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Musikfestspiele
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Admeto
Oper in drei Akten (HWV 22)
von Georg Friedrich Händel

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere am 26. Mai 2009
im Deutschen Theater Göttingen
Weitere Aufführungen am 28. Mai, 30. Mai, 1. Juni, 2. Juni und 3. Juni 2009


Homepage: Göttinger Händel Festspiele

Admeto meets Madame Butterfly

Von Gerhard Menzel / Fotos von Theodoro da SilvaVergrößerung in neuem Fenster

Admeto (Tim Mead) wird
von Dämonen gequält

Es war schon eine gehörige Überraschung, als im letzten Jahr verkündet wurde, dass die deutsche Autorin, Regisseurin und Filmproduzentin Doris Dörrie die Inszenierung der diesjährigen Festspieloper „Admeto“ übernehmen werde. Obwohl Doris Dörrie inzwischen schon bei einigen Opern Regie geführt hat, war diese Koproduktion der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen mit dem Edinburgh International Festival ihre erste Händeloper. Einen wesentlichen Bestandteil ihrer Inszenierung bildete das ‚International Butoh Dance Ensemble’, das die Japanliebhaberin Dörrie gleich mit hatte engagieren lassen.

Was zunächst so aussah, als wolle man – wie bei diversen anderen Festspielen schon geschehen – ausschließlich ein verstärktes Medienaufkommen provozieren, stellte sich letztendlich nicht nur als unterhaltsam, sondern auch als künstlerisch sehr fruchtbar und interessant heraus.

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Alceste (Marie Arnet) will
durch ihren
Tod das Leben ihres Gatten retten

Obwohl die Szene zunächst recht ungewöhnlich und verstörend wirkte – etwa Puccinis “Madame Butterfly“ oder Lehars „Land des Lächelns“  – entwickelte sich das Ganze zu einer spannenden, kurzweiligen und gegen Ende eine überraschende Wendung nehmenden Aufführung. Die Kontrastierung der europäisch-barocken Komposition Händels mit Elementen des fernöstlichen Theaters beschränkte sich dabei allerdings nicht nur auf die von Bernd Lepel entworfenen üppigen und phantasievoll gestalteten Kostüme sowie das von Linus Fellbom stimmungsvoll und farbig ausgeleuchtete Bühnenbild mit seinen transparenten Wänden. Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ nämlich das zehnköpfige japanische ‚International Butoh Dance Ensemble’ unter der Leitung von Tadashi Endo, der selber als quasi „Untoter“ vom Anfang bis zum Ende hindurch immer wieder als symbolisierte Eifersucht in Erscheinung trat. Es handelte sich dabei allerdings weniger um Tanz im herkömmlichen Sinne, sondern um ausdrucksvolle und intensiv gestaltete Bewegungschoreographien, die durch ihre Langsamkeit oft im krassen Kontrast zur schnellen bis furios dahinrasenden Musik Händels standen.

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(Tadashi Endo) als
Geist der Eifersucht

Dass "wohl Vertrautes" auf einmal auch fremd und verstörend wirken kann, bewies das Ende der bis zu diesem Zeitpunkt stimmigen und spannungsvollen Inszenierung. Im letzten Akt kamen dann plötzlich – barocker Bühnenpraxis entsprechend - Prospekte aus dem Bühnenhimmel gefahren, die einen Blick aus dem Schloss heraus auf die Fontäne des Großen Gartens in Herrenhausen zeigten. Auch die Protagonisten bedienten sich auf einmal der altbekannten Barockkostüme, die in diesem Inszenierungskonzept wirklich nicht zu erwarten gewesen waren. Diesen bewussten Bruch - der zunächst inkonsequent und überflüssig erscheinen mochte - wollte das Regieteam als Hommage an den Jubilar Händel verstanden wissen. Das stieß allerdings nicht bei allen Zuschauern auf Verständnis, wie es auch bei dem lebhaft geführten „Regiegespräch“ im Holbornschen Haus (an dem Doris Dörrie leider nicht teilgenommen hatte) diskutiert wurde.


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Admeto (Tim Mead) und
Alceste (Marie Arnet)

Die Solisten schienen sich dagegen allesamt gut mit dieser szenischen Version angefreundet zu haben. Auf jeden Fall gab Tim Mead als Admeto sowohl stimmlich als auch darstellerisch im Kostüm eines japanischer Kriegers (oder Kaisers) eine gute und glaubwürdige Figur ab. Seine Frau Alceste, die sich im schneeweißen Kimono für ihren geliebten und anscheinend todkranken Gatten im Angesicht ihrer Hofdamen (als Schattenspiel hinter einer der transparenten Wände) Harakiri-artig mit dem Dolch tötete, war mit Marie Arnet dagegen nicht ganz glücklich besetzt. Neben Tim Mead und der überragend singenden und agierenden Kirsten Blaise als Rivalin Antigona wirkte sie viel zu zurückhaltend und blass.

