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Meisterklasse mit Verleihung zweier PreiseVon Thomas Molke Unter den Konzerten der Teilnehmer der Meisterklassen beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad, die sich bei den Festivalbesuchern so großer Beliebtheit erfreuen, dass die Anzahl mittlerweile auf drei Konzerte erhöht worden ist, nimmt das letzte Konzert immer einen besonderen Stellenwert ein, da man hier nicht nur die potentiellen Stars von morgen erlebt, sondern auch der Internationale Belcanto Preis verliehen wird, der mit einem Rollenangebot bei einem künftigen Festival verbunden ist. Zusätzlich wird jedes Jahr auch noch ein nicht dotierter Publikumspreis vergeben, der laut Festspielintendant Jochen Schönleber am Applaus für die einzelnen Beiträge gemessen werde. Das ist auch in diesem Jahr wieder sehr schwierig, da direkt mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer diesen Preis - gemessen am subjektiven Empfinden des Applauses - verdient hätten. Aber es kann eben nur einen Gewinner geben, und in diesem Jahr fällt die Wahl auf die Stipendiatin Lamia Beuque, die neben ihrer Interpretation der Isabella aus Rossinis L'italiana in Algeri im ersten und letzten Konzert auch als Contessa d'Arco in der szenischen Produktion von Rossinis Corradino, Cuor di ferro ossia Matilde di Shabran mit dunklem Mezzosopran begeistert. In diesem Konzert bringt sie das Publikum mit Isabellas Rondo "Pensa alla patria" mit stupenden Läufen und großartigen Höhen regelrecht zum Toben. Auch in ihrem ersten Auftritt als Charlotte aus Massenets Werther glänzt sie durch großartige Dramatik. In diesem Jahr werden die beiden Meisterklassen in Bad Wildbad nicht von Raśl Giménez und Lorenzo Regazzo geleitet. Giménez weilt zur Zeit in Argentinien, und Regazzo musste wegen persönlicher Probleme nach Venedig reisen und seine Teilnahme am diesjährigen Festival absagen. So haben Filippo Morace, der unter anderem auch die Partie des Guglielmo in Mayrs L'accademia di musica interpretiert, und Silvia Dalla Benetta, die dem Publikum in Bad Wildbad aus den vergangenen Jahren als großartige Belcanto-Interpretin in bester Erinnerung ist, in diesem Jahr ansonsten allerdings nur im Festkonzert mit den Alternativarien Rossinis auftritt, die Leitung der Meisterklassen übernommen. Nachdem sich im ersten Konzert Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Moraces Meisterklasse vorgestellt haben und im zweiten Konzert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Dalla Benettas Meisterklasse zu erleben waren, sind im letzten Konzert nun sieben Teilnehmerinnen und vier Teilnehmer aus beiden Meisterklassen zu hören. Mit dabei ist auch wieder eine chinesische Delegation, die in diesem Jahr hauptsächlich von Dalla Benetta betreut worden ist. Als alter Bekannter kehrt hier der Tenor Xiang Xu zurück, der beim letzten Festival in fast allen Produktion mitgewirkt hat. In diesem Jahr präsentiert er die Arie des Ilo aus Rossinis Zelmira. Sein Tenor besitzt wie im Vorjahr eine hohe Durchschlagskraft, geht jedoch in den extremen Höhen der Arie an seine Grenzen. Für den Internationalen Belcanto-Preis hätte es in diesem Jahr wie für den Publikums-Preis mehrere Anwärterinnen und Anwärter gegeben. Ausgezeichnet wird in diesem Jahr der junge kolumbianische Tenor César Cortés, der - genau wie Beuque - in diesem Jahr Stipendiat der Meisterklasse ist und dessen Teilnahme folglich vom Freundeskreis des Festivals finanziert worden