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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
10.07.2015 - 26.07.2015


Rossini & Co. II Arien, Duette und Lieder

Konzert der Teilnehmer der Masterclass von Lorenzo Regazzo

In italienischer, deutscher und französischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h (keine Pause)

Aufführung im Königlichen Kurtheater am 24. Juli 2015

 

 

 

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Die Stars von morgen

Von Thomas Molke / Fotos von Roxana Vlad


Während Raúl Giménez es sich in diesem Jahr zur Aufgabe gemacht hat, mit seiner Meisterklasse der Akademie BelCanto die komplette Oper L'Italiana in Algeri in der Trinkhalle halbszenisch zur Aufführung zu bringen (siehe auch unsere Rezension), obliegt es in diesem Jahr dem berühmten Buffo-Bass Lorenzo Regazzo, mit den jungen Künstlerinnen und Künstlern seiner Meisterklasse Arien und Lieder des Belcanto einzustudieren, die dann in zwei Konzerten im Rahmen des Festivals präsentiert werden. Da in diesen Meisterklassen in den vergangenen Jahren Sängerinnen und Sänger wie Olga Peretyatko oder Pavol Breslik entdeckt worden sind, die mittlerweile auf den Bühnen der ganzen Welt große Partien des Belcanto präsentieren, erfreuen sich diese Konzerte stetig wachsender Begeisterung. Einen besonderen Höhepunkt des zweiten Konzertes stellt auch jeweils die Verleihung des Internationalen Belcanto Preises dar, der zum einen mit einem Rollenangebot bei einem künftigen Festival verbunden ist und zum anderen von der Konzertreihe Classicprobono der Firma Mandapro AG in der Schweiz mit einem Geldpreis in Höhe von 1.000 Euro gesponsert wird. Auch in diesem Jahr durfte wieder mit Spannung erwartet werden, wer denn wohl die diesjährigen Preisträger würden.

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Noch herrscht Spannung unter den Teilnehmern der Meisterklasse. Wer wird der diesjährige Preisträger sein? (von links: Matija Meić, Marco Simonelli, Marina Viotti, Sara Blanch, Silvia Aurea De Stefano, Gheorghe Vlad, Alessandra Contaldo, Daniele Caputo, Sara Bañeras, Laurent Kubla und Muriel Fankhauser)

Einen Vorgeschmack auf das Können der jungen Künstlerinnen und Künstler hatte man ja bereits im ersten Konzert eine Woche zuvor bekommen können. Dabei sind allerdings nicht alle Teilnehmer des ersten Konzertes auch eine Woche später zu erleben. Die chinesische Delegation, die an der Meisterklasse teilgenommen hat, ist zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon abgereist und damit nicht mehr vertreten. Auch der vielversprechende Tenor César Arrieta und die Mezzosopranistin Ana Victoria Pitts, die beide bereits mit relativ großen Rollen in weiteren Produktionen des diesjährigen Festivals zu hören waren, wirken in dem zweiten Konzert nicht mit. Dafür präsentieren allerdings die Sopranistin Sara Blanch und der Bassbariton Laurent Kubla, die beide bereits in L'Italiana in Algeri als Mustafà und dessen Gattin Elvira zu erleben waren, eine Arie, Blanch sogar direkt zwei. Kubla begeistert mit profunden Tiefen bei der großen Arie des Alidoro aus Rossinis La Cenerentola, die er auch schon in der Inszenierung in Liège in der letzten Spielzeit interpretiert hat. Blanch hat zunächst einen fulminanten Auftritt als Königin der Nacht, wobei sie die Koloraturen absolut sauber ansetzt und der "Hölle Rache" in den Spitzentönen spürbar macht. Auch in der Arie der Berenice aus Rossinis Farsa L'occasione fa il ladro fasziniert Blanch das Publikum mit beweglicher Stimmführung und wird nicht zu Unrecht am Ende des Konzertes vom Festspielleiter Jochen Schönleber mit dem diesjährigen Publikumspreis ausgezeichnet.

