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Musikfestspiele
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Klangvokal
Musikfestival Dortmund
13.05.2016 - 12.06.2016

Von Wien nach New York

Abschlusskonzert mit Musik von Gioachino Rossini, Franz Lehár, Johann Strauß Sohn und Leonard Bernstein

in italienischer, deutscher und englischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 20' (eine Pause)

Aufführung im Konzerthaus Dortmund  am 12. Juni 2016

 

 

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Abschluss und Abschied

Von Thomas Molke / Fotos: © Bülent Kirschbaum

In den vergangenen Jahren war das Abschlusskonzert des Klangvokal Musikfestivals in Dortmund immer als Open-Air-Veranstaltung mit Feuerwerk im Westfalenpark geplant und musste häufig wegen schlechten Wetters ins Konzerthaus verlegt worden. Betrachtet man die momentane Wettersituation in Nordrhein-Westfalen, kann es wohl als äußerst weitsichtig betrachtet werden, dass man das Konzert in diesem Jahr von vornherein im Konzerthaus angesetzt hatte. Geschickt war es ebenfalls, es bereits um 15.00 Uhr beginnen zu lassen, auch wenn zum Zeitpunkt der Planung noch nicht klar war, dass die deutsche Nationalmannschaft an diesem Tag ihr erstes Gruppenspiel bei der Fußball-Europameisterschaft bestreiten würde. So ließen sich jedoch beide Ereignisse an diesem Tag problemlos kombinieren. Für das Konzert hatte man als Solisten das beliebte Ensemble-Mitglied der Oper Dortmund, Lucian Krasznec, eingeladen, der zur nächsten Spielzeit zum Gärtnerplatztheater in München wechselt. So gab es neben dem Abschluss des Festivals auch noch den Abschied von einem Tenor, der in den vergangenen Spielzeiten die Herzen der Zuschauer erobert hat und den man in Dortmund sicherlich vermissen wird.

Für den Abschied hat sich Krasznec einige Highlights ausgewählt, die zu den Glanzarien eines jeden Tenors gehören und Zeugnis davon ablegen, wie sich seine Stimme in den letzten Jahren entwickelt hat. Nach einem eher unbekannten Lied von Rossini, "La Danza", das der Schwan von Pesaro nach Abschluss seiner Opernkarriere für seinen Liederzyklus Les soirées musicales komponierte, geht Krasznec mit dem legendären Richard-Tauber-Hit "Freunde, das Leben ist lebenswert" aus Franz Lehárs letzter Operette Giuditta in die Vollen und nimmt es mit strahlenden Höhen mit der kräftig auftrumpfenden Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Friedrich Haider auf. Dass er auch die leisen Töne beherrscht, beweist er im berühmten Wolgalied aus dem Zarewitsch. Da sieht man die ein oder andere Besucherin gerührt zum Taschentuch greifen. Auch bei der Zugabe ist Krasznec stimmlich und szenisch voll in seinem Element. So bittet er für die berühmte Arie "Dein ist mein ganzes Herz" aus Lehárs Das Land des Lächelns eine Zuschauerin auf die Bühne, die er dabei schmachtend ansingt.

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Elsa Dreisig und Lucian Krasznec beim innigen Liebes-Duett

Mit der Sopranistin Elsa Dreisig hat er eine kongeniale Partnerin, so dass das Duett "Lippen schweigen" aus der lustigen Witwe zu einem weiteren Höhepunkt des Abends avanciert. Hier verzichten die beiden auf den sonst üblichen Auftrittsapplaus und beginnen das Duett nahezu szenisch. Wenn sich dann in der Musik allmählich die Gefühle zwischen Hanna Glawari und dem Grafen Danilo entfalten, springt der Funke bei der eindringlichen Interpretation der beiden sofort auf das Publikum über. Ähnlich anmutig gelingt das Duett zwischen Saffi und Barinkay aus dem Zigeunerbaron. Während das Duett "Oh Happy We" aus Bernsteins Candide eher durch komische Momente begeistert, geht "Tonight" aus der West Side Story noch einmal richtig unter die Haut und bietet einen fulminanten Abschluss, der nur noch von der Zugabe "All I Ask of You" aus Webbers Phantom of the Opera getoppt wird. Selten hat man dieses Duett ohne technische Verstärkung gehört. Doch die haben Dreisig und Krasznec nicht nötig und können es dabei leicht mit der Neuen Philharmonie Westfalen aufnehmen.

