Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
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Händel-Festspiele 2016 in Halle (Saale)27.05.2016 - 12.06.2016 Lucio Cornelio Silla Oper in drei Akten (HWV 10) Libretto von Giacomo Rossi Musik von Georg Friedrich Händel in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Aufführungsdauer: ca. 2h (keine Pause) Wiederaufnahme in der Oper Halle am 4. Juni 2016 |
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Psychogramm eines Diktators Von Joachim Lange / Fotos von Anna Kolata (© Theater, Oper und Orchester GmbH Halle) Händels Lucio Cornelio Silla ist ein Wiederentdeckungs-Glücksfall des letzten Jahres. Der Dreiakter hatte seit dem Jahre 1713 als Fragment vor sich hingeschlummert bis vor 20 Jahren eine spielbare Fassung für die von Terence Best herausgegebene Hallische Händel-Ausgabe rekonstruiert wurde. In diesem Falle sind nicht mal Entstehungsgeschichte und Uraufführung eindeutig belegt. Auch Aufführungsgeschichte bietet in diesem Falle nur ein Fragezeichen und den Verweis auf einige wenige Aufführungen (unter anderem 1990 in Paris und 1993 konzertant in Halle). Die erste „richtige“ szenische Aufführung in Halle dauert gerade mal zwei Stunden, ist also für Händels Verhältnisse von geradezu prägnanter Kürze, was auch in diesem Jahr durch das erfrischende bis atemberaubende Tempo, das Enrico Onofri mit dem bestens aufgelegten Händelfestspielorchester vorlegte, zur szenischen Spannung beitrug. So kommt die Geschichte flott bis zu dem Punkt, wo es der Entourage des macht- und überhaupt geilen Diktators reicht und sie ihn mit vereinten Kräften kurzerhand in der Badewanne ertränkten. Das ist zwar im nicht so vorgesehen, aber irgendwie gut nachvollziehbar. Dass der Tote dann plötzlich wieder ins Leben zurückkehrt und geläutert auf die Macht (die er nicht mehr hatte) und seine Perversitäten verzichtet, ist nur eine der etwas jähen Wendungen, die Barockopern bereithalten und erlaubt es auch das obligatorische lieto fine anzufügen. Aber Regisseur Stephen Lawless entlässt den Psychopaten und seine ganze Truppe in ein imaginäres Zypressen-Idyll, in dem er sich dann doch wieder in Denkmals-Pose als notorischer Killer entpuppt. Ob sie alle real getroffen zu Boden sinken, nach dem Silla mit der Hand auf sie gezielt und geschossen hat, oder ob dieses Ende nur die Einbildung des kranken Diktatorenhirns ist, das kann sich jeder aussuchen. Wobei dieses lieto fine eines Rücktritts im Falle des historischen Silla-Vorbildes Lucius Cornelius Sulla (138 bis 78 v. Chr.) sogar den Tatsachen entspricht Bei Lawless ist Silla ein Duce im Westentaschenformat. An eine Art ins faschistische Rom verlegtes Hotel Lux erinnert die Drehbühne von Frank Philipp Schlößmann. In den dunklen, großformatigen Räumen mit den schwarz-weiß überblendeten Türen stehen der Möchtegernherrscher und seine Leute unter Hausarrest. Komplettiert wird das durch punktgenau dosierte Videos von Anke Tornow, die raffiniert mit der historischen Patina einer Leni-Riefenstahl-Ästhetik spielen. Inklusive Kriegsbildern. Dass Silla eigentlich mehr ein Fall für den Psychiater ist, wird gleich zu Beginn klar. Eigentlich von den siegreichen Bürgerkriegsgegnern interniert, faselt er nicht nur von seiner Machtvollkommenheit, sondern nutzt sie in dem kleinen Kreis, in dem er sie noch hat, rigoros aus. Der junge, aus Florenz stammende, kraftvoll auftrumpfende Counter Filippo Mineccia ist für diesen Duce-Verschnitt auch ein darstellerischer Glücksfall schlechthin. Minnecia ist, so will es scheinen, in diesem Jahr noch stahlkräftiger und lockerer - ein hinreißender Fiesling. Romelia Lichtenstein beweist mit jedem Ton, warum sie die richtige Händelpreisträgerin ist: sie brilliert mit ihrer bewährten Melange aus vokaler Leuchtkraft und barocker Virtuosität und hat als Diktatorengattin Metella alle Hände voll zu tun, den angeordneten Mord an ihrem Neffen (Antigone Papoulkas mit beredtem Mezzo in der Hosenrolle des Silla-Kritikers Claudio) und am Leibarzt Lepido (mit dem virtuos zwitschernden Counter-Florett: Jeffry Kim) zu verhindern. Diese Morde hatte Silla angeordnet, weil er auf die jeweiligen Frauen (Ines Lex als stimmlich und darstellerisch hinreißende Arztgattin Flavia und Eva Bauchmüller als Silla-Mündel und Claudio-Freundin Celia) scharf war. In der Doppelrolle als Diener und im Traum erscheinender Gott wechselt der bassprofunde Ulrich Burdack hier die Seiten, vom Mordhandlanger zum Verhinderer. FAZIT Der Händelthriller des Vorjahres hat nichts von seiner Spannung eingebüßt und wirkte musikalisch frisch und mitreißend wie bei der Premiere. Weitere Rezensionen zu den Händel-Festspielen 2016 in Halle
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild und Kostüme
Video
Dramaturgie
Händelfestspielorchester Halle
Solisten
Lucio Cornelio Silla
Metella, seine Frau
Lepido, sein Leibarzt
Flavia, dessen Frau
Claudio, Neffe der Metella
Celia, Mündel Sillas
Scabro, Sillas Diener / Il dio
Weitere |
- Fine -