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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
11.07.2019 - 28.07.2019


Rossini & Co. I Opernszenen

Konzert der Teilnehmer der Masterclass von Filippo Morace

In italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 25' (keine Pause)

Aufführung im Königlichen Kurtheater am 14. Juli 2019

 

 

 

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Meisterklasse unter neuer Leitung

Von Thomas Molke / Fotos folgen

Die Konzerte der Teilnehmer der Meisterklassen, die in den vergangenen Jahren von Raúl Giménez und Lorenzo Regazzo geleitet worden sind, haben sich mittlerweile zu einem Geheimtipp beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad entwickelt, da man hier vielversprechende Nachwuchskünstler erleben kann, bevor sie auf den Bühnen der Welt riesige Erfolge feiern. Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an Olga Peretyatko oder Diana Haller, die beide hier vor einigen Jahren in diesen Konzerten zu erleben waren. Daher verwundert es nicht, dass die Veranstaltungen im Königlichen Kurtheater immer stark nachgefragt werden und man die Anzahl der Konzerte mittlerweile auf drei erhöht hat, wobei das erste Konzert bereits im Rahmen des Auftaktwochenendes stattfindet. In diesem Jahr ist einiges anders als in den Vorjahren. Lorenzo Regazzo, der neben der Meisterklasse auch die Eröffnungspremiere L'accademia di musica von Johann Simon Mayr inszenieren sollte, musste nach wenigen Tagen wegen persönlicher Probleme nach Venedig heimreisen. Filippo Morace, der unter anderem auch die Partie des Guglielmo in Mayrs L'accademia di musica interpretiert, hat Regazzos Meisterklasse übernommen. Darin präsentieren sich insgesamt vier Teilnehmerinnen und drei Teilnehmer, die teilweise auch in den Opernproduktionen des diesjährigen Festivals zu erleben sind. Morace selbst lässt sich an diesem Vormittag entschuldigen, da er wegen anderer Verpflichtungen nicht in Bad Wildbad bleiben konnte und erst zur nächsten Aufführung von L'accademia di musica am 20. Juli zurückkehrt.

Das Programm umfasst bekannte und weniger bekannte Arien von Rossini, Mozart und Bellini. Den Anfang macht die Sopranistin Maria del Mar Humanes mit der berühmten Arie der Rosina aus Rossinis Il barbiere di Siviglia. "Una voce poco fa" kann sie dieses Jahr in Bad Wildbad direkt mehrere Male singen, da die Arie in das Akademiekonzert in Mayrs L'accademia di musica eingebaut worden ist und dort von ihr in der Rolle der Dienerin Vespina interpretiert wird. Humanes überzeugt mit sauber ausgesungenen Koloraturen und vollzieht absolut glaubhaft den Wechsel Rosinas von einem scheinbar unschuldigen Mädchen hin zu einer selbstbestimmten jungen Frau, die ganz genau weiß, was sie will. Im weiteren Verlauf des Konzertes präsentiert sie noch eine eher unbekannte Arie der Aspasia aus Mozarts Frühwerk Mitridate und lässt hier erneut mit großartiger Technik die Koloraturen nur so perlen. Auch César Cortés ist nach seinem Auftritt als Valerio in Mayrs L'accademia di musica zwei Tage zuvor mit zwei Arien im Konzert zu erleben. Körperlich scheint er ein wenig angeschlagen zu sein, da er beim ersten Auftritt etwas humpelt und sich bei der zweiten Arie sogar am Flügel abstützen muss. Stimmlich ist ihm dabei nichts anzumerken. Ferrandos Arie "Un' aura amorosa" aus Mozarts Così fan tutte präsentiert er mit lyrischem Schmelz und überzeugt auch als Conte Alberto in Rossinis L'occasione fa il ladro mit sauberen Höhen.

Javier Povedano begeisterte nicht nur einen Tag zuvor in Garcías I tre gobbi als Marchese Parpagnacco, sondern nahm auch im vergangenen Jahr an den Meisterklassen von Raúl Giménez und Lorenzo Regazzo teil. Bei diesem Konzert ist er direkt dreimal vertreten. Zunächst verführt er als Guglielmo die Verlobte seines Freundes Ferrando, Dorabella, in einem auch szenisch bewegend umgesetzten Duett. Dabei punktet Povedano mit der ihm ganz eigenen Komik. Seine Qualitäten als Buffo-Bassbariton stellt er anschließend als Taddeo in Rossinis L'italiana in Algeri unter Beweis, wenn er mit der von ihr verehrten Isabella in Streit gerät. Als szenischen Gag hat man den Techniker Moussé Dior Thiam als Statisten eingebaut, der mit muskulösem nackten Oberkörper und starrem Blick als Mustafà Isabellas Begleiter das Fürchten lehrt und die schöne Italienerin am Ende des Duetts von der Bühne trägt. Mit markanten Tiefen und großem Volumen in der Mittellage gibt Povedano im Anschluss noch den Grafen aus Mozarts Le nozze di Figaro, der allmählich erkennt, dass ihm von mehreren Seiten übel mitgespielt wird.

