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Musikfestspiele
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Händel-Festspiele 2015 in Halle (Saale)

30.05.2015 - 14.06.2015

Imeneo

Oper in drei Akten (HWV 41)
Libretto nach Silvio Stampiglia
Musik von Georg Friedrich Händel

In italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 30' (eine Pause)

Konzertante Aufführung in der Georg-Friedrich-Händel Halle am 7. Juni 2015

 

 

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Sieg der Vernunft

Von Thomas Molke / Fotos folgen

Als Händel am 22. November 1740 in London seine vorletzte Oper Imeneo zur Uraufführung brachte, befand sich die italienische Oper in England schon seit einiger Zeit auf dem absteigenden Ast, und auch der Verzicht auf die in der Opera seria üblichen Liebesverwicklungen und Intrigen konnten dem Werk keinen großen Erfolg bescheren, so dass es bereits nach der zweiten Vorstellung abgesetzt wurde. Händel hatte auch schon mit dem englischsprachigen Oratorium eine wesentlich lukrativere Einnahmequelle gefunden. Dennoch hatte er die Oper im Gepäck, als er 1742 nach dem großen Erfolg im Vorjahr erneut nach Dublin reiste und auf Subskriptionsbasis mehrere Konzerte in der Neale's Music Hall plante. Er gestaltete die Oper kurzerhand zu einer Serenata unter dem Titel Hymen um, passte die Partitur der dortigen Sängerbesetzung an und konnte mit den beiden konzertanten Aufführungen am 24. und 31. März 1742 das Publikum begeistern. Im Rahmen der Händel-Festspiele wird diese konzertante Dublin-Fassung nun in der Georg-Friedrich-Händel Halle aufgeführt.

Das Libretto basiert auf einem zweiteiligen Musikdrama für eine Hochzeit in Neapel 1723, das Silvio Stampiglia gedichtet hatte und von Nicola Porpora vertont worden war. Rosmene ist mit einigen anderen Jungfrauen aus Athen von Piraten entführt worden. Ihr Verlobter Tirinto und ihr Vater Argenio sind in großer Sorge. Da bringt Imeneo, der Hochzeitsgott Hymenaios, der sich in Frauenkleidern unter die Jungfrauen gemischt hat, Rosmene unversehrt zurück und bittet als Belohnung um Rosmenes Hand. Dies bringt Rosmene in einen Gewissenskonflikt. Einerseits fühlt sie sich Imeneo gegenüber zu Dank verpflichtet und möchte weder seine Gefühle noch die ihres Vaters verletzen, der sich natürlich allzu gerne bei dem Retter seiner Tochter erkenntlich zeigen möchte, Andererseits liebt sie Tirinto und möchte auch sein Herz nicht brechen. Während Tirinto und Imeneo sie zu einer Entscheidung drängen, verliert Rosmene beinahe den Verstand, bevor sie sich nach einer kurzen Wahnsinnsszene im dritten Akt gegen die Liebe und für die Vernunft entscheidet und Imeneo ehelicht.

Auch wenn Händel bei der Handlung bewusst mit dem oft kruden und zur damaligen Zeit üblichen Schema der Opera seria bricht und für das eigentliche Liebespaar kein glückliches Ende bereithält, kann das Werk dennoch nur durch die Musik überzeugen. Die Geschichte, die lediglich auf dem inneren Konflikt Rosmenes beruht, trägt keinesfalls über drei Akte und knapp zweieinhalb Stunden und lässt jegliche Dramatik vermissen. Musikalisch macht Händel mehr als deutlich, dass die eigentliche Hauptfigur nicht Imeneo, sondern Tirinto ist, was sowohl die Anzahl der Arien als auch das ergreifende Duett am Ende des dritten Aktes betrifft, in dem Rosmene und Tirinto bewegend voneinander Abschied nehmen, bevor sich alle im Jubel über die nun anstehende Vermählung mit Imeneo ergehen. Händel hat für die Dubliner Aufführung zwar unter anderem eine große Arie Tirintos aus dem zweiten Akt, "Sorge nell' alma mia", in der der Interpret die Eifersucht in sich aufsteigen fühlt, auf Imeneo übertragen. Dennoch fühlt man musikalisch mehr mit dem unterlegenen Tirinto mit.

