2020 übernimmt die Italienerin Rosetta Cucchi die
künstlerische Leitung des Wexford Opera Festival, das dann zum 69.
Mal Operninteressierte aus aller Welt in das beschauliche Küstenstädtchen an
der Südostküste Irlands lockt, um Opernraritäten jenseits des gängigen
Repertoires kennen zu lernen. Während normalerweise im Rahmen des vorherigen
Festivals durch einen kleinen Einleger im Programmheft auf die
Hauptveranstaltungen im kommenden Jahr hingewiesen worden ist, hat Cucchi in
diesem Jahr eine große Pressekonferenz anberaumt, um im Jerome Hynes Theatre
Presse und Publikum von ihren umfangreichen Plänen für das kommende Jahr zu informieren. Dabei
trägt sie ihre Ideen so enthusiastisch und viel versprechend vor, dass sie
im Anschluss von allen Besuchern begeisterten Applaus erntet.
Wie in den Jahren zuvor wird es weiterhin drei große
Opernproduktionen fernab des gängigen Repertoires geben. Neu ist allerdings,
dass diese Opern alle unter ein besonderes Thema gestellt werden. Das Thema
des nächsten Jahres lautet "Shakespeare in the Heart" und deutet an, dass
alle Produktionen in irgendeinem Zusammenhang zu dem berühmten Dichter aus
Stratford-upon-Avon stehen werden.
Eröffnet wird das Festival am 20. Oktober 2020 im O'Reilly Theatre im National Opera House mit Ein Wintermärchen von
Karl Goldmark, basierend auf der gleichnamigen Komödie von William
Shakespeare. Die Regie übernimmt Dmitry Bertman. Die musikalische Leitung
liegt in den Händen von Markus Bosch. (Weitere Termine: 23., 26. und 29.
Oktober 2020)
Weiter geht es am 21. Oktober 2020 im O'Reilly
Theatre im National Opera House mit Le Songe d'une nuit d'été von
Ambroise Thomas. Dabei handelt es sich allerdings nicht - wie man vielleicht
denken könnte - um eine französische Version von Shakespeares
Midsummernight's Dream. Vielmehr tritt in dieser Oper Shakespeare als
Person selbst auf und begegnet im letzten Akt Queen Elizabeth I., die ihm
eine glorreiche Zukunft prophezeit, wenn er seinen Lebenswandel ein wenig
ändere und sich auf sein Talent konzentriere. Inszenieren wird Walter Le Moli. Die musikalische Leitung übernimmt Guillaume Tourniaire. (Weitere
Termine: 24. und 27. Oktober 2020 und 1. November 2020)
Die dritte Oper stammt von Alfredo Catalani und
dürfte genauso unbekannt sein wie die beiden vorherigen Produktionen:
Edmea. Erzählt wird eine unglückliche Liebesgeschichte, die zwar nicht
von Shakespeare stammt, dabei allerdings zahlreiche Elemente enthält, die
man in Shakespeares Tragödien finden kann. Die Regie übernimmt die junge
Julia Burbech. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Francesco
Cilluffo, der für die folgenden drei Jahren als Gastdirigent verpflichtet
worden ist. (Termine im O'Reilly Theatre im National Opera House: 22., 25.,
28. und 31. Oktober 2020)
Neben den "12 Nächten", die diese Aufführungen
umfassen, wird es zusätzlich am 30. Oktober 2020 im O'Reilly Theatre ein
Konzert mit der lyrischen Koloratursopranistin Lisette Oropesa geben. Das
allseits beliebte Gala-Konzert wird genauso beibehalten (Termin: 24.
Oktober 2020) wie die Lunchtime Recitals in der St. Iberius Church
und die Dr. Tom Walsh Lecture im Jerome Hynes Theatre.
Im Clayton Whites Hotel wird es künftig keine "Short
Works" mehr geben, sondern an vier Abenden nach den Opernaufführungen ein
sogenanntes Late-Night Cabaret des Artistes, wo sich Künstler aus
unterschiedlichen Branchen (Gesang, Tanz und Schauspiel) in Programmen
vorstellen, die auf den Spuren des französischen, deutschen, englischen und
amerikanischen Cabarets der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts wandeln.
An die Stelle der beliebten "Short Works" tritt ein
neues Format unter dem Titel "Pocket Operas / Opera Beag", das sich
ebenfalls inhaltlich an dem jeweiligen Thema des Festivals orientiert.
Diese Veranstaltungen sollen eine Plattform für junge irische Künstler und
Musiker bilden. Während in der neu gegründeten "Wexford Factory" 15
ausgewählte irische Sängerinnen und Sänger in einem Workshop im September
2020 eine Meisterklasse genießen können, bei der auch zwei Tage lang Juan
Diego Flórez unterrichten wird, werden die Musiker mit
Unterstützung des Wexford Festival Orchestra zu einem neuen jungen Orchester
unter dem Namen SinfoNua Orchestra geformt, die diese "Pocket Operas"
begleiten werden. In der Meisterklasse wird unter anderem eine Kurzfassung
von Verdis Falstaff erarbeitet, die dann während des Festivals
viermal im O'Reilly Theatre unter dem Titel Shakespeare for Fun
vormittags zur Aufführung gebracht wird. Die Regie übernimmt Publikumsliebling
Roberto Recchia. (Termine: 22., 24., 27. und 29. Oktober 2020)
Des Weiteren wird als "Pocket Opera" mit den jungen Sängerinnen und
Sängern eine Collage der schönsten Liebesszenen, Arien, Duetten und
Quartetten aus Opern auf Shakespeares Dramen unter dem Titel Shakespeare
in Love im Jerome Hynes Theatre präsentiert. (Termine: 21., 22., 23.,
26., 27., 28., 30. und 31. Oktober 2020)
Eine dritte "Pocket Opera" unter dem Titel The Dark Side
of Shakespeare widmet sich im Wexford Arts Centre den düsteren
Charakteren aus Shakespeares Dramen wie Macbeth und Othello. (Termine: 21.,
23., 25., 26., 28. 29. 30. 31. Oktober 2020)
Des Weiteren gibt es - wenn auch ohne Bezug zu
Shakespeare - Rossinis Petite Messe solennelle in der originären
Fassung für zwei Klaviere, ein Harmonium und zwölf Sängerinnen und Sängern
am 1. November 2020 in der Rowe Street Church, was Cucchi wohl, da sie wie
Rossini aus Pesaro stammt, eine Herzensangelegenheit ist.
Ein weiteres neues Event sind die "Community Events"
unter dem Titel WFO 2.0, mit denen Cucchi vor allem junges Publikum
für das Festival gewinnen will. Hier werden an unterschiedlichen Orten in
der Stadt kleine Szenen gespielt, die auch das Interesse der Menschen für
das Festival wecken sollen, die bisher um die Veranstaltungen noch
einen großen Bogen machen. Cucchi bezeichnet dieses Projekt als eine
"Schatzjagd".
Mit diesem ambitionierten Programm kann man wie Cucchi sehr
zuversichtlich auf die Zukunft des Festivals schauen.
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