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Klangvokal Musikfestival Dortmund Sonderkonzert Das Buch mit sieben
Siegeln in deutscher Sprache Aufführungsdauer: ca. 2 h 20' (eine Pause) Aufführung in der St. Reinoldikirche Dortmund am 12. November 2016 |
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Die magische Zahl 7 Von Thomas Molke Franz Schmidts 1938 vollendetes Oratorium Das Buch mit sieben Siegeln zählt zwar zu den Meisterwerken des 20. Jahrhunderts, ist aber dennoch äußerst selten im Konzertsaal zu erleben. Dafür mag es unterschiedliche Gründe geben. Zum einen ist Schmidt mit dem Makel behaftet, den Nationalsozialisten recht nahe gestanden zu haben. So befürwortete er unter anderem die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, wurde von den Nationalsozialisten als bedeutendster lebender Komponist Österreichs hofiert und mit der Komposition einer Kantate unter dem Titel Deutsche Auferstehung. Ein festliches Lied beauftragt, die er allerdings unvollendet hinterließ. Zum anderen ist der Text mit den apokalyptischen Szenen aus dem Buch der Offenbarung des Johannes wesentlich düsterer, als man es aus den diversen Passionen und Requien kennt. Außerdem verlangt das Werk neben einem großen spätromantischen Orchester mit Harfe, Pauke und Schlagwerk auch noch groß angelegte Orgel-Soli, und ist in den Gesangspartien äußerst anspruchsvoll, so dass eine Aufführung immer mit einem hohen Schwierigkeitsgrad verbunden ist. Der Dortmunder Bachchor an St. Reinoldi wagt sich nun in Kooperation mit dem Klangvokal Festival in Dortmund an diese anspruchsvolle Aufgabe. Dass Schmidt sich bei seiner Komposition eines großen geistlichen Oratoriums mit der Offenbarung des Johannes beschäftigte, dürfte auch von den privaten Schicksalsschlägen beeinflusst sein, die Schmidt in dieser Zeit heimsuchten. Bereits ab 1919 wurde seine erste Ehefrau in der Wiener Nervenheilanstalt stationär behandelt, wobei sich ihr Zustand im Laufe der Jahre immer weiter verschlechterte. Als dann 1932 seine Tochter Emma nach der Geburt ihres ersten Kindes völlig unerwartet starb und sich auch Schmidts Gesundheitszustand zusehends verschlechterte, konnte er sich mit den apokalyptischen Szenen aus der Offenbarung des Johannes besser identifizieren als mit dem Hohelied Salomos oder Briefen des Apostels Paulus, die zunächst auch in der engeren Wahl für die Vertonung gestanden hatten. So ergänzte er ausgewählte Verse aus der Offenbarung in der Übersetzung Martin Luthers um weitere selbst verfasste Texte, die die einzelnen Bilder noch weiter ausschmückten. Die Komposition besteht dabei aus einem Prolog und zwei Teilen, in denen die sieben Siegel des Buches geöffnet werden. Der Prolog beginnt nach einem kurzen Orchestervorspiel mit dem Auftritt des Sehers Johannes. Hier erweist sich die sonst so hervorragende Akustik der St. Reinoldikirche als etwas tückisch. Luca Martin setzt die Lobpreisung Gottes bei seinem ersten Auftritt als Johannes zwar differenziert und mit sauberer Textdiktion an, ist aber in den leise angesetzten Passagen kaum zu hören und wird stellenweise vom Orchester überdeckt. Das Erscheinen Gottes wird von der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Klaus Eldert Müller eindrucksvoll umgesetzt, und auch Philipp Meierhöfer begeistert anschließend als Stimme des Herrn mit dunkel tönendem Bass, der die St. Reinoldikirche weihevoll ausfüllt. Im Anschluss tritt Martin als Johannes vor den Thron Gottes und trifft auf vier Wesen, die den Thron umgeben. Martina Schilling, Maria Hilmes, Markus Francke und Philipp Meierhöfer preisen als göttliche Wesen in einem als Kanon angelegten Quartett Gott den Allmächtigen und überzeugen mit strahlendem Klang. In das Lob fallen dann auch