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Händel-Festspiele 2015 in Halle (Saale)27.05.2016 - 12.06.2016
Zauberinnen
Händelfestspielorchester Halle |
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Händelpreis für die Zauberin Von Joachim Lange / Fotos von Thomas Ziegler Manche Händel-Preisträger verstehen sich in Halle gleichsam von selbst. Romelia Lichtenstein gehört ohne Zweifel in diese Kategorie. Sie steht in einer Reihe mit Kolleginnen wie Emma Kirkby, Cecilia Bartoli, Magdalena Kozena oder dem Counter Philippe Jaroussky, deren Karrieren ebenfalls eng mit der Barock-Musik verbunden sind. Bei Romelia Lichtenstein ist das auch so. Aber nicht nur. Denn sie ist eine von jenen Interpreten, die im eigentlichen Sinne einer ausschließlichen Spezialisierung gar keine Barocksängerin ist, die das aber, bei allem was sie noch so macht, auch kann. Und zwar auf dem Niveau der Spitzenliga dieses Fachs. Und das schon seit vielen Jahren. Ihre Alcina etwa kann sich mit der großer Kolleginnen wie Renée Fleming oder Anja Harteros in Paris oder Wien durchaus messen. Aus Romelia Lichtensteins Kehle und mit ihrem Bühnencharisma wurde diese Zauberin vor vier Jahren in Halle das Festspielereignis (siehe auch unsere Rezension)! Und es passte wie die Faust aufs Auge, dass sie nach der Premiere den Titel Kammersängerin verliehen bekam. Romelia Lichtenstein
Das wunderbar glühende Timbre ihrer Stimme, die in unterschiedlichsten Rollen immer wieder unter Beweis gestellte Bühnenpräsenz, ihre bewundernswerte Kondition und Kraft, die technische Perfektion der Koloraturen und der Mühelosigkeit, mit der sie artikuliert und kein Piano unterschlägt, all das lässt Gefühle auf besondere Weise zu Klang werden! Als sie etwa zur großen Geste bei der Alcina ausholte, zahlten sich ihre Ausflüge ins dramatische Belcanto (wie etwa ihre hinreißende und vom Publikum gefeierte Lucrezia Borgia) als zusätzlicher emotionaler Treibsatz aus, ohne dabei die Grenzen der barocken Noblesse zu durchbrechen. Das ständige Zurückgehen auf den Barockgesang, sagt die Sopranisten, die gerade als Despina in der neuen Bad Lauchstädter Cosi zu erleben ist, sei für sie immer eine Frage der Stimmhygiene. Man werde gezwungen, die Stimme immer wieder zu fokussieren, wenn sie vorher bei Verdi oder Puccini sozusagen auf Breitband geschaltet war. Romelia Lichtenstein mit dem Oberbürgermeister von Halle, Dr. Bernd Wiegand bei der Verleihung des Händelpreises Seit 1998 ist die in Sofia geborene, aber seit ihrer frühen Kindheit in Deutschland aufgewachsene und mit dem Schauspieler und Regisseur Jörg Lichtenstein verheiratete Sängerin festes Ensemblemitglied der hiesigen Oper. Davor war sie in Chemnitz und in Leipzig engagiert, wo sie viele Mozart-Partien gesungen hat und in Peter Konwitschnys Bohème auch als Mimi zu erleben war. Auf die Frage nach ihren Lieblingsregisseuren fällt denn auch dessen Name. Gleich nach dem von Anthony Pilavachi. In dessen Tolomeo-Insznierung war sie denn auch 1996 das erste Mal (noch als Gast) als Elisa in Halle zu erleben! Seither werden die Händel-Inszenierungen, in denen sie mitwirkt, allein schon dadurch zu Festspielhöhepunkten! Und fürs heimische Publikum ein gewichtiger Grund, sich die Stücke nach den Festspielen auch im Repertoire noch einmal anzuschauen. 1998 übernahm sie die Romilda in der Wiederaufnahme des Serse, im gleichen Jahr auch die Cleofide in der neuen Poro-Produktion. 2001 war Romelia Lichtenstein dann die Florinda in Rodrigo. 