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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
11.07.2019 - 28.07.2019


Rossini-Alternativen

Festkonzert 30 Jahre Deutsche Rossini Gesellschaft
Alternative Musik von Gioachino Rossini für seine Opern
L'inganno felice - La pietra del paragone - L'italiana in Algeri - Sigismondo - Torvaldo e Dorliska - La gazza ladra - Armida -
Eduardo e Cristina - Maometto II - Semiramide


In italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 15' (eine Pause)

Aufführung in der Trinkhalle am 25. Juli 2019

 

 

 

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Festkonzert mit Alternativen

Von Thomas Molke / Fotos folgen

Die Deutsche Rossinis Gesellschaft (DRG) feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Mit dem Belcanto Festival Rossini in Wildbad wurde sie ebendort gegründet und bildet seitdem einen wichtigen Bestandteil des Festivalpublikums. Außerdem ist sie an der Herausgabe von Notenmaterial beteiligt und hatte beispielsweise einen großen Anteil an der Jahrhunderterstaufführung von Rossinis Eduardo e Cristina 1997, die bisher in der Neuzeit noch nicht außerhalb von Bad Wildbad zu erleben war - auch noch nicht in Pesaro beim Rossini Opera Festival, da die Fondazione Rossini noch keine kritische Edition bereitgestellt hat. Des Weiteren stellt die Stadt Bad Wildbad als Trägerin des Festivals der DRG ein Archiv für die ständig wachsende Anzahl an Publikationen zur Verfügung. Das Festival ehrt nun diese langjährige Zusammenarbeit mit einem Festkonzert, in dem teils selten, teils noch nie gehörte Alternativarien aus diversen Rossini-Opern zu hören sind. Einen wichtigen Beitrag leistet dabei Stefano Piana, der einige dieser Stücke in einem nahezu perfekten Rossini-Klang nachinstrumentiert hat.

Erstmals in moderner Zeit zu hören sind beispielsweise zwei Alternativarien aus Rossinis 1812 in Mailand uraufgeführter Oper La pietra del paragone, die ein Jahr später bei der Wiederaufnahme in Venedig gespielt wurden. Die Auftritts-Kavatine des Grafen Asdrubale befindet sich vor dem Auftritt Clarices und ersetzt seine Kavatine aus der Mailänder Aufführung, in der er mit seinen Gefühlen für Clarice hadert. Shi Zong präsentiert dieses Stück mit dunklem und in den Läufen sehr beweglichem Bass. Die Alternativarie des ebenfalls in Clarice verliebten Giocondo befindet sich zwar eigentlich in einer Partiturabschrift von L'occasione fa il ladro als Alternativarie für den Conte Alberto, stimmt textlich aber mit dem Libretto von Venedig überein, so dass vermutet werden kann, dass sie ebenfalls in Venedig in La pietra del paragone zu hören war. César Cortés gestaltet diese Nummer mit tenoralem Schmelz und macht die schmachtenden Gefühle des unerhörten Liebhabers sehr deutlich. Völlig unbekannt dürfte auch die Arie des Kreuzritters Gernando aus Rossinis Armida für eine Bass-Partie sein. Schließlich treten in dieser Oper in der bekannten Fassung die Kreuzritter als Tenöre auf. Man weiß zwar bis heute nicht, bei welcher Aufführung ein Bass diese Arie gesungen hat oder ob das Stück lediglich eine "Kofferarie" eines unbekannten Sängers war. Shi Zong macht bei dieser Arie mit profundem Bass deutlich, dass das Stück auf jeden Fall hörenswert ist.

