildgewaltige, üppig
ausgestattete und von einem schier nie versiegenden Einfallsreichtum
geprägte „Admeto“-Inszenierung,
die Dank der Energie und Musikalität von Nicholas McGegan und seines
Ensembles
zu einem großen Festspielereignis wurde.
Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
ProduktionsteamMusikalische LeitungNicholas McGegan Inszenierung Bühnenbild
und Kostüme SolistenAdmeto Alceste Antigona Orindo Trasimede Ercole Meraspe Solotanz
Antigona (Kirsten Blaise) |
- Fine -