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Schlussapplaus: Lucian Krasznec, Elsa Dreisig, Friedrich Haider und Mitglieder der Neuen Philharmonie Westfalen

Dreisig beweist an diesem Abend stimmlich, dass sie ebenfalls die ganze Palette von großer Oper bis zum Musical beherrscht. So startet sie mit der Kavatine der Semiramide "Bel raggio lusinghier" aus Rossinis gleichnamiger Oper, in der sie ihrer Freude über das Wiedersehen mit dem von ihr geliebten Arsace Ausdruck verleiht. Dreisig punktet hier mit leichten Koloraturen und flexiblen Bögen. Nach diesem eher unbekannten Stück geht es dann mit richtigen Gassenhauern aus der Operette wie dem Vilja-Lied aus der lustigen Witwe und Saffis Lied "So elend und so treu" aus dem Zigeunerbaron weiter. Hier glänzt Dreisig mit höhensicherem Sopran, der problemlos über das Orchester kommt. In "I Feel Pretty" gibt sich Dreisig dann zum Schluss ganz jugendlich und begeistert durch mädchenhaften Charme, den sie auch in ihre Zugabe übernimmt, wenn sie Dorothys Lied "Somewhere Over the Rainbow" aus The Wizard of Oz interpretiert.

Programmatisch beginnt der Abend eigentlich nicht in Wien, sondern in Venedig und spannt damit einen Bogen von der großen Oper Rossinis über die Operetten von Lehár und Strauß Sohn bis hin zum Musical von Bernstein. Dabei ist der Übergang bewusst nicht chronologisch gewählt. So ist Lehár, der Vertreter der "Silbernen Operettenära" vor Strauß Sohn angesetzt, da er zumindest seine späteren Operetten wieder mehr mit der Gattung der Oper verwoben hat, indem er beispielsweise auf das glückliche Ende verzichtet. Erst nach der Pause gibt es mit Johann Strauß Sohn einen Vertreter der Goldenen Operettenära, bevor es dann über Bernsteins Candide, das Elemente der Oper, Operette und des Musicals enthält, bis zur West Side nach New York geht. Die Neue Philharmonie Westfalen überzeugt unter der musikalischen Leitung von Friedrich Haider in allen drei Bereichen, so dass es am Ende für alle Beteiligten großen Applaus gibt, dem dann noch die drei genannten Zugaben folgen.

FAZIT

Auch wenn in diesem Jahr auf ein richtiges Feuerwerk zum Abschluss verzichtet wird, bietet die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Friedrich Haider mit Elsa Dreisig und Lucian Krasznec in jeder Hinsicht einen gleichwertigen Höhepunkt.

Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2016.

 

Ausführende

Elsa Dreisig, Sopran

Lucian Krasznec, Tenor

Neue Philharmonie Westfalen

Friedrich Haider, Dirigent

 

Werke

Gioacchino Rossini
Semiramide
Sinfonia
"Bel raggio lusinghier"
Cavatine der Semiramide

"La Danza"

Franz Lehár
Ouvertüre aus Das Land des Lächelns

"Freunde, das Leben ist lebenswert"
Arie des Octavio aus Giuditta

"Es lebt eine Vilja"
Lied der Hanna Glawari
aus Die lustige Witwe

"Allein wieder allein" -
"Es steht ein Soldat am Wolgastrand"
Wolgalied aus Der Zarewitsch

"Lippen schweigen"
Duett aus Die lustige Witwe

Johann Strauß Sohn
Der Zigeunerbaron
Ouvertüre
"So elend und so treu", Lied der Saffi
"Wer uns getraut", Duett Saffi - Barinkay

Leonard Bernstein
Candide
Ouvertüre
Candide's Lament
"Oh Happy We", Duett

West Side Story
"I Feel Pretty", Song der Maria
Balkonszene

 

Weitere
Informationen

erhalten Sie unter
Klangvokal Dortmund
(Homepage)



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