2005 folgte die Titelpartie in der Rodelinda, 2006 die Alceste in Admeto und 2011 Gismonda in Ottone. Mit der Zauberin Alcina machte sie dann 2012 Furore. Bei den diesjährigen Festspielen wird sie in der Wiederaufnahme der von Lucio Cornelia Silla erneut zu erleben sein. Allein diese zehn Händelpartien in Halle sind schon eine beachtliche Palette und Preisgrund genug. Für ein Opernhaus wie Halle ist es ein Glücksfall, wenn eine Sängerin wie Romelia Lichtenstein die Nummer Eins ist. Eine, die sich obendrein als Ensemblespielerin begreift und nicht mit der Allüre eine Diva zu Werke geht. Wenn die aktuelle Produktion von Adriana Lecouvreur auch auswärtiges Publikum nach Halle lockt, dann ist für viele Fans die Interpretation der Tosca vergleichbaren Titelpartie dieser selten gespielten Oper durch Romelia Lichtenstein durchaus ein guter Grund, nach Halle zu kommen. Um sich von einer Künstlerin bezaubern zu lassen, die die wichtigen Mozartpartien ihres Fachs ebenso drauf hat, wie die Norma von Bellini, oder die Abigaile und etliche andere Verdi-Rollen. Die aber auch schon als Marschallin im Rosenkavalier überzeugte wie als Rosalinde in der Fledermaus des Wiener Operettenkönigs. Und immer wieder mit Händel. Am Konzertabend war der Saal voll, die Stimmung gut - der Oberbürgermeister für die Übergabe des Händepreises zur Stelle und der Opernintendant, der einst die Sängerin nach Halle verpflichtete für die Laudatio auch. Klaus Froboese, der Romelia Lichtenstein 1995 fest ans Haus engagierte, machte es sichtlich Vergnügen, eine seiner besten Personalentscheidungen nach vielen Jahren auf diese Weise bestätigt zu finden. Er verwies denn auch darauf, dass es die außergewöhnliche Fähigkeit der Sopranistin ist, bei der großen Vielfalt ihres Repertoires immer wieder zu Händel und den besonderen Anforderungen der barocken Gesangskunst zurückzukehren und die auf höchstem Niveau zu pflegen. Mit ihren Händelpartien steht Romelia Lichtenstein als Künstlerin, wie keine andere für die Verbindung des vielfältigen Repertoirebetriebes eines Stadttheaters mit den Händelfestspielen, die sich im nationalen, ja internationalen Vergleich zu behaupten haben. Für den Händelpreis (der sein Gewicht besonders durch die illustren Namen der hochkarätigen Preisträger sozusagen aus eigener Kraft generiert) bedankte sich der Hallenser Publikumsliebling natürlich nach der Verleihung mit drei Zugaben (u. a. mit dem populären „Lascia chio pianga“ aus Händels Rinaldo. Als Rausschmeißer wiederholte sie noch einmal die furiose Arie der Orasia „Su, mio core, a la vendetta!“ aus Georg Philipp Telemanns musikalischem Drama Die wunderbare Beständigkeit der Liebe oder Orpheus, mit der sie im ersten Teil des Festkonzertes brilliert und für einen ziemlichen Aha-Effekt unter den ja doch mehr auf Händel orientierten Zuschauern gesorgt hatte. Was Bernhard Forck da für seine famosen Musiker des Händelfestspielorchesters und seinen Star zusammengestellt hatte, ließ den Magdeburger Kollegen Händels so gut aussehen, dass man dank der frischen und zündenden Ausschnitte neugierig auf einen kompletten Telemann-Orpheus wurde. Was kann man mehr von einem Festkonzert verlangen. Im zweiten Teil dann: natürlich Alcina. Die furiose Interpretation und Darstellung von Händel Zauberin auf der Bühne in der Festspielproduktion vor vier Jahren hätte alleine schon als Begründung für den Händelpreis gereicht. Viele im Saal hatte beim „Di’, cor mio, quanto t’amai“ vor allem aber beim tieftraurigen "Ah! mio cor! schernito sei!“ und dem emotional aufwühlenden „Ah! Ruggiero crudel“ und der anschließenden großen Alcina-Arie „Ombre pallide" sicher noch die Bilder dieser Inszenierung vor Augen, die Romelia Lichtenstein als stimmgewaltige Zauberin ins rechte Licht setzten. So wie sie, die Musiker und ihre Fans es an diesem Abend in der Leopoldina taten. Schade, dass sich die neue Leitung der Oper die Chance entgehen lies, hautnah zu erleben, wie eng die aktuelle Händepreisträgerin und ihr Publikum beisammen sind. FAZIT Wer in Halle nicht zum Lichtenstein-Fan wird, der ist selber schuld. Weitere Rezensionen zu den Händel-Festspielen 2016 in Halle
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AusführendeRomelia Lichtenstein, Sopran Händelfestspielorchester Halle Bernhard Forck, Musikalische Leitung Werke
Georg Friedrich Händel
Georg Philipp Telemann
Georg Friedrich Händel
anschließend:
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