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Meisterklasse der KoloraturenVon Thomas Molke / Fotos folgen Nachdem sich bereits im Rahmen des Eröffnungswochenendes im Königlichen Kurtheater die Teilnehmer der Meisterklasse vorgestellt haben, die Filippo Morace für Lorenzo Regazzo übernommen hatte, da dieser wegen persönlicher Probleme kurzfristig heimreisen musste, folgt nun am ersten offiziellen Festspielwochenende die nächste Meisterklasse unter neuer Leitung. Diese hat die Sopranistin Silvia Dalla Benetta übernommen, die dem Publikum in Bad Wildbad aus den vergangenen Jahren als großartige Belcanto-Interpretin in bester Erinnerung sein dürfte. Die Konzerte haben sich mittlerweile zu einem Geheimtipp beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad entwickelt, da man hier vielversprechende Nachwuchskünstler erleben kann, bevor sie auf den Bühnen der Welt Karriere machen. Erinnert sei beispielsweise an Olga Peretyatko oder Diana Haller, die beide hier vor einigen Jahren zu erleben waren. Letztere kehrt in diesem Jahr nach Bad Wildbad zurück, um die Titelpartie in Rossinis Tancredi zu interpretieren. Da die Veranstaltungen im Königlichen Kurtheater immer rasch ausverkauft sind, hat man die Anzahl der Konzerte mittlerweile auf drei erhöht. Die Eintrittsgelder für die Konzerte leisten auch einen Beitrag zur Finanzierung dieser Meisterklassen. Im zweiten Konzert präsentieren sich fünf Teilnehmerinnen und vier Teilnehmer in Arien, Duetten und kleinen Opernszenen. Unter den Teilnehmern befinden sich auch vier Stipendiaten, deren Teilnahme an der Meisterklasse vom Freundeskreis des Festivals finanziert wird und die auch in weiteren Produktionen des diesjährigen Festivals zu erleben sind. Die Mezzosopranistin Lamia Beuque, die beim ersten Konzert als Isabella aus Rossinis L'italiana in Algeri aufhorchen ließ, kann am zweiten Konzert leider nicht teilnehmen, weil sie am gleichen Nachmittag noch als Contessa d'Arco in Rossinis Corradino, Cuor di ferro ossia Matilde di Shabran zu erleben ist. Julian Henao Gonzalez, ein weiterer Stipendiat der Meisterklasse, präsentiert sich in diesem Konzert zwar noch mit der Arie des Conte Alberto aus Rossinis L'occasione fa il ladro, ist allerdings beim Schlussapplaus nicht mehr anwesend, da auch er sich auf seine Doppelrolle Egoldo und Rodrigo in der Nachmittagsvorstellung vorbereiten muss. Weitere Stipendiaten sind César Cortés und Claire Gascoin, die heute keine weitere Vorstellung haben. Cortés ist bei diesem Festival noch als Valerio in Simon Mayrs Farsa L'accademia di musica und als Costanzas Vater Lotario in der konzertanten Aufführung von Giacomo Meyerbeers erster italienischer Oper Romilda e Costanza zu erleben. Gascoin hat in Meyerbeers Oper die Partie der Annina, der Nichte des Burgherrn, und in Rossinis Tancredi die Rolle von Tancredis treuem Begleiter Roggiero übernommen. Gascoin stellt auch in diesem Konzert mit samtweichem Mezzo und großartigem Ausdruck ihre Begabung für Hosenrollen unter Beweis. Zunächst begeistert sie als Schelm Cherubino in seiner berühmten Ariette "Voi che sapete". Wunderbar spielt Gascoin dabei die scheinbare Unschuld des jungen Schwerenöters aus und punktet mit frischem Mezzo. Auch beim Lied des Stéphano aus Gounods Oper Roméo et Juliette zeigt sie sich absolut keck, wenn sie die Capulets mit Geiern vergleicht, in deren Nest sich Juliette als Turteltaube verirrt hat. Cortés widmet sich an diesem Morgen den Leiden des verliebten Nemorino aus Donizettis L'elisir d'amore. Zuerst stellt er gemeinsam mit Maria del Mar Humanes als Adina auch sein komisches Talent unter Beweis, wenn er versucht, Adina die kalte Schulter zu zeigen, dabei seine wahren Gefühle allerdings nicht verbergen kann. Dann präsentiert er noch die berühmte Arie "Una furtiva lagrima" und glänzt dabei mit wunderbar lyrischen Bögen. Auch andere Teilnehmer der Meisterklasse sind in weiteren Aufführungen des diesjährigen Festivals zu erleben. Da ist zunächst Javier Povedano zu nennen, der bereits im vergangenen Jahr an den Meisterklassen von Raúl Giménez und Lorenzo Regazzo teilgenommen hat und in diesem Jahr noch als böser Retello in der konzertanten Aufführung von Meyerbeers Romilda e Costanza und als komischer Marchese Parpagnacco in der Salonoper I tre gobbi von Manuel García zu erleben ist. Wie im