Für die Partien des Tirinto und der Rosmene konnten in Halle zwei hochkarätige Solisten gewonnen werden. Ann Hallenberg begeistert als Tirinto mit einem voluminösen Mezzo und macht mit ausladenden Bögen die Leiden des jungen Mannes regelrecht spürbar. Großartig gelingt ihr die Arie am Anfang, "Se potessero i sospir miei", wenn Tirinto Rosmene noch in der Gewalt der Piraten wähnt und mit klagenden Tönen die Sorgen um das Wohlbefinden der Geliebten zum Ausdruck bringt. Mit beweglichen Koloraturen punktet Hallenberg im zweiten Akt in ihrer Arie "Chi scherza colle rose", in der Tirinto zu der Einsicht gelangt, dass, wer liebt, auch automatisch leiden wird. Tirintos ganze Verzweiflung bringt Hallenberg bewegend im dritten Akt in ihrer Arie "Un guardo solo" zum Ausdruck, wenn Tirinto bereits ahnt, dass sich Rosmene für Imeneo entscheiden wird. Monica Piccinini punktet als Rosmene mit glockenklarem Sopran und jugendlich frischen Höhen. Auch sie begeistert in ihren Arien durch perlende Koloraturen. Zu nennen ist hier ihre Arie im zweiten Akt, "Semplicetta", in der sie ihrer Schwester Clomiri vorwirft, nichts von der Liebe zu verstehen. Auch die Wahnsinnsszene im dritten Akt gestaltet Piccinini mit großer Dramatik. Musikalische Höhepunkte stellen die Duette zwischen Hallenberg und Piccinini dar, da die beiden Stimmen wunderbar miteinander harmonieren und zu einer bewegenden Innerlichkeit finden. Das betrifft sowohl das Duett am Ende des ersten Aktes, das für die Dubliner Konzertfassung auf Musik aus der Oper Faramondo übernommen worden ist, und natürlich vor allem für das Abschiedsduett am Ende des dritten Aktes.

Bei so viel Harmonie hat Magnus Staveland als Imeneo mit seinem baritonal eingefärbten Tenor natürlich keine Chance. Dennoch gefällt auch er in seinen Arien mit einer beweglichen Stimmführung und sauberen Spitzentönen. Fabrizio Beggi stattet Rosmenes Vater Argenio mit einem profunden Bass aus. Cristiana Arcari hat als Clomiri leider kaum Gelegenheit, ihre stimmlichen Qualitäten unter Beweis zu stellen, da ihre Partie für die Dubliner Fassung auf zwei Rezitative reduziert worden ist. Vielleicht hätte man ihr doch zumindest eine Arie lassen sollen. Fabio Biondi führt das Ensemble Europa Galante mit sicherer Hand durch die Partitur und verzaubert durch einen bewegenden Barockklang, wobei er gleichzeitig auch noch die erste Violine spielt. So gibt es am Ende großen Applaus für eine musikalisch gelungene Aufführung. Dass die erzählte Geschichte eher langweilig ist, tut dem musikalischen Genuss des Publikums keinen Abbruch.

FAZIT

Das hochkarätige Ensemble stellt unter Beweis, dass Händels Oper durchaus musikalische Meriten hat. Ob man szenisch daraus etwas machen kann, wird man nächstes Jahr bei den Händel-Festspielen in Göttingen beurteilen können.

Weitere Rezensionen zu den Händel-Festspielen 2015 in Halle

 

Produktionsteam

Musikalische Leitung und Violine
Fabio Biondi

Europa Galante

 

Solisten

Imeneo
Magnus Staveland

Tirinto
Ann Hallenberg

Rosmene
Monica Piccinini

Argenio
Fabrizio Beggi

Clomiri
Cristiana Arcari

 

Weitere
Informationen

erhalten Sie unter
Händel-Festspiele in Halle
(Homepage)



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