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Antigona (Kirsten Blaise)
mit ihren Schafen

Kirsten Blaise ist in den letzten Jahren zu der „Prima Donna“ von Händel-Opern geworden und setzte sowohl bei den Festspielen in Karlsruhe, als auch in Halle und Göttingen Maßstäbe, an denen sich alle anderen messen lassen müssen. Ihre Karriere hat sich allerdings bei weitem nicht zufällig so entwickelt. Schließlich beherrscht sie sowohl «ver-rückte» Interpretationskonzepte als auch die auf historischen Kenntnissen beruhende «historische» Schauspielkunst, wie sie es unlängst in Karlsruhe im „Radamisto“ (s. OMM-Bericht) in beeindruckender Weise unter Beweis gestellt hat. Neben ihrer darstellerischen Intensität und Wandelbarkeit sowie ihrer großen Ausstrahlung besticht sie zudem mit einer herrlichen, technisch perfekt geführten Stimme, die alle Register und Affekte in jeglicher Form beherrscht. Dass sie in dieser Inszenierung auch noch so attraktiv (wie eine Geisha) gekleidet – gemeinsam mit ihrem sie publikumswirksam begleitenden und beschützenden Lieblingsschaf - agieren konnte, verstärkte noch den Eindruck, die eigentliche „Prima Donna“ dieser Aufführung zu sein (www.kirstenblaise.com).


Vergrößerung in neuem Fenster Ercole (William Berger)

William Berger als mächtig tönender Herkules, der hier als aufgeschwämmter Sumo-Ringer einhertrottete und stampfte, Andrew Radley als Orindo sowie David Bates als Trasimede und Wolf Matthias Friedrich als Meraspe komplettierten das insgesamt gute Ensemble.


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Antigona (Kirsten Blaise) als Schäfern
mit
Meraspe (Wolf Matthias Friedrich)

Die Personenführung (die liebevoll bewegte Schafherde eingeschlossen) und die Abfolge von eindrucksvollen Bildern (z.B das rote Stofftuch, das sich nach dem Tod Alcestes über die ganze Bühne ausbreitete), die Doris Dörrie in dieser Produktion aufeinanderfolgen ließ, sprühten nur so vor kreativer Ideen und Phantasie, ohne in ein unüberschaubares, beliebiges Chaos zu verfallen. Die geplante DVD-Veröffentlichung, die sicherlich auch dank Doris Dörrie ermöglicht wird, dürfte dadurch zu einem interessanten Dokument der Aufführungsrezeption werden.

Vergrößerung in neuem FensterAlceste (Marie Arnet) in Not


Inspiriert und konzentriert war auch das, was das FestspielOrchester Göttingen unter der Leitung ihres Maestro Nicholas McGegan hören ließ. Nicht lupenrein, aber beherzt und mit viel Liebe und Begeisterung trugen sie dazu bei, dass die Musik Händels und die optisch so fesselnde Inszenierung gleichermaßen zur Geltung kamen und dem Publikum dadurch ein regelrechtes Opernfest geboten wurde.

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Admeto (Tim Mead)


Wie diese Produktion dann als filmisches Dokument wirken würde, davon konnten sich schon Tausende beim „Public Viewing“ am Kiessee überzeugen, wo die Aufzeichnung der Premiere auf einer Großbildleinwand gezeigt und mit einem Feuerwerks-Finale beschlossen wurde.


FAZIT

Doris Dörrie und Tadashi Endo schufen eine sehr bildgewaltige, üppig ausgestattete und von einem schier nie versiegenden Einfallsreichtum geprägte Admeto“-Inszenierung, die Dank der Energie und Musikalität von Nicholas McGegan und seines Ensembles zu einem großen Festspielereignis wurde.

Mehr von den Internationalen Händel-Festspielen in Göttingen 2009


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Nicholas McGegan

Inszenierung
Doris Dörrie

Bühnenbild und Kostüme
Bernd Lepel

Licht
Linus Fellbom

Choreographie
Tadashi Endo

International Butoh
Dance Ensemble


FestspielOrchester
Göttingen

Solisten

Admeto
Tim Mead
| Altus

Alceste
Marie Arnet
| Sopran

Antigona
Kirsten Blaise
| Sopran

Orindo
Andrew Radley
|Altus

Trasimede
David Bates
| Altus

Ercole
William Berger
| Bass

Meraspe
Wolf Matthias Friedrich
| Bass

Solotanz
Tadashi Endo


Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Göttinger Händel Festspielen
(Homepage)






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Antigona (Kirsten Blaise)
wird von ihrem Lieblingsschaf
ge- und beschützt


Da capo al Fine

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