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Rossini in Wildbad Belcanto Opera Festival 11.07.2019 - 28.07.2019
Das Königliche Kurtheater von außen Nachdem beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad 2018 das 30-jährige Jubiläum des Festivals gefeiert werden konnte, steht in diesem Jahr ein weiteres Jubiläum an. Jetzt kann die Deutsche Rossini Gesellschaft, die seit ihrer Gründung das Festival mit viel Engagement begleitet, stolz auf ihr 30-jähriges Bestehen zurückblicken. Anlässlich dieses runden Geburtstags gibt es am 25. Juli 2019 in der Trinkhalle um 19.40 Uhr ein Festkonzert, bei dem eine Fülle von in der Gegenwart nie gespielten bzw. eingespielten Rossini-Perlen einmalig aufgeführt und für CD aufgezeichnet wird. Als Solisten hat man mit Silvia Dalla Benetta, Diana Haller, Victoria Yarovaya, Alisdair Kent und Ugo Guagliardo zahlreiche "alte Bekannte" gewinnen können, die in Bad Wildbad bereits große Erfolge feiern konnten und mittlerweile zu den international gefragten Stars der Belcanto-Szene gehören. Dirigiert wird dieses Projekt von José Miguel Pérez-Sierra. Doch auch ansonsten hat Intendant Jochen Schönleber mit seinem Team ein umfangreiches Programm zusammengestellt, das wieder zahlreiche Rossini-Fans von nah und fern für einen Zeitraum von knapp drei Wochen in das pittoreske Örtchen an der Enz locken dürfte. Dabei ist zu betonen, dass das Festival als Veranstaltung der Stadt Wildbad mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg, des Landkreises Calw und des Hauptsponsors, der AWG Landkreis Calw, auf eine sehr schmale finanzielle Basis gestellt ist und es umso bewundernswerter ist, welch hohes Niveau hier Jahr für Jahr erreicht wird. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Werken, die einen starken Bezug zu Venedig haben. Den Anfang macht eine Oper, die Johann Simon Mayr 1799 nicht nur für Venedig komponierte, sondern die teilweise auch auf Venezianisch verfasst ist: L'accademia di musica (Die Musikakademie). Einen Tag nach dem mittlerweile schon traditionellen Eröffnungskonzert auf dem Holzturm des Baumwipfelpfads am 11. Juli 2019 um 20.00 Uhr feiert Mayrs Farsa am 12. Juli 2019 um 19.40 Uhr Premiere im Königlichen Kurtheater. Regie führt mit Lorenzo Regazzo ebenfalls ein Venezianer. Dass er seit vielen Jahren dem Festival durch seine Meisterklassen in der Akademie BelCanto verbunden ist, dürfte der Inszenierung einer Oper über eine Musikakademie noch die besondere Würze geben. Höhepunkt der Geschichte mit zahlreichen Irrungen und Wirrungen ist ein Konzert mit überwiegend hinzugefügten Canzoni. Als Annetta ist die Preisträgerin des International Belcanto Prize 2018, Eleonora Bellocci, zu erleben. Das Passionart Orchestra Krakau wird dirigiert von Nicola Pascoli. (Weitere Aufführungen: 20. und 26. Juli 2019 jeweils um 11.15 Uhr) Am 13. Juli 2019 gibt es dann im Königlichen Kurtheater als Gastspiel aus Krakau eine weitere Salonoper von Manuel García, von dem vor zwei Jahren die Oper Le cinesi auf dem Programm stand (siehe auch unsere Rezension): I tre gobbi (Die drei Buckligen). Das Libretto über Madame Vezzosa, die ihre drei reichen Verehrer verhöhnt und ausnimmt, stammt von dem Venezianer Carlo Goldoni. Festspiel-Intendant Jochen Schönleber inszeniert dieses Stück für den Verein Passionart in Krakau und unterstützt ihn somit beim Aufbau eines Festivals unter dem Titel Royal Opera Festival, ROF, was zumindest in den Initialen eine Nähe zum Rossini Opera Festival in Pesaro aufweist. Als Solisten sind ehemalige Absolventen der Akademie BelCanto zu erleben. Die musikalische Leitung übernimmt Andrés Jesús Gallucci. (Weitere Aufführungen: 19. Juli 2019 um 15.40 Uhr und 27. Juli 2019 um 11.15 Uhr)
Foyer der Trinkhalle Die szenische Hauptproduktion ist in diesem Jahr Rossinis letzte Komödie für Italien: Corradino, Cuor di ferro oder Matilde di Shabran. Hierbei handelt es sich um eine deutsche Erstaufführung der vollständigen römischen Urfassung von 1821. Erzählt wird die Geschichte von Corradino, einem Frauen- und Poetenhasser, der von der bezaubernden Matilde von seiner Abneigung geheilt wird. Die Partie des Corradino übernimmt der Tenor Michele Angelini. Als Matilde ist Sara Blanch zu erleben, die in Bad Wildbad zuletzt 2016 als Comtesse in Le Comte Ory auf der Bühne stand (siehe auch unsere Rezension). Als Edoardo kehrt die Mezzosopranistin Victoria Yarovaya nach Bad Wildbad zurück, die noch als Calbo in Maometto II in bester Erinnerung sein dürfte (siehe auch unsere Rezension). Regie führt die Rossini-Interpretin Stefania Bonfadelli. Die musikalische Leitung des Passionart Orchestra Krakau übernimmt José Miguel Pérez-Sierra. Die Premiere findet am 18. Juli 2019 um 19.00 Uhr in der Trinkhalle statt. (Weitere Aufführungstermine: 21. Juli 2019 um 15.40 Uhr und 27. Juli 2019 um 19.00 Uhr)