Natürlich dürfen bei diesem Konzert auch Alternativarien aus Eduardo e Cristiana, der Oper, die seit der Wiederentdeckung bis jetzt einzig in Bad Wildbad gespielt worden ist, nicht fehlen. Für die beiden Titelpartien gibt es in den beiden Wiederaufnahmen der Oper 1820 in Venedig und Reggio Emilia zwei alternative Auftrittsarien, die in Bad Wildbad bei den bisherigen Aufführungen 1997 und 2017 noch nicht gespielt wurden. Diana Haller begeistert als Eduardo mit warmem Mezzosopran und beweglichen Koloraturen, die in den Höhen eine enorme Strahlkraft besitzen, wenn sie noch voller Hoffnung auf das Wiedersehen mit der geliebten Cristina ist. Silvia Dalla Benetta, die bereits bei der konzertanten Aufführung der Oper in Bad Wildbad 2017 die Partie der Cristina interpretiert hat, glänzt erneut mit rundem Sopran und leuchtenden Koloraturen.

Einige Arien waren auch bereits in Bad Wildbad zu erleben. Die Alternativarie der Isabella aus L'inganno felice wurde in Bad Wildbad bereits 2005 bei der feierlichen ersten Wiedereröffnung des Königlichen Kurtheaters unter der musikalischen Leitung von Alberto Zedda gespielt. Die Arie entstand für die Wiederaufnahme der Oper in Venedig 1813. Auch hier begeistert Dalla Benetta mit strahlenden Höhen und großem Volumen in der Mittellage. Auch das alternative Duett von Aldimira und Sigismondo aus Sigismondo erklang bereits 1995 in Bad Wildbad, und zwar nur hier. Man weiß nicht genau, ob Rossini dieses Duett für eine weitere Aufführung oder einfach nur als tatsächliche Alternative komponiert hat, um eine gewisse Variation in eine Aufführungsserie zu bringen. Dalla Benettas Sopran und Hallers Mezzosopran bewegen als Aldimira und Sigismondo in diesem Duett mit einer betörenden Innigkeit und einer bezaubernden Harmonie in den Stimmen. Das große Terzett aus Maometto II aus der Venedig-Fassung ist von Rossini in Wildbad sogar schon bei Naxos auf CD erschienen. Darin erklärt der Heerführer Calbo dem Statthalter Erisso und dem osmanischen Sultan Maometto, dass er, Calbo, nicht der Bruder sondern der Gatte Annas, der Tochter Erissos sei, die Maometto für sich beansprucht, und zieht mit Maometto in den Zweikampf. Victoria Yarovaya glänzt wie schon vor zwei Jahren in der Aufführung in Bad Wildbad als Calbo mit dunklem Mezzospran und großartigen Koloraturen. Als Erisso überzeugt Cortés mit weich fließendem Tenor. Zong gibt den Sultan mit dunklem Bass.

Bekannt dürfte den Zuschauern das Duett aus Torvaldo e Dorliska vorkommen, das Rossini mit einer Einleitung von Giovanni Pacini auch in der Uraufführung von Matilde di Shabran in Rom für Matilde und Edoardo im zweiten Akt benutzte. Mit zwei verschiedenen Einleitungen ist diese Nummer also einmal im Konzert in der Fassung, die Rossini 1820 von Torvaldo e Dorliska für Neapel anfertigte, und in Corradino zu erleben. Während es in Corradino allerdings von einem Sopran und einem Mezzosopran interpretiert wird, sind es im Konzert Dalla Benetta als Dorliska und Cortés als Tenor. Auch die Arie des Corradino aus der Rom-Fassung von Matilde di Shabran ist beim Festival gleich mehrmals zu hören. In Corradino erklingt sie kurz vor Schluss, wenn Corradino bereut, Matilde zum Tode verurteilt zu haben. Im Konzert wird sie von Francisco Brito interpretiert, der bei der Premiere für den indisponierten Michele Angelini eingesprungen ist. Als Reminiszenz an diese Premiere interpretiert Brito sie erneut von der Seite, während Yarovaya als Edoardo, Emmanuel Franco als Aliprando und Ricardo Seguel als Ginardo auf der Bühne stehen.