ersten Konzert widmet er sich erneut dem Guglielmo aus Mozarts Così fan tutte und begeistert mit voluminösem Bassbariton und großartigem Ausdruck, wenn Guglielmo weiterhin an die Treue seiner Fiordiligi glaubt, nachdem er die Braut seines Freundes Ferrando, Dorabella, verführt hat. Maria del Mar Humanes, die auch als freches Dienstmädchen Vespina in Mayrs L'accademia di musica zu erleben ist, begeistert vor allem mit großartigen Koloraturen in dem berühmten Walzer der Juliette, "Je veux vivre", aus Gounods Roméo et Juliette. Als Adina kann sie gemeinsam mit Nemorino im Duett zu Beginn des Konzerts vor allem ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen. Timophey Pavlenko ist in Meyerbeers Romilda e Costanza in der kleinen Rolle des Ugo zu erleben und punktet als Assur in Rossinis Semiramide mit wunderbar schwarzen Tiefen. Von den weiteren Teilnehmerinnen lässt vor allem Chiara Milini aufhorchen, die sich zwei äußerst anspruchsvolle Stücke ausgewählt hat. Mit sehr rundem Sopran präsentiert sie zunächst die große Schlussszene der Amina aus Bellinis La sonnambula und begeistert dabei mit großartigem Ausdruck. Auch bei der berühmten Arie aus Verdis La traviata "Sempre libera", die sie mit dem großen Vorspiel "È strano" präsentiert, punktet Milini durch sauber ausgesungene Koloraturen und strahlende Höhen, so dass man sie für diese Partie gleich vom Fleck weg engagieren möchte. Zum Abschluss des Programms überzeugt sie im berühmten Blumenduett aus Delibes' Lakmé gemeinsam mit Dagmar Drechslerova mit einer bewegenden Innigkeit. Auch die Sopranistin Medea De Anna zeigt, dass bei dieser Meisterklasse wohl besonderes Augenmerk auf Koloraturen gelegt worden sein dürfte. Die große Szene der Ophélie aus Ambroise Thomas' Oper Hamlet präsentiert sie mit großartigem Ausdruck und lässt Ophélies allmählichen Wahnsinn mit extrem schwierigen Koloraturen, die sie sauber aussingt, sehr glaubhaft werden. Dagmar Drechslerova verfügt als Angelina in dem berühmtem Schlussrondo aus La Cenerentola über eine sehr voluminöse Mittellage. Des Weiteren präsentiert sie die zweite große Arie der Rosina aus Il barbiere di Siviglia, "Contro un cor". Als Zugabe gibt es dann noch das berühmte Duett "La ci darem la mano" aus Mozarts Don Giovanni mit Pavlenko in der Titelpartie und Humanes als Zerlina. Dabei überzeugen die beiden stimmlich und szenisch durch große Spielfreude. FAZIT Auch In diesem Konzert der Meisterklasse sind vielversprechende Talente zu erleben, denen eine große Bühnenkarriere zu wünschen ist. Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2019 Programm des Konzertes Gaetano Donizetti: L'elisir d'amore (1832): Duett Adina - Nemorino "Esuti pur la barbara (Maria del Mar Humanes, César Cortés) Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Arie der Rosina "Contro un cor" (Dagmar Drechslerova) Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Arie des Guglielmo "Rivolgete a lui lo sguardo" (Javier Povedano) Gioachino Rossini: La cambiale di matrimonio (1810): Arie der Fannì "Vorrei spiegarvi il giubilo" (Medea De Anna) Gaetano Donizetti: L'elisir d'amore (1832): Romanze des Nemorino "Una furtiva lagrima" (César Cortés) Vincenzo Bellini: La sonnambula (1831): Szene und Schlussarie der Amina "Ah non credea mirarti" (Chiara Milini) Gioachino Rossini: Semiramide (1823): Arie des Assur "Deh ti ferma" (Timophey Pavlenko) Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Ariette des Cherubino "Voi che sapete" (Claire Gascoin) Gioachino Rossini: L'occasione fa il ladro (1812): Arie des Conte Alberto "D'ogni più sacro impegno" (Julian Henao Gonzalez) Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Rondo der Angelina "Nacuqi all'affano" (Dagmar Drechslerova) Giuseppe Verdi: La traviata (1853): Arie der Violetta "Sempre libera" (Chiara Milini) Charles Gounod: Roméo et Juliette (1867): Ariette (Walzer) der Juliette "Je veux vivre" (Maria del Mar Humanes) Ambroise Thomas: Hamlet (1868): Rezitativ der Ophélie "À vos jeux, mes amis" (Medea De Anna) Charles Gounod: Roméo et Juliette (1867): Lied des Stéphano "Que fais-tu, blanche tourterelle" (Claire Gascoin)
Léo Delibes: Lakmé (1883): Blumen-Duett "Sous le dôme épais" (Chiara
Milini, Dagmar Drechslerova) |
AusführendeKlavier Teilnehmer der Masterclass
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