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Musikfestspiele
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Händel-Festspiele 2018 in Halle (Saale)

25.05.2018 - 10.06.2018

Oreste

Opern-Pasticcio (HWV 11)
Libretto von einem unbekannten Verfasser
nach Giovanni Gualberto Barlocci (Rom: 1723, Musik: Benedetto Micheli)
Musik von Georg Friedrich Händel

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 45' (eine Pause)

Produktion des Theaters an der Wien in der Kammeroper

Premiere im Carl-Maria-von-Weber-Theater Bernburg am 2. Juni 2018

 

 

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Neues Altes von der Krim

Von Joachim Lange / Fotos: © Herwig Prammer

Das Carl-Maria-von-Weber-Theater in Bernburg erlebt während der Händelfestspiele eine Erinnerung an alte Zeiten, wenn es zu einer Spielstätte der Festspiele wird und Besucher aus aller Welt einen Abstecher dorthin machen. Auch für Rubén Dubrovsky, die Musiker des Bach Consort Wien und sein Protagonisten-Ensemble von der Kammeroper Wien sind die Händel-Festspiele kein Neuland mehr. Im Goethe-Theater Bad Lauchstädt waren die Wiener vor drei Jahren schon einmal mit Semiramide, einem Gemeinschaftswerk von Händel und Leonardo Vinci, zu Gast (siehe auch unsere Rezension). Jetzt präsentierten die Barock-Spezialisten des Theaters an der Wien (dem kleinen, aber deutlich kreativeren Opernhaus der österreichischen Hauptstadt) die Oreste-Inszenierung, die dort im März vorigen Jahres herauskam.

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Ifigenia (Carolina Lippo)

Für das selten gespielte Opern-Pasticcio, das den bekannten Iphigenie-Stoff vertont, hat Händel bereits existierende Musik zusammengestellt. Die Ouvertüre entnahm er der Kantate Clori, Tirsi e Fileno. Die Arien für den Titelhelden Oreste stammen aus Agrippina, Riccardo Primo, Radamisto, Ottone und Sorsame, ein Duett mit Ermione aus Floriane. Ermione bezieht ihre Arien aus Partenope, Sorsame, Riccardo Primo und Lotario. Für Iphigenie hat sich Händel bei der Kantate Siete rose rugiadose, bei Ottone, Siore und Rodrigo bedient. Für die übrigen Nummer hat er auch noch bei Tamerlano, Terpiscore und Arianna in Creta zugelangt und alles doch zu einem Ganzen vereint, als müsste es so sein. Nach der Londoner Uraufführung von 1734 unter Leitung Händels, kam Oreste erst 1988 in Bad Lauchstädt wieder zu Bühnenehren. Furore machte die Inszenierung an der Komischen Oper von Sebastian Baumgarten 2006.

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Toante (Matteo Loi)

Bei der aktuellen Inszenierung von Regisseur Kay Link und seiner Ausstatterin Olga von Wahl wird aus dem mit Blick auf den sicheren kommerziellen Erfolg zusammengestellten Pasticcio ambitioniertes, hochpolitisches Musiktheater. Es handelt vom Umgang mit Fremden, die es (wie sich herausstellt) gar nicht wirklich sind. Der arg lädierte Flüchtling, der zu Beginn via Zuschauerraum an Land geht, ist natürlich Oreste. Wenn ein Flüchtling traumatisiert ist, dann er. Hier, in König Toantes Reich, herrscht die Sitte, jeden Fremden abzuschlachten. Zur Ausrüstung der dafür zuständigen Priesterin gehören ein entsprechendes Schwert und eine Schlachterschürze. Dass diese Ifigenia heißt und Orestes Schwester ist, hier also die ganz große archaische Tragik über der Szene schwebt, ist selbst heute noch dem Publikum geläufig. Die schwarze Uniform des Tyrannen, Versatzstücke von Wellblech, Stacheldraht und die Umrisse eines Kriegsschiffs verweisen darauf, dass das was Tauris war, heute Krim heißt…

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Ifigenia (Carolina Lippo) und Filotete (Florian Köfler)

Rubén Dubrovsky geht mit seinen Musikern beherzt zur Sache. Auch das junge Sängerensemble zieht spiel- und koloraturfreudig mit. Wo nötig, mit viel Gefühl. Hier können sich vor allem der Countertenor Ray Chenez als Oreste, Carolina Lippo als Ifigenia; Viktorija Bakan als Orestes Gattin auf Befreiungsmission Ermione, Julian Henao Gonzalez als der sprichwörtliche Orest-Freund Pilade voll ins Zeug legen. Auf der Gegenseite hält Matteo Loi als Toante mit markigem Bariton das Banner des Tyrannen hoch. Den bringen sie alle gemeinsam am Ende tatsächlich zur Strecke. Doch da unterläuft die Regie das lieto fine: Wenn sich Oreste den Mantel des Machthabers überzieht, wird allen anderen dabei ziemlich mulmig.

FAZIT

Das Wiener Gastspiel der Kammeroper im Theater an der Wien hat den aktuellen Händel-Festspielen in Bernburg eine interessante Facette ambitionierten Musiktheaters hinzugefügt.

Weitere Rezensionen zu den Händel-Festspielen 2018 in Halle

 

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Rubén Dubrovsky

Regie
Kay Link

Ausstattung
Olga von Wahl

Licht
Franz Josef Tscheck

 

Bach Consort Wien

 

Solisten

Oreste
Ray Chenez

Ermione
Anna Gillingham

Ifigenia
Carolina Lippo

Pilade
Julian Henao Gonzalez

Toante
Matteo Loi

Filotete
Florian Köfler

Un guardino
Gabriel Scheib

 

Weitere
Informationen

erhalten Sie unter
Händel-Festspiele in Halle
(Homepage)



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