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Matija Meić (rechts) mit Lorenzo Regazzo (Mitte) als Dr. Malatesta und Don Pasquale im Buffo-Duett (am Klavier: Francis Benichou)

Dass Schönleber zugibt, beim Publikumspreis, der am Applaus bei den beiden Vorstellungen gemessen wird, ein bisschen gemogelt zu haben, da Blanch eigentlich "nur" den zweiten Platz belegt habe, sieht man ihm nach. Auch wenn er nicht explizit sagt, wer den meisten Applaus bekommen hat, ist es klar, dass es sich um einen der beiden Preisträger für den Internationalen Belcanto Preis handeln muss und Schönleber daran gelegen war, bei dem hohen Niveau in der Meisterklasse möglichst viele junge Künstler auszeichnen zu können. Erneut wird der Hauptpreis geteilt, da man zwischen den beiden wirklich verdienten Preisträgern qualitativ keinen Unterschied feststellen kann. Dass Matija Meić mit dem Preis ausgezeichnet wird, war eigentlich schon zu erwarten. Im vergangenen Jahr hatte er bereits in der szenischen Produktion von Il viaggio a Reims als Don Alvaro mit profunden Tiefen und großartigem Spiel begeistert, und auch in diesem Jahr konnte er erneut seine ganze Bandbreite zeigen. Während er als Taddeo in L'Italiana in Algeri sein Buffo-Talent ausspielte und zum Publikumsliebling avancierte, zeigte er als König Carlo in Lindpaintners Il vespro siciliano, dass er auch das ernste Fach stimmlich und darstellerisch beherrscht. Im Konzert präsentiert er sich dann als Liedsänger und löst mit seiner Interpretation von Liszts vertontem Petrarca-Sonett "Pace non trovo" einen Begeisterungssturm beim Publikum aus. Schönleber kommentiert hinterher etwas trocken, dass er es nicht für möglich gehalten habe, dass man mit Liszt den Internationalen Belcanto Preis gewinnen könne.

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Marina Viotti als Malcolm aus Rossinis La donna del lago (am Klavier: Francis Benichou)

Die zweite Preisträgerin ist die Mezzosopranistin Marina Viotti, die das Wildbader Publikum auch als Isabella in L'Italiana in Algeri begeisterte und in Rossinis Bianca e Falliero Biancas Amme Costanza interpretierte. Das zweite Konzert eröffnet sie mit der Arie des Malcolm aus Rossinis La donna del lago und überzeugt mit einer wohl-timbrierten Mittellage, die die Melancholie des jungen Mannes nachvollziehbar macht. Auch in den Höhen verfügt ihr Mezzo über eine dramatische Strahlkraft. Beeindruckend ist auch ihre Darstellung der Angelina aus La Cenerentola im Duett mit Gheorghe Vlad, in dem sich Prinz Ramiro und Angelina zum ersten Mal begegnen. Bei diesem Duett wird auch deutlich, welcher Stellenwert die szenische Umsetzung der einstudierten Arien und Duette in Regazzos Meisterklasse zukommt. Viotti tritt mit einem Tablett auf, das sie beim Anblick des schönen Prinzen vor Schreck fallen lässt. Als sie sich dann am Ende etwas gefangen hat, und alles wieder aufgehoben hat, führt ein Kuss Ramiros dazu, dass das Tablett ihr erneut entgleitet. Beim Applaus gibt Viotti dann aber ganz die Diva und lässt Vlad die heruntergefallenen Sachen von der Bühne schaffen. Große Komik entfalten auch Alessandra Contaldo und Silvia Aurea De Stefano als Fiordiligi und Dorabella in dem Duett "Prenderò quel brunettino" aus Così fan tutte, in dem die Treue der beiden Frauen zu ihren Geliebten zu schwinden beginnt. Contaldo und De Stefano tragen dabei ein Porträt der beiden Meisterklassen-Teilnehmer Daniele Caputo und Marco Simonelli bei sich, die dann zum Ende des Duettes leibhaftig auftreten und von den beiden Frauen in bequemen Sesseln verführt werden.

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Jochen Schönleber (vorne kniend) kürt Lorenzo Regazzo (Mitte) zum Meister (Teilnehmer links: Marina Viotti, Sara Blanch und Silvia Aurea De Stefano, auf der rechten Seite von links: Gheorghe Vlad, Alessandra Contaldo, Daniele Caputo und Sara Bañeras)

Ein weiterer Anwärter auf den Preis wäre sicherlich auch Daniele Caputo gewesen, der in der Auftrittsarie des Figaro aus Rossinis Il barbiere di Siviglia mit kräftigem Bariton und lebhaftem Spiel begeistert. Neben den drei Erasmus-Studenten, die das Konzert am Klavier begleiten, setzt sich auch Lorenzo Regazzo selbst ans Klavier und interpretiert auf eindringliche Weise "Oh! quand je dors" von Franz Liszt, das Alessandra Contaldo mit weichem Sopran bewegend umsetzt. Für das Finale hat sich Regazzo wieder einen besonderen Höhepunkt einfallen lassen. Gemeinsam mit Matija Meić präsentiert er das berühmte Buffo-Duett "Cheti, cheti, immantinente", in dem Don Pasquale und Dr. Malatesta planen, Norina / Sofronia der Treulosigkeit zu überführen. Dass Regazzo mit seiner überbordenden Bühnenpräsenz als Don Pasquale Meić in der Partie des Malatesta nicht an die Wand spielt, ist wohl Meićs großem komischem Talent zu verdanken, das hoffen lässt, dass auch er eine internationale Buffo-Karriere vor sich haben wird. Mit welcher Leichtigkeit die beiden dabei durch die Parlando-Stellen eilen und weder dem Pianisten noch dem Publikum die Gelegenheit zur Pause geben, ist wirklich großartig. Am Ende treten dann alle Solisten des Konzertes auf und präsentieren die schnellen Läufe noch einmal als Zugabe, bei der man den Eindruck bekommt, dass diese Meisterklasse die jungen Künstlerinnen und Künstler nicht nur auf ihrem Karriereweg weitergebracht, sondern ihnen auch eine gehörige Portion Spaß bereitet hat.

