Von Thomas Molke

Nachdem in den letzten beiden Jahren die Händel-Festspiele in Händels Geburtsstadt Halle (Saale) der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen sind, kehren sie nun mit einem ganz besonderen Jubiläum zurück. Vor 100 Jahren gründete sich in Halle ein großer Ehrenausschuss unter dem Vorsitz des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Rive und veranstaltete vom 25. bis 28. Mai 1922 ein viertägiges "Händel-Fest", das gewissermaßen als Beginn der künftigen Händel-Festspiele betrachtet werden kann. So gibt es in diesem Jahr noch mehr Grund den wohl "berühmtesten Sohn der Stadt" an "authentischen Händel-Orten" bei dem wohl größten Musikfest in Sachsen-Anhalt zu feiern. Neben einer besonderen Hommage an die Veranstaltungen des damaligen ersten "Händel-Festes" und einem großen Staraufgebot an international berühmten Preisträger*innen werden auch zahlreiche Programmpunkte aus den vergangenen beiden Jahren nachgeholt, die wegen der Pandemie abgesagt werden mussten.

Als große Opernproduktion steht in diesem Jahr in der Oper Halle Orlando auf dem Programm. Diese Zauberoper, die auf Ludovico Ariosts berühmtem Epos Orlando furioso basiert, wurde 1922 als erste Oper Händels im damaligen Stadttheater aufgeführt. Die Premiere findet am 27. Mai 2022 um 19.00 Uhr statt. In der Titelpartie ist Xabier Sabata zu erleben. Franziska Krötenheerdt übernimmt die Partie der Angelica. Die Partie des Medoro wird von Yulia Sokolik interpretiert. Für die Inszenierung zeichnet Walter Sutcliffe verantwortlich, der hier zuletzt Regie bei Brockes-Passion geführt hat, die in diesem Jahr auch wieder aufgenommen wird. Die musikalische Leitung des Händelfestspielorchesters Halle liegt in den Händen von Christian Curnyn. (Weitere Aufführungen: 29. Mai 2022 um 15.00 Uhr, 4. und 10. Juni 2022 um 19.00 Uhr)

Als Wiederaufnahme der Oper Halle steht am 2. und 12. Juni 2022 um 19.00 Uhr bzw. 15.00 Uhr Brockes-Passion auf dem Programm. Das Passions-Oratorium "Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus" war eigentlich als szenische Produktion für die Händel-Festspiele 2021 geplant. Als Evangelist ist Robert Sellier zu erleben. Die Partie des Jesus übernimmt Michael Zehe. Händel-Preisträgerin Romelia Lichtenstein interpretiert unter anderem die Rolle der Maria.

Neben Orlando erklingen auch die beiden Oratorien, die 1922 beim "Händel-Fest" aufgeführt worden sind. Händels Susanna wird am 29. Mai 2022 um 16.00 Uhr im Dom zu Halle in der Strichfassung nach Arnold Schering gespielt, die damals in Halle zu hören war. Händels Semele ist am 5. Juni 2022 um 11.00 Uhr in der Georg-Friedrich-Händel Halle in der deutschen Fassung von Alfred Rahlwes zu hören.

Natürlich dürfen auch Veranstaltungen im pittoresken Goethe-Theater Bad Lauchstädt, das mittlerweile seit über 50 Jahren als historische Spielstätte zu den Aufführungsorten für die Festspiele gehört, nicht fehlen. Nach Rinaldo und Giustino gibt es in diesem Jahr mit der Compagnia Marionettistica Carlo Colla e Figlio Ariodante am 28. und 29. Mai 2022 um 14.30 Uhr und am 30. Mai 2022 um 19.00 Uhr. Die musikalische Leitung der Lautten Compagney Berlin liegt in den Händen von Händel-Preisträger Wolfgang Katschner. Ab 10. Juni 2022 gibt es dann um 19.00 Uhr als Koproduktion mit dem Concert Royal Köln Hasses Pasticcio Caio Fabriccio in einer Bearbeitung von Händel. Die musikalische Leitung übernimmt Nicolas Kierdorf. In der Titelpartie ist Lukasz Konieczny zu erleben. (Weitere Termine: 11. und 12. Juni 2022 um 14.30 Uhr)

Auch das Carl-Maria-von-Weber-Theater in Bernburg ist erneut Spielstätte des Festspiele. Am 5. und 6. Juni 2022 gibt es jeweils um 15.00 Uhr Händels Siroe, Re di Persia in einer Inszenierung des südafrikanischen Tenors und Opernregisseurs Kobie van Rensburg, der für den Einsatz moderner Video- und Animationstechnik in seinen Arbeiten bekannt und begehrt ist. Bei der Aufführung handelt es sich um eine Koproduktion mit den Donau Festwochen Strudengau 2021, wo die Produktion m letzten Sommer ihre Premiere feierte. Die musikalische Leitung des L'Orfeo Barockorchesters übernimmt Erich Traxler.

Weitere Höhepunkte sind:
- die Uraufführung des Fragments Fernando, Re di Castiglia in den Franckeschen Stiftungen am 31. Mai 2022 um 19.00 Uhr,
- die Kantate Aminta e Filide: Arresta il Passo im Festsaal Leopoldina am 4. Juni 2022 um 16.00 Uhr,
- das Oratorium La Bellezza ravveduta nel trionfo del Tempo e del Disanganno in der Konzerthalle Ulrichskirche am 5. Juni 2022 um 19.30 Uhr,
- Musik aus Tamerlano-Vertonungen von Händel und seinen Zeitgenossen unter dem Titel Timur und Bayezid am 8. Juni 2022 um 19.30 Uhr im Löwengebäude und
- ein Konzert unter dem Titel Angelica diabolica und die Heldinnen von Orlando furioso mit Werken von Händel, Porpora und Zeitgenossen am 11. Juni 2022 um 19.30 Uhr in der Konzerthalle Ulrichskirche.

Hinzu kommen zahlreiche Festkonzerte mit Preisträgerinnen und Preisträgern. Zu nennen sind hier:
- Philippe Jaroussky am 28. Mai 2022 um 20.00 Uhr in der Georg-Friedrich-Händel Halle,
- Iestyn Davies am 29. Mai 2022 um 11.00 Uhr in den Franckeschen Stiftungen,
- ein Recital mit Ragna Schirmer am 29. Mai 2022 um 19.30 Uhr im Löwengebäude,
- Jordi Savall am 3. Juni 2022 um 19.30 Uhr in der Georg-Friedrich-Händel Halle und
- Vier auf einen Streich mit Vivica Genaux, Valer Sabadus, Wolfgang Katschner und Axel Köhler am 10. Juni 2022 um 19.30 Uhr in der Georg-Friedrich-Händel Halle.

Vom 30. Mai 2022 bis zum 1. Juni 2022 gibt es von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr im Händel-Haus eine internationale wissenschaftliche Konferenz zum Thema "Orlando und die Geschichte der Opern Händels im 20. und 21. Jahrhundert".

Den Abschluss bildet wie immer das traditionelle Open-Air-Konzert in der Galgenbergschlucht mit Feuerwerk am 12. Juni 2022 um 21.00 Uhr.

Das komplette Programm finden Sie hier.