Von den weiteren Teilnehmern lässt vor allem Lamia Beuque aufhorchen. Als Isabella überzeugt sie im Duett mit Povedano mit einem satten Mezzo und großer Beweglichkeit in den Läufen. Mit großem Spielwitz foppt sie Povedano als Taddeo und macht ihm sehr deutlich, dass sie ihre eigenen Interessen verfolgt und dem verliebten Mustafà gegenüber keineswegs abgeneigt ist. Zum Schluss präsentiert sie noch die Auftritts-Kavatine des Romeo aus Bellinis I Capuleti ed i Montecchi, in der Romeo unerkannt für Frieden zwischen den Capuleti und Montecchi wirbt, der durch eine Hochzeit zwischen Giulietta und Romeo besiegelt werden könne. Auch hier punktet Beuque mit samtigem Mezzo gepaart mit dramatischen Höhen. Timophey Pavlenko begeistert mit dunklem Bass in der Arie des Rodolfo aus Bellinis La sonnambula und in der berühmten Verleumdungs-Arie des Don Basilio aus Rossinis Il barbiere di Siviglia.

Die beiden weiteren Teilnehmerinnen widmen sich sowohl Rossini als auch Mozart. Claire Gascoin bewegt zunächst mit weichem Mezzo beim Gebet der Pamira aus Rossinis eher unbekannter Oper L'assedio di Corinto, der späteren italienischen Fassung seiner französischen Oper Le siège de Corinthe. Im Duett mit Povedano aus Mozarts Così fan tutte überzeugt sie durch kokettes Spiel und gibt dem "fremden" Verehrer nur allzu gerne nach. Große Dramatik legt sie in Dorabellas Arie "Smanie implacabili", in der sie die Abwesenheit ihres Verlobten Ferrando beklagt. Dominique Dethier schlüpft in die Rolle der Donna Anna aus Mozarts Don Giovanni und punktet mit großer Leidensfähigkeit. Von Rossini präsentiert sie eine Arie der Sofia aus der Farsa Il signor Bruschino. Als Zugabe präsentiert sie dann noch mit Gascoin und Povedano das berühmte Terzett "Soave sia il vento" aus Così fan tutte. Besonderes Lob gebührt Gianluca Ascheri am Klavier, der nicht nur mit voller Konzentration und sehr viel Einfühlungsvermögen die Solisten begleitet, sondern, wie Festspiel-Intendant Jochen Schönleber in seiner kurzen Ansprache erwähnt, direkt im Anschluss noch eine gut vierstündige Hauptprobe musikalisch begleiten muss. So gibt es für alle Beteiligten am Ende nicht nur die obligatorischen Sonnenblumen sondern auch großen, verdienten Applaus.

FAZIT

In diesem Konzert der Meisterklasse präsentieren sich vielversprechende Talente, denen eine große Bühnenkarriere zu wünschen ist.

Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2019

Programm des Konzertes

Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Arie der Rosina "Una voce poco fa" (Maria del Mar Humanes)

Vincenzo Bellini: La sonnambula (1831): Arie des Rodolfo "Vi ravviso o luoghi ameni" (Timophey Pavlenko)

Gioachino Rossini: Il signor Bruschino (1813): Rezitativ und Arie der Sofia "Se condur volete - Ah, donate il caro sposo" (Dominique Dethier)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Arie des Ferrando "Un' aura amorosa" (César Cortés)

Gioachino Rossini: L'assedio di Corinto (1826): Gebet der Pamira "Giusto ciel" (Claire Gascoin)

Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni (1787): Rezitativ und Arie der Donna Anna "Crudele? - Non mi dir, bell'idol mio" (Dominique Dethier)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Duett Dorabella - Guglielmo "Il core vi dono" (Claire Gascoin, Javier Povedano)

Wolfgang Amadeus Mozart: Mitridate (1770): Arie der Aspasia "Nel grave tormento" (Maria del Mar Humanes)

Gioachino Rossini: L'italiana in Algeri (1813): Duett Isabella - Taddeo "Ai capricci della sorte" (Lamia Beuque, Javier Povedano, Moussé Dior Thiam als Mustafà (Statist))

Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Arie des Don Basilio "La calunnia" (Timophey Pavlenko)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Arie der Dorabella "Smanie implacabili" (Claire Gascoin)

Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Rezitativ und Arie des Conte "Hai già vinta la causa - Vedrò mentr'io sospiro" (Javier Povedano)

Gioachino Rossini: L'occasione fa il ladro (1812): Arie des Conte Alberto "D'ogni più sacro impegno" (César Cortés)

Vincenzo Bellini: I Capuleti ed i Montecchi (1830): Kavatine des Romeo "Se Romeo t'uccise un figlio" (Lamia Beuque)

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Ausführende

Klavier
Gianluca Ascheri

Teilnehmer der Masterclass
Lamia Beuque, Mezzosopran
César Cortés, Tenor
Dominique Dethier, Sopran
Claire Gascoin, Mezzosopran
Maria del Mar Humanes, Sopran
Timophey Pavlenko, Bass
Javier Povedano, Bassbariton

 


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