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Händel-Festspiele 2022 in Halle (Saale)27.05.2022 - 12.06.2022 Siroe, Re di Persia
Oper in drei Akten (HWV 24) Aufführungsdauer: ca. 2 h 30' (eine Pause) Koproduktion mit den Donaufestwochen in Strudengau 2021 Aufführung im Carl-Maria-von-Weber-Theater Bernburg am 5. Juni 2022 |
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Immer Ärger mit den Royals Von Joachim Lange / Fotos: © Reinhard Winkler (von den Donaufestwochen in Strudengau) Seit einigen Jahren gehört das Carl-Maria-von-Weber-Theater in Bernburg zu den Spielstätten, die von den Händelfestspielen in Halle außerhalb der Saalestadt genutzt werden. Neben dem Goethe-Theater Bad Lauchstädt gehört das gleich neben dem Bernburger Schloss gelegene Theater mittlerweile zu den beliebtesten Spielstätten der Festsspiele. Auch der Kobie van Rensburg war hier 2019 mit seiner Version von Händels Atalanta schon einmal bejubelter Regie-Gast. Siroe, Re di Persia gehört zu den eher selten gespielten Händelopern. Die beiden jüngsten Aufführungen gab es denn auch bei den Händelfestspielen in Göttingen 2013 und davor 2010 in Bad Lauchstädt. In Göttingen hatte Immo Karamann die Geschichte sozusagen modern überschrieben. Kobie van Rensburg macht jetzt in Bernburg mit modernen Mitteln genau das Gegenteil. Aus der auf eine Vorlage von Librettistenstar Pietro Metastasio zurückgreifenden Geschichte würde man heute eine ganze Serie machen, um den Wechsel von guten und schlechten Zeiten durchzudeklinieren…. Was die Ballung von Boshaftigkeiten, Intrigen, Missverständnissen und jähen Wendungen betrifft, können es die geistigen Vorfahren mit heutigen Script-Erfindern jedenfalls aufnehmen. Der Aufnahmefähigkeit der alten Stoffe beim heutigen Publikum kommt diese Verwandtschaft allemal entgegen. In Händels 1728 uraufgeführter Oper Siroe geht es - wie so oft - in einem Königshaus zur Sache. Obwohl die Oper so heißt, ist Siroe (Altus Clint van der Linde gibt ihn als den bedrängten Sympathikus) noch gar nicht der König von Persien, sondern nur der Kronprinz. In der Geschichte geht es um den Dauerclinch, den es bei der geplanten Thronübergabe vom herrschenden Vater Cosroe an den Erstgeborenen gibt. Matthias Helm bewältigt diesen persischen König mit einer für Händels Verhältnisse erstaunlich ausführlichen, Basspartie höchst überzeugend. Kompliziert wir das Ganze, weil sein nicht sehr sympathischer jüngerer Bruder Medarse nicht nur selbst scharf auf die Krone ist, sondern auch bereit, zu jedem Intrigenmittel zu greifen, um sie zu bekommen. Altus Nicholas Hariades ist dieser Fiesling vom Dienst. Pikanter Schwung kommt in diesen Machtkampf, weil es die in Siroe heimlich verliebte Prinzessin Emira (Sopranistin Annastina Malm), die aber dessen Vater tödlich hasst, inkognito, als Mann Idaspe verkleidet, bis zum engsten Vertrauten des Königs bringt. Der geplante Königsmord und die heimliche Liebe zum Thronfolger - dazu der Auftritt als Mann - Händel traut hier einer Frau schon allerhand zu. Dazu kommt, ein loyaler Staatsdiener Arasse (Bassist Philipp Kranjc) dessen Schwester Laodice (Sopranistin Amelie Müller) als Maitresse des Königs eigentlich auf den Junior scharf ist. … Es ist halt das Musterbeispiel einer gepfefferten Sex-and-Crime Mischung a la Metastasio. So anschaulich wie bei Kobie van Rensburg hier das Schwert des Henkers über dem unschuldigen Haupt Siroes hängt, ist man froh, dass das lieto fine gattungsbedingt unausweichlich ist. Das boshafte Aufblitzen und die Ihr-werdet-euch-noch-wundern-Geste des gerade begnadigten Fieslings Medarse inklusive. Kobie van Rensburg hat seine spezielle Mischung aus Blue-Screen-Technologie und Videoanimation, also die zeitgleich präsentierte Melange aus kostümierten Live-Sängern in der unteren Bühnenhälfte und deren Ergänzung mit einer Computer-animierten Tausendundeine Nacht Kulisse auf der Leinwand der oberen Hälfte inzwischen zur Perfektion getrieben. Ein digitalisierter Postbarock, der einfach Spaß macht. Von den den fliegenden Teppichen als gängiges Individual-Transportmittel bis zu einer ganzen Luftschiff-Flotte für Kriegseinsätze oder die wundersamen orientalischen Zaubertelefone. Das L’Orfeo Barockorchester unter Leitung von Erich Traxler sorgte bei diesem, mit den Donaufestwochen im Strudengau 2021 koproduzierten Opernmärchen in Bernburg für den musikalischen Drive, der das Ganze rundum zu einem Vergnügen machte. Der Jubel in Bernburg war entsprechend. FAZIT Kobie van Rensburg steuerte mit seiner originellen eigenen Inszenierungsmachart einen opulenten Opernnachmittag zu den Festspielen bei. Obwohl mit zwei Countern versehen, hinterließ diesmal der Bassist unter den Protagonisten den stärksten vokalen Eindruck. Weitere Rezensionen zu den Händel-Festspielen 2022 in Halle
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ProduktionsteamMusikalische Leitung Inszenierung, Bühne und Video
L'Orfeo Barockorchester
Solistinnen und Solisten
Cosroe, König von Persien Siroe, sein erster Sohn
Medarse, sein zweiter Sohn Emira, Prinzessin von Cambaja Laodice, Schwester Arasses Arasse, General der persischen Armee
Weitere |
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