Iolanthe
Musikalisch überzeugt das Orchester der Opéra national de Lyon mit Teodor Currentzis am Pult. Sie lassen das Pathos der Russen ziemlich hemmungslos aufleuchten. Was gerade im Falle von Tschaikowskys anrührend rührseliger Iolante aus dem Jahre 1892 vor allem beim Preisen des Wunders und des Lichts fast schon peinliche Züge hat.
Stimmgewaltig nimmt sich Katarina Scherbachenko der Rolle an, für die sich Anna Netrebko u.a. in Salzburg stark gemacht hat, erreicht aber nicht ganz deren geradezu autonome Überzeugungskraft. Der Bass Dmitry Ulianov als provenzalischer König René hinterließ einen machtvollen Eindruck. Als der Mann für Iolante ging Tenor Arnold Rutkowski bis an seine Grenzen. Willard White war der weise maurische Arzt Ibn-Hakia.
Persephone
Sellars geht mit seinem kunstgewerblich angehauchten szenischen Arrangement kein bisschen auf Distanz zum Stück und seiner Musik - er verstärkt den pseudoreligiösen Zug und stellt damit mehr die Schwächen des Stückes aus, das es außerhalb von Russland einigermaßen schwer hat und wohl auch weiter haben wird.
Um einen metaphorischen Gang durch die Tür in eine andere Welt geht es auch im zweiten Teil beim Melodrama Perséphone aus dem Jahre 1934. Das hat es schon wegen des Librettisten André Gide und der französisch eindrucksvoll rezitierten, gesprochenen Passagen in Frankreich per se leichter. Die für Tänzer choreografierten Teile der mystischen Geschichte der anfangs nicht ganz freiwilligen Besuche der Zeustochter in der Unterwelt, mit denen der Mythos den Wechsel der Jahreszeiten erklärt, hat Sellars ins Asiatische verlegt, was durchaus einen eigenen Charme entwickelt. Es wird dadurch zu einem Gesamtkunstwerk, das auch hinter der bunten Oberfläche seinen Reiz entfaltet. Das ist natürlich auch den Protagonisten zu verdanken, die von Dominique Blanc als rezitierender Perséphone und von Paul Groves als Eumolpe angeführt werden.
FAZIT
In Peter Sellars Regie kommt Persephone besser weg als die rührselige Iolanthe.
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