Nach der Verteilung der Preise ehrt Schönleber auch noch Regazzo für seinen unermüdlichen Einsatz für das Festival in Bad Wildbad und überreicht ihm feierlich zum zehnjährigen Festival-Jubiläum ein T-Shirt, das ihn zum Meister ernennt, der Bad Wildbad hoffentlich noch viele Jahre erhalten bleibt.

FAZIT

Die Konzerte der Meisterklasse haben sich mittlerweile zu einem weiteren Höhepunkt des alljährlichen Festivals entwickelt. Wer schon einmal einen Blick auf die potentiellen Stars von morgen werfen will, sollte diese Konzerte in Bad Wildbad nicht verpassen.

Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2015

Programm des Konzertes

Gioachino Rossini: La donna del lago (1819): Rezitativ und Arie des Malcolm "Mura felici (Marina Viotti, Mezzosopran, Francis Benichou, Klavier)

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte (1791): Arie der Königin der Nacht "Der Hölle Rache" (Sara Blanch, Sopran, Francis Benichou, Klavier)

Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Duett Susanna - Marcellina "Via resti servita" (Alessandra Contaldo, Sopran, Sara Bañeras, Sopran, Jacopo Brusa, Klavier)

Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Arie des Bartolo "La vendetta" (Marco Simonelli, Bass, Alessandra Iaiza, Klavier)

Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Duett Angelina - Don Ramiro "Un soave non so che" (Marina Viotti, Mezzosopran, Gheorghe Vlad, Tenor, Francis Benichou, Klavier)

Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Arie des Alidoro "La del ciel nell'arcano profondo" (Laurent Kubla, Bassbariton, Jacopo Brusa, Klavier)

Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Arie des Don Ramiro "Sì, ritrovarla io giuro" (Gheorghe Vlad, Tenor, Jacopo Brusa, Klavier)

Domenico Cimarosa: In convito (1782): Arie der Alfonsina "Son Didone abbandonata" (Sara Bañeras, Alessandra Iaiza, Klavier)

Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Kavatine des Figaro "Largo al factotum" (Daniele Caputo, Bariton, Alessandra Iaiza, Klavier)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Duett Fiordiligi - Dorabella "Prenderò quel brunettino" (Alessandra Contaldo, Sopran, Silvia Aurea De Stefano, Mezzosopran, Jacopo Brusa, Klavier)

Vincenzo Bellini: I Capuleti e i Montecchi (1830): Rezitativ und Arie der Giulia "Oh! quante volte" (Muriel Fankhauser, Sopran, Lorenzo Regazzo, Klavier)

Franz Liszt: "Oh! quand je dors" Searle-Verzeichnis 282/1 (1842) (Alessandra Contaldo, Sopran, Lorenzo Regazzo, Klavier)

Franz Liszt: "Pace non trovo" (Sonetto del Petrarca) Searle-Verzeichnis 270/1 (1839) (Matija Meić, Bariton, Francis Benichou, Klavier)

Gioachino Rossini: L'occasione fa il ladro (1812): Arie der Berenice "Voi la sposa pretendete" (Sara Blanch, Sopran, Francis Benichou, Klavier)

Gaetano Donizetti: Don Pasquale: Duett Malatesta - Pasquale "Cheti, cheti immantinente" (Matija Meić, Bariton, Lorenzo Regazzo, Bass, Francis Benichou, Klavier)




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Ausführende

Francis Benichou, Klavier
Jacopo Brusa, Klavier
Alessandra Iaiza, Klavier
Lorenzo Regazzo, Klavier

Teilnehmer der Masterclass
Sara Bañeras
Sara Blanch
Daniele Caputo
Alessandra Contaldo
Muriel Fankhauser
Laurent Kubla
Matija Mei
ć
Marco Simonelli
Silvia Aurea De Stefano
Marina Viotti
Gheorghe Vlad 


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