Händel-Festspiele 2016
in Halle (Saale)
27.05.2016 -
12.06.2016
Von Thomas Molke
Seit 1922 finden in Halle die Händel-Festspiele
statt und zählen als größtes Musikfest in Sachsen-Anhalt damit zu den
ältesten Festivals barocker Musik, die alljährlich zahlreiche Händel-Fans
aus der ganzen Welt in die Geburtsstadt des Komponisten locken, um sich
an "authentischen Händel-Orten" mit dem wohl berühmtesten Bürger der Stadt
auseinanderzusetzen. Schon zu DDR-Zeiten strahlte das Festival weit über die
Landesgrenzen hinaus und feierte Händel als bedeutenden Verehrer der
Aufklärung. Was in Händels Schaffen so aufklärerisch ist, soll bei den
diesjährigen Festspielen hinterfragt werden, die der Intendant Clemens
Birnbaum unter das Thema "Geschichte - Mythos - Aufklärung" gestellt hat. In
über 100 verschiedenen Veranstaltungen, darunter 52 Verkaufsveranstaltungen,
soll besonders in den Opern und Oratorien das Spannungsfeld zwischen
mythologischen und historischen Stoffen ausgelotet und nach dem Zusammenhang
zwischen Mythos und Aufklärung geforscht werden. Selbstverständlich wird man
in diesem Rahmen wieder zahlreiche internationale Stars in Halle erleben
können.
Den Anfang macht am 27. Mai 2016 in Kooperation mit der
Oper Halle Händels 1732 in London uraufgeführte Oper
Sosarme, Re di Media.
Die Oper feierte in London nicht zuletzt wegen der Besetzung der Titelpartie
mit dem Starkastraten Senesino einen so großen Erfolg, dass Händel sie zwei
Jahre später noch einmal auf den Spielplan setzte. Danach geriet das Werk,
das in einem mythischen und zeitlosen Lydien spielt, in Vergessenheit und
wurde erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt. Bernhard Forck übernimmt in
der Inszenierung von Philipp Harnoncourt die musikalische Leitung des
Händelfestspielorchesters Halle. In der Titelpartie ist Benno Schachtner zu
erleben. (Weitere Termine: 29. Mai 2016, 3. und 5. Juni 2016)
Als Übernahme des Festivals Winter in Schwetzingen
gibt es dann ab dem 28. Mai 2016 im Goethe-Theater Bad Lauchstädt das
Opern-Pasticcio Didone abbandonata von Leonardo Vinci, das Händel für London bearbeitete (siehe auch
unsere
Rezension aus Schwetzingen). Im Gegensatz zu Schwetzingen werden die
Aufführungen in Bad Lauchstädt von der Lautten Compagney Berlin begleitet.
Die musikalische Leitung übernimmt wieder Wolfgang Katschner. (Weitere
Termine: 29. und 30. Mai 2016)
Als Wiederaufnahme der Oper Halle ist auch ab dem 4. Juni
2016 die Produktion aus dem letzten Jahr,
Lucio Cornelio Silla, zu
erleben (siehe auch
unsere
Rezension aus dem letzten Jahr). (Weiterer Termin: 9. Juni 2016)
Auch die Parnassus Arts Productions,
die im letzten Jahr mit Händels Alessandro im Goethe-Theater Bad
Lauchstädt für Begeisterung sorgten (siehe auch
unsere Rezension),
sind erneut zu Gast. Am letzten Festspielwochenende präsentieren sie Händels
kaum aufgeführte Oper
Publio Cornelio Scipione, die 1726 für das King's
Theatre entstand und von der historischen Figur des Publius Cornelius Scipio
und seiner Eroberung Karthagos handelt. In der Titelpartie ist der
Countertenor Yuriy Mynenko zu erleben. Xavier Sabata übernimmt die Partie
des Lucejo. Musikalisch begleitet wird diese Produktion von dem
Ensemble Armonia Atenea unter der Leitung von George Petrou. (Termine: 11.
und 12. Juni 2016)
Als fünfte szenische Opernproduktion gibt es die Parodie
Hippolyte et Aricie ou La belle-mère amoureuse von Jean Philippe
Desrousseaux nach Jean-Philippe Rameaus Oper Hippolyte et Aricie.
Dieses Werk wird mit Marionetten im Carl-Maria-von-Weber-Theater Bernburg am
4. Juni 2016 seine deutsche Erstaufführung erleben. (Weiterer Termin: 5.
Juni 2016)
Als konzertante Opernaufführungen stehen dann noch die
folgenden Veranstaltungen in der Konzerthalle Ulrichskirche auf dem Programm:
- das Opern-Pasticcio Catone von Händel und Leonardo Leo am 28. Mai
2016 mit Sonia Prina in der Titelpartie,
- Henry Purcells Oper Dido and Aeneas in Kombination mit der Masque
The Love of Mars and Venus von John Eccles und Geoffrey Finger am 2.
Juni 2016 und
- Händels Acis and Galatea am 4. Juni 2016.
Als Oratorien sind in der Marktkirche zu Halle der nahezu
schon obligatorische Messiah am 3. Juni 2016 und Belshazzar am
4.
Juni 2016 in der Georg-Friedrich-Händel Halle zu erleben.
Als Höhepunkte dürften auch die zahlreichen Konzerte mit
namhaften Sängerinnen und Sängern der Barockszene betrachtet werden. Zu
nennen sind hier unter anderem:
- ein Festkonzert mit dem Countertenor David Hansen am 30. Mai 2016 im Festsaal
der Leopoldina,
- ein Festkonzert mit der zur Kammersängerin gekürten Sopranistin
Romelia
Lichtenstein am 1. Juni 2016 im Festsaal der Leopoldina,
- ein Festkonzert mit der Mezzosopranistin Ann Hallenberg und den Gabrieli
Consort & Players am 5. Juni 2016 in der Marktkirche zu Halle,
- ein Festkonzert mit Anna Prohaska und Giovanni Antonini am 11. Juni 2016
in der Konzerthalle Ulrichskirche,
- ein Festkonzert mit Ian Bostridge am 12. Juni 2016 im Dom zu Halle und
natürlich
- das Abschlusskonzert am 12. Juni 2016 in der Galgenbergschlucht mit großem
Feuerwerk.
Das komplette Programm finden Sie
hier.