ist. Außerdem ist er in diesem Jahr noch als Valerio in Simon Mayrs Farsa L'accademia di musica, als Costanzas Vater Lotario in der konzertanten Aufführung von Giacomo Meyerbeers erster italienischer Oper Romilda e Costanza und im Festkonzert mit den Alternativarien Rossinis zu erleben. Auch an diesem Morgen hat er gleich mehrere Auftritte. Zunächst begeistert er wie schon im zweiten Konzert an der Seite von Maria del Mar Humanes als verliebter Nemorino aus Donizettis L'elisir d'amore. Mit tenoralem Schmelz sehnt er sich im Duett nach der Angebeteten Adina, die ihn allerdings noch ein bisschen zappeln lässt. Wie schon im zweiten Konzert setzen Cortés und Humanes das Liebespaar mit großer Intensität und Komik um. Als Solo hat er sich dann noch die äußerst anspruchsvolle Arie des Tonio aus Donizettis La fille du régiment vorgenommen und punktet mit sauber ausgesungenen Spitzentönen. Der Titel "Quel jour de fête" dürfte Cortés nach dem Erhalt des Preises sicherlich aus der Seele sprechen. Eine weitere Anwärterin für einen der beiden Preise wäre sicherlich auch die dritte Stipendiatin, Claire Gascoin, gewesen, die in den Opern Tancredi als Trancredis treuer Begleiter Roggiero und in Meyerbeers Romilda e Costanza als Nichte des Burgherrn, Annina, mit warmem Mezzosopran begeistert. Im dritten Konzert stellt sie unter Beweis, dass ihr sowohl die Hosenrollen als auch die dunklen Frauenpartien liegen. Zunächst präsentiert sie eine Arie des Sesto aus Mozarts La clemenza di Tito und punktet dabei mit dunklem, kräftigem Mezzosopran. Begleitet wird sie dabei nicht nur von Gianluca Ascheri, der am Klavier wieder Außerordentliches leistet, sondern auch noch von Javier Povedano auf der Soloklarinette. Als zweites Stück präsentiert sie dann die melancholische Romanze der Nelly aus Bellinis relativ unbekannter Oper Adelson e Salvini. Auch hier überzeugt Gascoin mit samtweichem Mezzosopran und großartigem Ausdruck. Ihr komisches Talent zeigt sie dann als Angelina in dem berühmten Sextett aus Rossinis La Cenerentola, "Questo è un nodo avviluppato". Auch Maria del Mar Humanes hätte bei diesem Festival einen Preis verdient. In diesem Jahr begeistert sie nicht nur in Mayrs L'accademia di musica als keckes Dienstmädchen Vespina, sondern hat sich auch Donizettis Primadonnen Adina aus L'elisir d'amore und Norina aus Don Pasquale verschrieben. Mit kräftigem Sopran und strahlenden Koloraturen schmachtet sie als Norina ein Foto von Richard Gere an und wirft hinterher mit Rosen um sich, auch wenn die meisten nicht wie geplant im Saal sondern auf der Bühne landen. Als Adina bietet sie mit Cortés darstellerisch und stimmlich ein wunderbares Paar. Da ist es von der Sopranistin Dominique Dethier schon ein wenig ungeschickt, ebenfalls in die Rolle der Adina zu schlüpfen und sich so einem Vergleich mit Humanes auszusetzen. Dass in den Meisterklassen nicht nur am Gesang sondern auch am szenischen Ausdruck gearbeitet wird, macht vor allem der Buffo-Bariton Javier Povedano deutlich, der ebenfalls für seinen Einsatz beim diesjährigen Festival einen Preis verdient hätte. Gleich zweimal glänzt er als verschmitzter Diener Dandini aus Rossinis La Cenerentola, einmal im berühmten Sextett, dann in seiner großartigen Kavatine "Come un'ape nei giorni d'aprile", in der er glaubhaft genießt, mit dem Prinzen die Rollen getauscht zu haben. Cortés, Dethier, Humanes und Timophey Pavlenko stehen ihm in beiden Fällen mit großartiger Komik zur Seite. Humanes und Dethier