Von Thomas Molke

Die 38. Internationalen Händel-Festspiele  finden in Karlsruhe in einem Jahr statt, das für die Stadtgeschichte von großer Bedeutung ist. 2015 jährt sich nämlich die Gründung der als barocken Planstadt angelegten Stadt zum 300. Mal, so dass natürlich auch die diesjährigen Barockfestspielen im Rahmen dieses Jubiläums eine besondere Rolle spielen dürften. Jedenfalls hat der neue künstlerische Leiter Michael Fichtenholz mit Franco Fagioli, Terry Wey und Valer Sabadus nicht nur drei Countertenöre nach Karlsruhe geholt, die man hier bereits im Rahmen der Festspiele vor ihrer Weltkarriere erleben konnte, sondern auch die international gefeierte Mezzosopranistin Vesselina Kasarova für ein Galakonzert verpflichtet.

Im Mittelpunkt der Festspiele steht natürlich wie jedes Jahr eine Opernpremiere. Die Wahl ist in diesem Jahr auf Händels Oper Teseo gefallen, seine dritte Oper für London, mit der der Hallenser zwar an den großen Erfolg seines Rinaldo anknüpfen konnte, die allerdings aufgrund des aufwändigen szenischen Apparates nach der Uraufführungsspielzeit vollständig von den Spielplänen verschwand und erst 1947 bei den Göttinger Händel-Festspielen erneut aufgeführt wurde und auch heute noch zu den eher unbekannten Werken zählt. Inhaltlich hält sich das Dramma tragico eng an Lullys  tragédie lyrique Thésée und reichert die mythologische Vorlage von Medea, Theseus und Aigeus, dem König von Athen, um weiteres Personal an, was zu zahlreichen Verwicklungen und Liebeswirrungen führt. Für die Titelpartie kehrt Valer Sabadus nach Karlsruhe zurück, der hier bereits 2011 für sein grandioses Debüt als Armindo in Partenope gefeiert wurde. Für die Partie der Medea konnte Roberta Invernizzi gewonnen werden, die bereits im letzten Jahr in dem Konzert Cleopatra - Arien für Händels Diven das Publikum begeisterte. Der Countertenor Flavio Ferri-Benedetti übernimmt die Partie des Königs Egeo. Auch die weiteren Rollen sind mit Yetzabel Arias Fernandez als Agilea und Terry Wey als Arcane hochkarätig besetzt. Die Inszenierung liegt in den Händen von Daniel Pfluger, der in den vergangenen Jahren bereits bei der Kinderoper Dino und die Arche Regie führte. Die musikalische Leitung übernimmt Michael Form, der seit diesem Jahr auch der neue künstlerische Leiter der Händel-Akademie Karlsruhe ist. (Termine: 20. und 25. Februar 2015 um 19.00 Uhr, 22. Februar 2015 um 18.00 Uhr, 27. Februar 2015 um 19.30 Uhr und am 1. März 2015 um 15.00 Uhr)

Nach dem überwältigenden Erfolg des Vorjahres (siehe auch unsere Rezension) gibt es auch eine Wiederaufnahme von Riccardo Primo in der Inszenierung von Benjamin Lazar, der sich in seinen Produktionen um eine barocke Aufführungspraxis mit entsprechender Gestik bemüht. Die Titelpartie übernimmt wie im Vorjahr Franco Fagioli. Auch die zweite Countertenor-Partie, der syrische Fürst Oronte, ist erneut mit Nicholas Tamagna besetzt. Neu zu erleben ist Sine Bundgaard, die die Partie der Costanza von Emily Hindrichs übernimmt. Am Pult der Deutschen Händel-Solisten ist in diesem Jahr Paul Goodwin zu erleben. (Termine: 24. und 26. Februar 2015 um 19.00 Uhr und 28. Februar 2015 um 15.00 Uhr)

Ergänzt wird das Programm von weiteren Konzerten, von denen das Galakonzert mit Vesselina Kasarova am 2. März 2015 im Großen Haus und das Festkonzert der 30. Internationalen Händel-Akademie am 6. März 2015 im Konzerthaus besonders hervorgehoben werden sollen. Kasarova widmet sich in ihrem Konzert vornehmlich Händels Helden Serse und Rinaldo aus den gleichnamigen Opern und Ruggiero aus Alcina. Im Zentrum des Festkonzertes stehen Kompositionen von Johann Sebastian Bach.

Auch das diesjährige Symposium beschäftigt sich am 22. Februar 2015 von 10.00 Uhr bis 16.30 Uhr im Genuit-Saal auf Schloss Gottesaue unter anderem mit Bach. Unter dem Titel Ein offenes Dreieck: Bach - Telemann -Händel durchleuchtet Prof. Dr. Thomas Seedorf unter Beteiligung anerkannter Fachwissenschaftler den Einfluss, den diese drei Komponisten auf ihre Kollegen ausübten.