die Männer des Bachchors als Ältestenrat ein. Im Wechselgesang mit dem Chor sieht Johannes nun Christus als Lamm Gottes neben dem Thron stehen, der dem Chor würdig erscheint, das Buch mit den sieben Siegeln zu öffnen. Der erste Teil beginnt mit einem langsamen Orgelsolo, bevor im Folgenden die ersten sechs Siegel geöffnet werden. Nach dem weißen Ross, das für das Wort Gottes steht und Frieden auf Erden verheißt, der allerdings mit Gewalt durchgesetzt wird, erscheint ein feuerrotes Ross, das den Völkern den Frieden wieder nimmt. Der Männerchor tritt nun als Krieger auf, wirkt gesanglich an der Stelle für den martialischen Text allerdings ein bisschen zu brav. Der Frauenchor, der Gnade für die Mütter und Kinder erfleht, klingt da schon wesentlich eindringlicher. Musikalisch wird die Szene lautmalerisch dramatisch von der Neuen Philharmonie Westfalen umgesetzt, auch wenn dabei Johannes' Text im fulminanten Orchesterklang erneut untergeht. Als drittes folgt dann das schwarze Ross, das Hunger und Not verbreitet. Schilling und Hilmes setzen als Tochter und Mutter mit klagendem Sopran und dunklem Mezzo die Not der Menschen eindringlich um, bevor dann der Frauenchor mit A-cappella-Gesang auffordert, im Leiden standhaft zu bleiben. Das fahle, Tod bringende Ross tritt dann zu dissonanten Klängen auf, wobei die Hoffnung der Überlebenden durch die einsetzende Orgel unterstützt wird. Auch die Märtyrer werden von der Orgel begleitet, bevor ein unheimliches Grollen im Orchester das große Erdbeben ankündigt, das beim Öffnen des sechsten Siegels losbricht und die Erde aus dem Gleichgewicht bringt. Mit einem angstvollen "Wer kann da bestehen?" endet der erste Teil pessimistisch. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Öffnung des siebten Siegels. Nach einer Einleitung durch die Orgel beschreibt Martin als Johannes in einer sehr langen Textpassage den großen Kampf zwischen Himmel und Hölle, der auch in der Musik dramatische Gestalt annimmt. Nachdem dann der Teufel in die Hölle verbannt ist, treten sieben Engel mit sieben Posaunen auf, die dann als Strafen Gottes auf die Erde stürzen. In sieben Schritten erklingt eine Posaune nach der nächsten. Die erste Posaune wird von Hilmes als Engel begleitet. Dann kommt mit der zweiten Posaune Francke hinzu. Es folgen Meierhöfer und Schilling als dritte und vierte Posaune, bevor dann gemeinsam mit dem Chor die letzten drei Posaunen Gottes Zorn auf die sündige Menschheit weiter anschwellen lassen. Nach dem Jüngsten Gericht nimmt Meierhöfer als Stimme des Herrn die Worte aus dem Prolog wieder auf und verspricht den Geretteten ein glückliches Leben. Der Chor der Erlösten setzt nun zu einem siebenfachen "Hallelujah" an, das von Schmidt musikalisch sehr differenziert gestaltet ist und die St. Reinoldikirche zum Beben bringt. Natürlich kommt die Orgel dabei auch noch einmal zum Einsatz. Nach dem fulminanten "Hallelujah" folgt ein weiterer A-cappella-Teil des Chors, bevor Johannes mahnt, die Weissagungen im Gedächtnis zu behalten. Nach einem kurzen "Amen" endet der Abend mit großem Applaus für alle Beteiligten. FAZIT Franz Schmidts anspruchsvolles Oratorium wird von der differenziert aufspielenden Neuen Philharmonie Westfalen, guten Solisten und dem flexibel agierenden Dortmunder Bachchor überzeugend umgesetzt. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2016
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ProduktionsteamMusikalische Leitung
Dortmunder Bachchor an St. Reinoldi Neue Philharmonie Westfalen Orgel
Solisten
Tenor (Johannes)
Sopran (Wesen, Engel, Tochter)
Alt (Wesen, Engel, Mutter)
Tenor (Wesen, Engel, Überlebender)
Bass
(Stimme des Herrn, Wesen, schwarzer Ritter,
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