Zum Abschluss gibt es dann ein alternatives Finale von Semiramide, das Rossini wahrscheinlich für die Pariser Erstaufführung 1825 schuf. In diesem Finale verzeiht Semiramide ihrem Sohn Arsace (Ninia), nachdem er sie niedergestochen hat, gewährt ihm die Hand der geliebten Azema und stirbt schließlich in seinen Armen. Auch dieses Stück ist von Piana nachinstrumentiert worden. Dalla Benetta und Yarovaya überzeugen als Semiramide und Arsace in der Begleitung von David Oller (Oroe), Shi Zong (Assur) und dem Górecki Chamber Choir, der mit dem Trauerchor das letzte Wort hat. Das Publikum bedankt sich für den wunderbaren Abend mit großem Applaus. Als Zugabe gibt es dann noch eine Hommage an die DRG, die Piana im Rossini-Stil komponiert hat und die von allen Beteiligten angestimmt wird. Es lebe die DRG! Einen schöneren Abschluss kann sich die Gesellschaft wohl kaum wünschen.

FAZIT

Es ist zu hoffen, dass auch diese interessanten Alternativarien auf einer CD herausgegeben werden, da die zahlreichen Rossini-Anhänger diese sicherlich gern archivieren würden.

Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2019

Programm des Konzertes

Gioachino Rossini
L'inganno felice (1812/12): Nr. 7b: Recitativo e Aria Isabella "Cielo, ch mi chiedete? - Se pietade in seno avete" (Silvia Dalla Benetta)

La pietra del paragone (1812/13):
Nr. 3a: Cavatina Conte "Aure soavi e placide" (Shi Zong)
Nr. 9bis: Aria Giocondo "Ah! mentr'io sospiro e peno" (César Cortés)

L'italiana in Algeri (1813/13): Nr. 4b: Recitativo e Cavatina Isabella "Cessò alfin la tempesta - Cimentando i venti e l'onde" (Victoria Yarovaya)

Matilde de Shabran (1821): Nr. 13: Aria Corradino "Anima mia, Matilde" (Francisco Brito, Victoria Yarovaya (Edoardo), Emmanuel Franco (Aliprando), Ricardo Seguel (Ginardo))

Sigismondo (1814): Nr. 12a: Duetto Aldimira - Sigismondo "Se ricuso i doni tuoi" (Silvia Dalle Benetta, Diana Haller)

L'italiana in Algeri (1813/15): Nr 15a: Aria Isabella "Sullo stil de' viaggiatori" (Victoria Yarovaya, César Cortés (Lindoro), David Oller (Pompeo), Górecki Chamber Choir)

Torvaldo e Dorliska (1815/20): Nr. 13bis: Duetto Dorliska - Torvaldo "Quest' ultimo addio" (Silvia Dalla Benetta, César Cortés)

La gazza ladra (1817/19): Nr. 6a: Aria Fernando "Barbara sorte!" (David Oller, Silvia Dalla Benetta (Ninetta))

Armida (1817/??) Nr. 4a: Aria Gernando "Sopportar non sa l'offesa" (Shi Zong)

Eduardo e Cristina (1819/20):
Nr. 2 a: Cavatina Eduardo "Si possente è nel mio petto" (Diana Haller, Górecki Chamber Choir)
Nr. 3a: Cavatina Cristina "Lieta voce" (Silvia Dalla Benetta, Górecki Chamber Choir)

Maometto II (1820/23): Nr. 10: Terzett Calbo - Erisso - Maometto "Pria svenar" (Victoria Yarovaya, César Cortés, Shi Zong)

Semiramide (1823/25): Nr. 13a: Scena, Recitativo e Coro finale "Ninia ferisci - La madre, oh ciel! - Oggetto più funesto" (Silvia Dalla Benetta (Semiramide), Victoria Yarovaya (Arsace), David Oller (Oroe), Shi Zong (Assur), Górecki Chamber Choir)



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
José Miguel Pérez-Sierra

Chorleitung
Marcin Wróbel

 

Passionart Orchestra Krakau
(Leitung: Janusz Wiergzacz)

Górecki Chamber Choir


Solisten

Silvia Dalla Benetta, Sopran

Diana Haller Mezzosopran

Victoria Yarovaya, Mezzospran

Francisco Brito, Tenor

César Cortés, Tenor

Emmanuel Franco, Bariton

David Oller, Bariton

Ricardo Seguel, Bassbariton

Shi Zong, Bass

 


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