Blick von der Bühne der Trinkhalle Die ursprünglich geplante konzertante Aufführung von Giacomo Meyerbeers Emma di Resburgo muss aus technischen Gründen auf eine spätere Spielzeit verschoben werden. Stattdessen gibt es Meyerbeers erste italienische Oper, die noch ganz unter dem Eindruck von Rossinis Erfolgen in Venedig entstanden ist und 1817 in Padua uraufgeführt wurde: Romilda e Costanza. In neuerer Zeit wurde diese Semiseria noch nicht wieder gespielt. Erst ein kürzlich gefundenes Manuskript stellt eine verlässliche Quelle für eine Wiederentdeckung dar. In den Titelpartien sind Antonella Colaianni als Romilda und Silvia Dalla Benetta als Costanza zu erleben, Colaianni setzte bereits im letzten Jahr als Ernestina in Rossinis Farsa L'equivoco stravagante Akzente (siehe auch unsere Rezension). Auch die beiden Buffo-Partien, Giulio Mastrototaro und Emmanuel Franco, dürften aus dieser Produktion noch in bester Erinnerung sein. Dalla Benetta hat in Bad Wildbad unter anderem im letzten Jahr die Titelpartie in Zelmira interpretiert (siehe auch unsere Rezension) und war in Moïse als Gattin des Pharao, Sinaïde, zu erleben. In Meyerbeers Oper lieben beide Frauen Tebaldo, der von Patrick Kabongo gesungen wird, der als Preisträger der Akademie BelCanto ebenfalls schon zahlreiche Tenorpartien hier gesungen hat. Die musikalische Leitung übernimmt Luciano Acocella. Die Premiere findet am 19. Juli 2019 um 19.00 Uhr in der Trinkhalle statt. (Weiterer Aufführungstermin: 26. Juli 2019 um 19.00 Uhr) Als letzte Oper folgt dann am 20. Juli 2019 um 19.00 Uhr im Königlichen Kurtheater Rossinis Tancredi. Rossini erlangte mit der Uraufführung 1813 in Venedig auch im Ausland Berühmtheit. Für Ferrara arbeitete er das Stück kurze Zeit später mit einem tragischen Ende um und schuf anschließend noch eine dritte Fassung für Mailand. Bei einer modernen Aufführung dieser Oper hat man folglich immer die Qual der Wahl, welche Version man wählt. In Bad Wildbad hat man sich nun für eine "integrale Aufnahme der tragischen Fassung von Ferrara" entschieden, in der Tancredi in den Armen seiner Geliebten Amenaide stirbt. Um den kammerspielartigen Charakter des Werkes zu betonen, inszeniert Jochen Schönleber die Geschichte im kleinen Kurtheater. Für die Titelpartie kehrt Diana Haller nach Bad Wildbad zurück, wo sie 2011 relativ zu Beginn ihrer Karriere mit dem International Belcanto Prize ausgezeichnet wurde. Elisa Balbo, die noch als Anaï in Moïse aus dem letzten Jahr und Anna in Maometto II aus dem vorletzten Jahr in guter Erinnerung sein dürfte, übernimmt die Partie der Amenaide. In weiteren Rollen sind Patrick Kabongo als Argirio und Ugo Guagliardo als Orbazzano zu erleben. Die musikalische Leitung übernimmt Antonino Fogliani. (Weitere Aufführungen: 23. Juli 2019 um 19.40 Uhr, 25. Juli 2019 um 11.15 und 28. Juli 2019 um 15.40 Uhr) Zu allen Opernproduktionen gibt es jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn einen Einführungsvortrag. Natürlich dürfen auch die alljährlichen Konzerte unter dem Titel Rossini & Co. I, Rossini & Co. II und Rossini & Co. III nicht fehlen, in denen die Teilnehmer der Masterclass, in diesem Jahr unter der Leitung von Filippo Morace und Silvia Dalla Benetta, Arien und Ensembles im Königlichen Kurtheater präsentieren. Nach dem erfolgreichen Debüt im Vorjahr kehrt auch das Trio Zedda, die drei Enkelkinder von Alberto Zedda, am 20. Juli 2019 um 14.45 Uhr ins Königliche Kurtheater nach Bad Wildbad zurück und präsentiert unter anderem am Klavier (Valentina), an der Violine (Luca) und am Violoncello (Chiara) ein eigens für die drei komponiertes Arrangement aus Guillaume Tell. Das komplette Programm, Karten und weitere Informationen gibt es unter www.rossini-in-wildbad.de. |
Rezensionen:
Corradino, Cuor di ferro oder Matilde di Shabran
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