Von Thomas Molke

Unter das Motto "Händel und seine Interpreten" hat der Intendant der Händel-Festspiele, Clemens Birnbaum, die diesjährigen Festspiele gestellt und dazu nicht nur zahlreiche Stars der Barockszene in Händels Geburtsstadt eingeladen, die dieses Jahr zu einem regelrechten "Sängerfestival" machen dürften. Erstmals erstrecken sich auch die Festspiele über drei Wochenenden, womit dem großen überregionalen Interesse Rechnung getragen werden soll. An 16 Tagen sind in 49 Verkaufsveranstaltungen an insgesamt 20 Veranstaltungsorten in und um Halle unter anderem vier szenische und eine konzertante Oper, zwei Oratorien und zahlreiche weitere Konzerte zu erleben.

Den Anfang im Bereich der Oper macht die Oper Halle am 5. Juni 2015 mit Händels 1713 komponierter Oper Lucio Cornelia Silla über den römischen Diktator Lucius Cornelius Sulla Felix, der mit seinen Proskriptionen als einer der grausamsten Tyrannen der römischen Republik galt. Bis zum Ende des 20 Jahrhunderts war dieses Werk nur fragmentarisch erhalten. Aus diesen Fragmenten, einer Dirigierpartitur und einer in Kalifornien gefundenen Ausgabe des gedruckten Librettos entstand eine Rekonstruktion der Oper, die bereits 1993 in konzertanter Form im Rahmen der Festspiele zu erleben war. Nun gibt es die erste szenische Umsetzung in der Oper Halle. Für die Inszenierung ist Stephen Lawless verpflichtet worden. Die Titelpartie übernimmt Filippo Mineccia. In weiteren Rollen sind Romelia Lichtenstein als Metella, Jeffrey Kim als Lepido und Ines Lex als Flavia zu erleben. Die musikalische Leitung des Händelfestspielorchesters Halle liegt in den Händen von Enrico Onofri. (Weitere Termine: 7. und 13. Juni 2015 jeweils um 19.00 Uhr)

Des Weiteren nimmt die Oper Halle am 10. Juni 2015 auch die Produktion des letzten Jahres, Arminio, wieder auf (siehe hierzu auch unsere beiden recht unterschiedlichen Rezensionen vom Juni und November letzten Jahres).

Mit dem Ausfall der Händel-Festspiele 2013 wegen des Hochwassers musste auch die für das Goethe-Theater Bad Lauchstädt geplante Produktion von Händels Alessandro abgesagt werden. Nun kann diese Produktion der Parnassus Arts Productions, die in Kooperation mit Decca Classics, Camerata Athen und den Händel-Festspielen Halle entstand, doch noch nachgeholt werden. Die Inszenierung liegt in den Händen der renommierten Regisseurin und Choreographin Lucinda Childs. In der Titelpartie ist Max Emanuel Cencic, künstlerischer Leiter der Parnassus Arts Productions, zu erleben. Den "Primadonnenwettstreit" übernehmen Dilyara Idrisova als Lisaura und Blandine Straskiewicz als Rossane. Juan Sancho, der bereits in den Parnassus-Produktionen Artaserse und Catone in Utica mitwirkte, ist als Leonato zu erleben. Die musikalische Leitung der Armonia Atenea liegt in den Händen von George Petrou. (Termine: 6. und 8. Juni 2015 um 14.30 Uhr beziehungsweise 19.00 Uhr)

Als konzertante Opernproduktion steht dann Händels Imeneo am 7. Juni 2015 in der Georg-Friedrich-Händel Halle auf dem Programm. Diese 1740 uraufgeführte Oper über den Hochzeitsgott Hymenaios verschwand nach nur zwei Aufführungen in London vom Spielplan und gelangte zwei Jahre später in Dublin in einer eigens angefertigten Konzertversion wieder zur Aufführung. Diese Version wird nun unter der musikalischen Leitung von Fabio Biondi mit dem 1990 gegründeten Barockensemble Europa Galante bei den Festspielen präsentiert. In der Titelpartie ist Magnus Staveland zu erleben. Ann Hallenberg und Monica Piccinini übernehmen die Partien des Liebespaares Tirinto und Rosmene.

Als Oratorien sind in der Marktkirche zu Halle der nahezu schon obligatorische Messiah am 5. Juni 2015 und Semele am 12. Juni 2015 in der Georg-Friedrich-Händel Halle zu erleben. Passend zum ersten Oratorium gibt es in der Oper Halle am 31. Mai und am 12. Juni 2015 auch das Ballett Der Messias in einer Choreographie von Ralf Rossa.

Als Höhepunkte dürften auch die zahlreichen Konzerte mit namhaften Sängerinnen und Sängern der Barockszene betrachtet werden. Zu nennen sind hier unter anderem:
- ein Konzert mit dem Bassisten Tobias Berndt am 31. Mai 2015 im Festsaal der Leopoldina, in dem er sich Händels Schulfreund aus Halle, dem renommierten Bassisten Johann Gottfried Riemschneider, widmet,
- ein Festkonzert mit Philippe Jaroussky am 4. Juni 2015 in der Georg-Friedrich-Händel Halle, in dem der Countertenor mit dem diesjährigen Händel-Preis der Stadt Halle ausgezeichnet wird,
- die Kantate Aminta e Fillide am 6. Juni 2015 im Löwengebäude, der Aula der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) in einer szenisch-gestischen Einrichtung der Barockspezialistin Sigrid T'Hooft,
- ein Konzert mit der Altistin Nathalie Stutzmann am 6. Juni 2015 in der Konzerthalle Ulrichskirche, in dem sich Stutzmann unter dem Titel Heroes from the Shadows Händel-Arien für Alt-Partien widmet, die häufig im Schatten der großen Sopran- und Counter-Arien stehen,
- ein Konzert mit dem Countertenor Filippo Mineccia am 7. Juni 2015 im Festsaal der Leopoldina, das dem Kastraten Gaetano Berenstadt gewidmet ist,
- ein Konzert mit Shooting-Star Franco Fagioli am 7. Juni 2015 in der Konzerthalle Ulrichskirche, in dem Fagioli mit Arien von Händel, Sarro, Porpora, Hasse und anderen die Welt des Starkastraten Caffarelli zu neuem Leben erweckt,
- ein Konzert mit Roberta Invernizzi am 9. Juni 2015 im Freylinghausen-Saal in den Francheschen Stiftungen, das sie der Sopranistin Faustina Bordoni widmet,
- ein Festkonzert mit Christine Schäfer am 11. Juni 2015 in der Marktkirche zu Halle mit Werken von Händel, Corelli, Pergolesi und anderen und
- das Abschlusskonzert am 14. Juni 2015 in der Galgenbergschlucht mit großem Feuerwerk.

Das komplette Programm finden Sie hier.