geben mit großem Spielwitz die beiden zickigen Schwestern Clorinda und Tisbe, die beim Sextett überhaupt nichts mehr verstehen und den verkleideten Kammerdiener in dessen Kavatine herrlich aufdringlich umwerben. Pavlenko gestaltet mit großem Spielwitz den selbstgefälligen Don Magnifico, der absolut überzeugt davon ist, dass seine Töchter beim angeblichen Prinzen punkten können. Cortés gibt sich eher ein wenig ernst, weil er als Don Ramiro nicht will, dass sein Diener übertreibt. Szenisch und musikalisch sind beide Nummern ein absoluter Genuss. Einen weiteren Höhepunkt stellt der offizielle Abschluss des Programms dar. Povedano präsentiert mit Pavlenko das berühmte Duett "Cheti, cheti, immantinente" aus Don Pasquale. Dabei gelingen Povedano als Malatesta und Pavlenko als Don Pasquale die halsbrecherischen Läufe und Parlandostellen mit großartiger Präzision. Als Zugabe gibt es dann noch von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern das erste Finale aus Il barbiere di Siviglia. Das Publikum bedankt sich mit großem Beifall. FAZIT Auch Filippo Morace und Silvia Dalla Benetta präsentieren mit ihren Meisterklassen großartige Ergebnisse, die nachvollziehbar machen, wieso sich die Konzerte mittlerweile zu einem Geheimtipp des Festivals entwickelt haben. Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2019 Programm des Konzertes Georg Friedrich Händel: Giulio Cesare in Egitto (1724): Arie der Cleopatra "Piangerò la sorte mia" (Yixiao Li) Charles Gounod: Faust (1859): Juwelenarie der Margarethe "Ah, je ris de me voir si belle" (Fang Guo) Giacomo Puccini: Gianni Schicchi (1918): Romanze der Lauretta "O mio babbino caro" (Ziwen Kong) Wolfgang Amadeus Mozart: La clemenza di Tito (1791): Arie des Sesto "Parto, ma tu ben mio" (Claire Gascoin, Klarinetten-Solo: Javier Povedano) Gioachino Rossini: Zelmira (1822): Arie des Ilo "Terra amica" (Xiang Xu) Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Sextett "Questo è un nodo avviluppato" (César Cortés, Dominique Dethier, Claire Gascoin, Maria del Mar Humanes, Timophey Pavlenko, Javier Povedano) Gaetano Donizetti: Don Pasquale (1843): Arie der Norina "Quel guardo, il cavaliere" (Maria del Mar Humanes) Gioachino Rossini: L'italiana in Algeri (1813): Arie des Mustafà "Già d'insolito ardore" (Timophey Pavlenko) Vincenzo Bellini: Adelson e Salvini (1825): Romanze der Nelly "Dopo l'oscuro nembo" (Claire Gascoin) Gaetano Donizetti: L'elisir d'amore (1832): Duett Adina - Nemorino "Chiedi all' aura" (Maria del Mar Humanes, César Cortés) Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Kavatine des Dandini "Come un'ape nei giorni d'aprile" (Javier Povedano mit César Cortés als Don Ramiro, Timophey Pavlenko als Don Magnifico, Dominique Dethier und Maria del Mar Humanes als Clorinda und Tisbe) Jules Massenet: Werther (1892): Arie der Charlotte "Va!... laisse couler mes larmes" (Lamia Beuque) Gaetano Donizetti: L'elisir d'amore (1832): Arie der Adina "Prendi, per me sei libero" (Dominique Dethier mit César Cortés als Nemorino) Gioachino Rossini: L'italiana in Algeri (1813): Rondo der Isabella "Pensa alla patria" (Lamia Beuque) Gaetano Donizetti: La fille du régiment (1840): Arie des Tonio "Ah! mes amis, quel jour de fête" (César Cortés)
Gaetano Donizetti: Don Pasquale (1843): Duett Malatesta - Don Pasquale "Cheti,
cheti, immantinente" (Javier Povedano, Timophey Pavlenko) |
AusführendeKlavier Teilnehmer der Masterclass
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