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Händel-Festspiele 2022 in Halle (Saale)27.05.2022 - 12.06.2022 Fernando, Re di Castiglia
Opernfragment nach der Oper Sosarme, Re di Media Aufführungsdauer: ca. 2 h (eine Pause) Gedenkkonzert im Rahmen der Händel-Festspiele Konzertante Uraufführung im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen am 31. Mai 2022 |
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Ein Umweg über Portugal... Von Joachim Lange / Fotos: © Thomas Ziegler Ausgrabungen wie Fernando gehören zum Ehrgeiz von Festspielen. Es findet sich selbst für Festspiele in Halle (oder auch in Göttingen) immer mal noch ein Pasticcio oder eine „Gemeinschaftsarbeit“ von Händel und einem von ihm geschätzten Zeitgenossen wie Vinci. Manchmal auch ein Fragment, das noch nie in dieser Form aufgeführt wurde. Wie jetzt das aus dem Jahre 1732, das von Händel als Oper unter dem Titel Fernando, Re di Castiglia geplant war. Für die (coronabedingt komplett abgesagten) Festspiele 2020 war für den Freylinghaussen-Saal bereits eine konzertante Aufführung Sosarme, Re di Media vorgesehen bei der der Titel „Fernando, Re di Castiglia“ noch in Klammern dahinter stand. Auch damals waren schon Leo Duarte und die Musiker des Ensembles Opera Settecento gebucht. Vom Cast wäre Susanna Fairbairn, die auch jetzt die portugiesische Königstochter Elvira verkörpert, dabei gewesen. 2022 stand nun Händels ursprünglicher Arbeitstitel ohne Klammer über der als Gedenkkonzert zu Ehren von Prof. Manfred Rätzer ausgewiesenen Aufführung. Der im April 2021 im Alter von 91 Jahre verstorbene Hallenser Ökonomie-Professor war bis an sein Lebensende ein leidenschaftlicher Händelianer. Ihm verdankt die Stiftung Händelhaus den Grundstock des Aufführungsverzeichnisses aller Händel-Opern und -Oratorien von der Uraufführung bis in die Gegenwart und das weltweit! Man kann sich heute zu Zeiten des Internets kaum noch vorstellen, mit welcher Energie und Akribie Rätzer diese selbst gestellte Aufgabe, noch dazu unter DDR-Bedingungen, erfüllte. Über die Homepage des Händelhauses in Halle ist seine Datenbank heute (ganz in Rätzers Sinne) jedermann zugänglich. Völlig aus dem Nichts tauchte Fernando natürlich nicht auf. Das Fragment ist ein abgebrochener Umweg zu Händels 1732 im King’s Theatre am Haymarket uraufgeführter Oper Sosarme, Re di Media. Zu Händels Zeiten waren es vermutlich die politischen Konstellationen des Librettos, die mit den damaligen außenpolitischen Interessen der englischen Krone kollidierten und zu Händels Umweg führten. Es geht schließlich um einen royalen Machtkampf um die Krone Portugals, bei dem die Fetzen fliegen und in dem am Ende der König von Kastilien vermittelt und schlichtet. Da die Beziehungen Londons mit Portugal traditionell (und bis heute) enger sind, als die mit Spanien, schien das vorgesehene Sujet nicht so ganz zu passen. Pragmatisch wie er immer war, steuerte Händel um und verlegte den Plot vom ursprünglich vorgesehenen portugiesischen Coimbra nach Sardes in die Hauptstadt Lydiens. Bei der Umarbeitung von „Fernando“ zu Sorsame fielen von den 460 Rezitativ-Versen ungefähr 95 - so das Programmheft - der Kürzung anheim. Das Fragment endet mit der 12. Szene des zweiten Aktes. Man ahnt da schon, dass ein lieto fine unvermeidlich wird. Damit das Ganze im Konzert nicht einfach abrupt aufhört, überlassen Leo Duarte, seine Musiker und sämtliche Protagonisten dem Finale von Sosarme das letzte Wort. Nach der Pause gab es mit Händels Konzert Nr. 1 g-Moll für Oboe und Streichorchester (HWV 287) noch eine weitere Einfügung, sozusagen in eigener Sache - da griff der gelernte Oboist Duarte nämlich selbst zur Oboe. Der italienische Counter Francesco Giusti stattete Fernando, den König von Kastilien, mit einem originell metallenem Timbre aus. Der britische Counterkollege Nicolas Scott war der königliche Kollege aus Portugal. Mezzosopranistin Ciara Hendrick überzeugte als seine auf Versöhnungskurs eingestellte Gattin Isabella, Susanne Fairbairn als deren Tochter. Der Crash im Hause Portugal entbrannte, weil Prinz Alfonso (mit etwas diffusem Alt: Charlie Morris) die Macht an sich reissen und den außerehelichen Sohn des Königs Scanio ausschalten wollte. Für den war kurzfristig der Countertenor James Laing eingesprungen. Frederick Long komplettierte das Protagonisten-Ensemble als finsterer portugiesischer Premierminister Altomaro. FAZIT Mit dieser konzertanten Uraufführung eines Fragmentes kommen die Händelfestspiele ihrem Anliegen einer umfassenden Werkpflege beispielhaft entgegen. Dass Fernando in Händels London der Vorgänger des aktuell vom Opernhaus beigesteuerten Orlando war, ist eine zufällige aber hübsche Pointe der angepassten Festspielplanung. Weitere Rezensionen zu den Händel-Festspielen 2022 in Halle
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ProduktionsteamMusikalische Leitung und Oboe
Opera Settecento
Solistinnen und Solisten
Fernando, König von Kastilien Dionisio, König von Portugal
Isabella, seine Gattin
Alfonso, Isabellas Sohn Elvira, ihre Tochter Scanio, außerehelicher Sohn des Dionisio Altomaro, Premierminister des Dionisio
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